Kreis Olpe. Um eine Corona-Welle in Seniorenheimen zu vermeiden, will der Kreis Olpe seine Teststrategie ändern. Allerdings fehlen Personal und Testmaterial.
Vor allem Ältere und Menschen mit Vorerkrankungen gehören in der Coronakrise zur Risikogruppe. Das hat der Fall des 78-jähriges Mannes aus Finnentrop ein Mal mehr gezeigt, der am Sonntag in der Helios Klinik in Attendorn verstorben war. Deswegen geraten jetzt auch zunehmend Seniorenheime in den Fokus. Experten warnen vor einem ausbrechenden „Flächenbrand“, der sich bereits in einem Wolfsburger Heim gezeigt hat. Und auch der Kreis Olpe möchte gegen eine derart verheerende Infektionswelle vorgehen – unter anderem mit einer geänderten Teststrategie.
Mitarbeiterin im Caritas-Haus Olpe mit Coronavirus infiziert
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Nachdem am Wochenende bekannt geworden war, dass eine Mitarbeiterin im Caritas-Zentrum Gerberweg in Olpe positiv auf Corona getestet worden war, hat der Kreis Olpe jetzt offenbar seine bisherige Teststrategie geändert. So werden nun auch alle Personen getestet, die in medizinischen oder pflegerischen Bereichen arbeiten, wenn bei ihnen Krankheitssymptome auftauchen. Sonntagnachmittag wurden im Caritas-Zentrum Gerberweg in Olpe alle Mitarbeitenden und alle rund 90 Bewohner, also allein 200 Personen, getestet. Das bestätigte Karina Reimann aus der Geschäftsleitung des Caritasverbandes für den Kreis Olpe. Ob der Kreis diese Linie beibehalten kann und wird, ist allerdings ungewiss.
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Denn: „Es stehen weder genügend Personal noch Testmaterial zur Verfügung, um bei jeder Person mit Atemwegserkrankungen einen Abstrich zu nehmen“, so Landrat Frank Beckehoff.
Die neue Entwicklung wird natürlich auch bei vielen anderen Trägern von Senioreneinrichtungen im Kreis Olpe verfolgt. Eine spontane Umfrage unserer Redaktion ergab: Mit unverändert hohen Hygienestandards und einem lückenlosen und konsequenten Betretungsverbot hoffen die Träger, den „worst case“ zu verhindern: einen Corona-Fall in einem Seniorenhaus, dort, wo ausschließlich Risiko-Patienten leben.
Polnische Pflegekräfte können nicht nach Deutschland einreisen: Kurzzeitpflege stark gefragt
Ulrike Klein, Leiterin der Seniorenhäuser der Katholischen Hospitalgesellschaft Südwestfalen: „Ich bete jeden Tag. Bis jetzt hatten wir noch keinen bestätigten Fall in einem unserer Häuser, lediglich bei zwei Mitarbeiterinnen gab es einen Verdacht.“ Bei Bewohnern habe es auch das noch nicht gegeben: „Gott sei dank.“
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Ulrike Klein versicherte im Gespräch mit unserer Redaktion, dass die Angehörigen bisher durchweg Verständnis für das strikte Betretungsverbot gezeigt hätten: „Das funktioniert gut.“ Ihre Gefühlslage beschreibt sie mit den Worten: „Es herrscht hier keine Panik, aber auch keine Gelassenheit.“ Die vier Seniorenhäuser der Hospitalgesellschaft in Olpe, Rüblinghausen, Altenhundem und Rothemühle mit über 210 Bewohnern seien voll belegt, auch die Nachfrage nach Kurzzeitpflege sei enorm: „Hier ist die Resonanz besonders groß, da zahlreiche polnische Pflegekräfte nicht nach Deutschland einreisen können.“
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Ebenfalls noch Corona-frei sind die beiden Seniorenhäuser der Gesellschaft der Franziskanerinnen zu Olpe, wie Ronald Buchmann, Regionalleiter für die GFO-Seniorenhäuser, auf Anfrage versichert: „Das gilt sogar für alle GFO-Senioreneinrichtungen. Und da sprechen wir von 800 bis 900 älteren Menschen. Ich hoffe zwar, dass das so bleibt, reche aber nicht damit.“
In Sterbesituationen wird eine Ausnahme hinsichtlich des Betretungsverbots gemacht
Auch bei der GFO werde das Betretungsverbot strikt eingehalten, lediglich für Sterbesituationen würden Ausnahmen gemacht.
Die GFO betreibt im Kreis Olpe zwei Seniorenhäuser, das Gerhardushaus in Drolshagen und den Franziskanerhof in Attendorn – mit insgesamt über 150 Senioren.
Auf Corona-Tests im großen Stil angesprochen, sagte Buchmann: „Das kommt nur in Frage, wenn es einen begründeten Verdacht gibt, aber nicht für alle Bewohner vorsorglich.“