Kreis Olpe. Eine Apotheke aus dem Kreis Olpe bot kürzlich Corona-Schnelltests an. Wie verlässlich sind diese Tests? Warum die Experten zur Vorsicht mahnen.

Nicht nur im Internet verkaufen diverse Firmen immer mehr Corona-Schnelltests. Auch eine Apotheke aus dem Kreis Olpe machte kürzlich auf ihrer Facebook-Seite Werbung für ein solches Testverfahren. Das Angebot klingt verlockend, nahezu revolutionär: Testergebnis nach nur 15 Minuten, einfache Handhabung, TÜV-zertifiziert, Erkennung ab dem vierten Krankheitstag. Doch sind diese Tests wirklich zuverlässig? Experten mahnen zur Vorsicht.

Innerhalb weniger Stunden wird der Facebook-Beitrag der Apotheke aus dem Kreis Olpe mehrfach geteilt. Kein Wunder. Schließlich liest sich der Facebook-Post wie ein Durchbruch in der Corona-Forschung. Warum auf einen Termin beim Gesundheitsamt warten, wenn ich mich ganz einfach selbst testen kann? Doch so einfach ist das nicht. „Corona-Schnelltests sind zur Zeit noch nicht geeignet nach Kontakt mit einer infizierten Person vor kurzer Zeit ein zuverlässiges Ergebnis zu liefern“, betont Stefan Spieren, Hausarzt in Hünsborn und Vorsitzender des Ärzteverbundes Südwestfalen. „Es besteht die Gefahr, dass der Schnelltest ein negatives Ergebnis zeigt, obwohl die getestete Person bereits infektiös ist.“

Der Anbieter, bei dem die Apotheke aus dem Kreis Olpe ihre Schnelltests bestellt hat, spricht von einer Genauigkeit von bis zu 98,8 Prozent und einer Tauglichkeit für Kliniken, Krankenhäuser, Betriebsärzte, Arztpraxen und Labore. Olaf Deppe ist Labormediziner und arbeitet bei der Laborunion. „Meiner Meinung nach ist vom Einsatz von IgM/IgG-Schnelltests momentan in jedem Fall abzuraten“, so Olaf Deppe. „Was später sein wird, ist sicher noch unklar.“

Antikörper brauchen Zeit

Aber warum sind diese Schnelltests so unsicher? Bei dem Schnelltest, den die Apotheke aus dem Kreis Olpe angeboten hatte, handelt es sich nach Angaben des Herstellers um einen Antikörpertest (IgM- und IgG-Antikörpern gegen Covid-19). Das heißt, mit Hilfe eines Bluttropfens wird getestet, ob der Körper Antikörper gebildet hat. Ähnlich wie ein HIV-Test. Letzteren darf man übrigens erst zwölf Wochen nach einer potenziellen Infizierung durchführen, um ein sicheres Ergebnis zu erlangen.

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Verena Hallermann, Redakteurin Olpe 
Von Verena Hallermann

Vergleichbar verhält es sich beim Coronavirus. Bis die Antikörper im Blut nachzuweisen sind, dauert es. Und so lange die Viren in den oberen Atemwegen sitzen, sprich im Rachenraum, ist ein Abstrich sinnvoll. Kurz: Diese Tests können ein falsches Ergebnis liefen. Die Apotheke aus dem Kreis Olpe hatte Kauf-Interessenten übrigens geraten, sich bei der Durchführung des Testes an einen Arzt zu wenden.

„Industriell werden gerade Antikörpertests für die Hochdurchsatzautomaten der professionellen Labors vorbereitet. Schnelltests in Form der Antikörpertests werden dringend benötigt, sie kommen aber verfrüht“, erklärt Michael Färber, Leiter des Fachbereichs Jugend, Gesundheit, Soziales des Kreises Olpe. „Sie können unsere Tests noch nicht ersetzen.“ Viele dieser Corona-Schnelltests sind zertifiziert. Doch das hat kaum eine Aussagekraft. Denn nach den EU-Regeln können Firmen ihre Tests selbst zertifizieren lassen, auch eine unabhängige Prüfung ist nicht erforderlich. Allerdings macht es diese Zulassung dem Kreis Olpe als Apotheken-Aufsicht unmöglich, den Verkauf dieser Schnelltests zu verbieten. „Wir haben keine Handhabe, etwas dagegen zu tun“, so Färber.“

Falsche Sicherheit

Ulf Ullenboom ist der Inhaber der Apotheke am Markt in Olpe und Vorsitzender des Apothekerverbandes Westfalen-Lippe Bezirksgruppe Olpe. Er verkauft keine Corona-Schnelltests. Aus einem einfachen Grund: „Ich verzichte darauf, weil ich eben noch keine Information darüber habe, dass die richtig gut sind“, so Ullenboom. „Im schlimmsten Fall können solche Tests eine falsche Sicherheit vermitteln. Momentan warten alle auf vernünftige Antikörper-Tests.“ Der Apotheker bezieht sich unter anderem auf Angaben der Verbraucherzentrale NRW. Diese empfiehlt, die Finger von den Schnelltests zu lassen – und sich stattdessen bei Symptomen telefonisch an den Hausarzt zu wenden.

Die Apotheke aus dem Kreis Olpe hat ihren Facebook-Post nun gelöscht. Sie bietet die Schnelltests auch nicht mehr an. Auf Nachfrage teilt man uns mit, dass man weiterhin der Meinung sei, dass diese Tests – ergänzend – sinnvoll seien. Denn rückblickend auf eine Erkältung seien sie hilfreich. Allerdings könnten die Menschen die Test-Ergebnisse unter Umständen falsch interpretieren, man wolle nicht für Verwirrung sorgen.