Kreis Olpe. Die Corona-Ausnahmeregelungen sorgen im Einzelhandel für Wirbel: Größere Modegeschäfte und Elektronik-Fachmärkte sind die Leidtragenden.
Die einen freuen sich, dass sie am Montag ihre Läden wieder aufschließen können, die anderen spucken Gift und Galle. Dass die große Politik dem sogenannten großflächigen Einzelhandel über 799 Quadratmetern einen Riegel vorschiebt, aber auch hier Ausnahmen macht, trifft auf Unverständnis: „Es ist der Gipfel, wenn sich Minister Karl-Josef Laumann da hinstellt und erklärt, Babyfachmärkte und Möbelgeschäfte dürften öffnen, die Modebranche aber nicht“, sagt beispielsweise Michael Fischer, Chef des Traditionsunternehmens Mode Fischer mit Standorten in Elspe und Altenhundem.
Der Zorn hat einen Grund: Fischers Läden in Elspe und Altenhundem sind rund 1300 bis 1400 Quadratmeter groß und müssen bis 4. Mai geschlossen bleiben. Dabei zeigt Fischer durchaus Verständnis für die Corona-Beschränkungen, aber nicht für die Ungleichbehandlung: „Die Mode- und Textilbranche hat jetzt schon einen Schaden davongetragen, der kaum zu beziffern ist. Aber was jetzt passiert, ist eine unfassbare Ungerechtigkeit. Das ist nicht mehr nachvollziehbar und spaltet die Gesellschaft.“ Wenn schon eine Beschränkung, dann für alle gleich: „Warum nicht am 4. Mai für alle?“
Mundschutz keine Pflicht
Nach den bisher vorliegenden Informationen, so Fischer, gehe er davon aus, dass er seine größeren Geschäfte erst dann, also ab Montag, 4. Mai, öffnen dürfe, nur die kleineren (Outlet/Brautstudio) vorher. Dann liege die Grenze bei 2500 Quadratmetern, die großen Modegeschäfte in den Großstädten könnten damit immer noch nicht öffnen.
Seinen Mitarbeitenden, so Fischer, sei freigestellt, ob sie im Verkauf einen Mundschutz nutzten, die Kassen würden durch maßgeschneiderte Plexiglas-Scheiben geschützt.
Fast alle kleiner als 800 qm
Ganz anders die Gemütslage bei Peter Enders (Mode Maiworm) und Hildegard Dahlenkamp (Schuh Mann). Enders, auch Vorsitzender von Olpe Aktiv: „Die Politik hat sich offenbar am Baurecht orientiert. Ob das richtig oder falsch ist, lasse ich mal dahingestellt.“
Großflächiger Handel
Winfried Quast, Leiter des Olper Stadtplanungsamtes, kann über die von der Politik gesetzte 800 Quadratmetergrenze aufklären: „Ab dann beginnt der sogenannte großflächige Einzelhandel. Früher lag diese Grenze bei 699 Quadratmeter. 2005 hat das Bundesverwaltungsgericht entschieden, diese Grenze auf 799 Quadratmeter anzuheben.“
Die Mode Maiworm-Läden seien alle kleiner als 800 Quadratmeter. Enders: „Wir sind ab Montag am Start. Den Mitarbeitenden ist es freigestellt, ob sie einen Mundschutz tragen möchten. Es gibt Desinfektionsmittel, zudem Abklebungen, ähnlich wie in Lebensmittelläden.“ Die rund 110 Beschäftigten in den 14 Mode-Geschäften - u. a. in Olpe und Attendorn - seien jedenfalls froh, wieder arbeiten zu können.
Das gilt auch für die Schuhverkäuferinnen von Hildegard Dahlenkamp aus Rüblinghausen, Leiterin der „Schuh Mann“-Filiale in der Olper Martinstraße: „Gott sei dank. Am Montag geht es ab 9 Uhr wieder los.“ Das sei nach viereinhalb Wochen Zwangspause eine Erlösung. Die Schuh-Mann-Filialen seien alle kleiner als 800 Quadratmeter.
Die etwa zehn noch in Kurzarbeit befindlichen Mitarbeiterinnen würden dann alle Mundschutz tragen. Wie sie selbst auch.
Expert Klein auch betroffen
In der Stadt Olpe, so der Leiter des Stadtplanungsamtes, Winfried Quast, sei von der aktuellen Regelung nur der Elektronikfachmarkt Expert Klein negativ betroffen, der mit seiner Verkaufsfläche die 800 Quadratmeter überschreite. Alle anderen größeren Geschäfte wie beispielsweise Möbelhändler, der Raiffeisenmarkt oder Baumärkte seien vom Schließungserlass nicht betroffen.
Eine Stellungnahme aus der Expert-Klein-Zentrale war am Freitag nicht zu erhalten.