Kreis Olpe. In den Wäldern im Kreis Olpe herrschten viele Konflikte. Von Idylle war nur wenig zu spüren. Ein erschossener Waldarbeiter sorgte für Spannungen.
„Ein Pfui über solche erbärmliche Wilddiebe, welche solch Elend in die Welt setzen, welche noch nicht malhören wollen, nachdem unsere Geistlichkeit in allerbester Absicht so häufig von der Kanzel herab ganz eingehend darauf hingewiesen haben, welch sündhaftes und gemeingefährliches Handwerk das Wilddieben ist.“
Diese scharfen Worte wählt Revierförster Jagemann aus Oberhundem im Jahr 1909. Sie lassen vermuten, wie es damals in den Wäldern im Kreis Olpe zuging. Mit Idylle, Romantik und Harmonie habe der Waldspaziergang wenig zu tun gehabt. Es war mehr eine „Heimliche Jagd“. Und so heißt auch das neue Buch von Peter Bürger, Winfried Scherer, Martin Vormberg und Otto Höffer. Auf den knapp 300 Seiten werden die historischen Waldkonflikte im Kreis Olpe thematisiert. Bürger selbst sagt, dass es ein „Krieg im Wald“ war.
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Insbesondere das Jahr 1909 sei in die Kreisgeschichte eingegangen. „Der Oberhundemer Waldarbeiter Anton Dörrenbach wird von einem Jagdaufseher erschossen. Es folgte ein Racheakt mit Dynamit. Nach dem ersten Weltkrieg war die Wilderer-Szene mit neuen Waffen ausgestattet. Fischfrevler in Olpe setzten Sprengkörper ein. G. R. aus Marmecke fand den Tod durch eine Försterkugel. Das [Sauerländische, Anm.d.Red.] Kreisblatt brachte Alarmmeldungen zur Wilderei und Vorgaben zum Schusswaffengebrauch der Ordnungskräfte“, erzählt Peter Bürger. Die damalige Tageszeitung berichtete über die Ereignisse.
Eine starke Dorfgemeinschaft
Förster Jagemann soll demnach Anton Dörrenbach umgebracht haben. Daraufhin stößt dieser auf den Hass der Dorfbewohner. „Botschaft: Jagemann – sei er nun paranoid oder nicht – soll doch einfach Oberhundem verlassen, das wäre für alle Beteiligten das Beste“, das ist nur ein Auszug vieler Leserbriefe, die dem Volksblatt zugekommen sind.
Doch Dörrenbach blieb nicht der einzige, der umgebracht wurde. In den Tiefen des Waldes herrschte ein gefährliches und von Konflikten geprägtes Territorium.
Der Dörrenbach-Fall wurde vor einem Staatsanwalt verhandelt. Dieser sprach Jagemann allerdings frei. Es sei Notwehr gewesen. Kurze Zeit nach der Verkündigung ändert sich alles jedoch wieder schlagartig und das Volksblatt schreibt, dass das Verfahren noch nicht beendet sei. Aufgrund der Widersprüche haben die Autoren des Werks „Heimische Jagd“ mehrere Grundfragen zu diesem Fall aufgestellt: „Hatte Anton Dörrenbach das Gewehr nun nur umgehängt (eventuell gar auseinandergeschraubt) oder anschlagbereit in der Hand, als der tödliche Schuss fiel? Wie weit stand er zu diesem Zeitpunkt vom Forstaufseher entfernt? War er allein oder in Begleitung im Wald?“
Konflikte auch in Wittgenstein
Aufgrunddessen sei es absehbar gewesen, dass die Dorfgemeinschaft noch stärker zusammenhielt: „Kein Wunder, daß die ganze Bevölkerung der Gemeinde Oberhundem. wie ein Mann zu ihren wildernden Dorfinsassen und erbittert gegen den neuen Förster Jagemann hielten, dem der Rufäußerster Schärfe gegen Wilderer vorausging, und daß sich alles nun erst recht ein Vergnügen daraus machte, ihm einen Streich zu spielen und die besten Tiere sozusagen vor der Nase abzuschießen.“
In dem Werk der kriegerischen Zeiten im Wald gibt es noch zahlreiche weitere Fälle, die die Autoren ausgiebig recherchiert und bis in die heutige Zeit verfolgt haben.
Ein ähnliches Buch ist auch für Wittgenstein und das Siegerland erhältlich (492 Seiten; 19,80 Euro). „Beide Neuerscheinungen sind ein wichtiger Beitrag zur regionalen Jagdgeschichte“, sagt Peter Bürger. Sie können überall im nahen Buchhandel bestellt werden.