Attendorn. Walter Alsleben ist seit 50 Jahren als Schriftführer und Chronist bei der Kölner Poorte aktiv. Am Freitag hört er auf.

„Ich habe es mit den Vereinen“, sagt Walter Alsleben. Seit 50 Jahren gehört er der SGV-Abteilung an und bekleidet dort seit vielen Jahren das Amt des 1. Wanderwarts, Schriftführer war er auch. Seit einem halben Jahrhundert ist Alsleben, der mit seiner Ehefrau Jutta in Attendorn ein bekanntes Herrenmodegeschäft geführt hat, Mitglied im Tennisclub Blau-Weiß. Bei den Heimspielen des SV 04 ist der noch 72-Jährige Stammgast.

Aber sein Vereinsherz gehört der Kölner Poorte, wo Walter Alsleben seit 50 Jahren als Schriftführer und Chronist aktiv ist. „Ich schreibe auf, wie viele Poskebrüder beim Holzstellen waren, wo die Kölner Poorte Holz geholt hat und wie viel“, sagt Walter Alsleben beim Besuch unserer Zeitung. Der Schriftführer macht sich auch Notizen darüber, was alles an Ostern, dem Picknick oder dem Oktoberfest passiert ist. Früher gehörten auch eigene Karnevalsveranstaltungen dazu. Das wird alles penibel im Buch des Schriftführers notiert und auf den Jahreshauptversammlungen mit vielen Anekdoten erzählt.

Fußball statt Osterkreuz

Einmal wurde Walter Alsleben am Karsamstag kalt erwischt. „Da musste ich mit“, konnte sich der Attendorner nicht drücken. Ehefrau Jutta hatte zum 60. Geburtstag zwei Eintrittskarten für das Bundesligaspiel auf Schalke gegen Hoffenheim.

Schweren Herzens fuhr er mit nach Gelsenkirchen, während seine Kölner Poorte das Osterkreuz schlug, zum Abmessen auf den Alten Markt brachte und von dort auf den Osterkopp zog. Der Schriftführer hatte aber Glück im Unglück. Wegen des schlechten Wetters verzögerte sich der Ablauf, so dass Alsleben rechtzeitig vor dem Wurstessen seiner Poorte wieder zu Hause war.

Als Walter Alsleben im Jahr 1970 das Amt von Ferdi Rauterkus übernahm, war er längst ein leidenschaftlicher Poskebruder. „Ich bin schon mit sieben oder acht Jahren mitgegangen“, blickt der im Kölner Tor geborene und aufgewachsene Hansestädter zurück. Seine Karriere in der 1922 gegründeten Kölner Poorte begann mit dem Einsammeln des Langstrohs bei den umliegenden Bauern. Schon damals waren Freunde wie Theo Köper dabei, der heute noch am Abend des Ostersonntages die uralte Lüchte (Prozessionsleuchte) der Poorte aus dem Kölner Tor trägt.

Abschied lange angekündigt

Walter Alsleben folgte vor 50 Jahren dem Ruf des damaligen Poskevaters Franz Reising: „Die Jugend muss das machen.“ Reising sagte das natürlich auf Plattdeutsch. Gewählt wurde Alsleben für vier Jahre. „Ich hätte mir nicht vorstellen können, dass ich das mal 50 Jahre machen würde“, schmunzelt der Attendorner. „Jetzt gehöre ich selbst zu den Ältesten. Und deshalb müssen Jüngere ran.“ Seinen Abschied als Schriftführer hat er lange angekündigt. Auf der Jahreshauptversammlung am Freitagabend - an diesem Tag wird er 73 Jahre alt - stellt sich Walter Alsleben nicht mehr zur Wiederwahl.

In seiner jahrzehntelangen Amtszeit hat Alsleben fünf Poskeväter erlebt: Franz Reising (bis 1973), den unvergessenen Paul „Lehmann“ Hundt (bis 1992), „Allo“ Neu, „Hansel“ Gerbe und den im letzten Jahr gewählten Jürgen Koopmann. In der Amtszeit von Paul Hundt entstand die große Hütte auf dem Osterkopp hoch über der Stadt Attendorn. „Früher waren mehr Originale dabei“, erzählt Walter Alsleben und blättert in einem Buch der Kölner Poorte mit vielen Fotos von Michael Lammert. Paul Hundt war so ein Original. „Mit ihm hatten wir sehr viel Spaß“, erinnert sich der scheidende Schriftführer an die eine oder andere lustige Anekdote.

Viele Namen und Erinnerungen

Unvergessen sind auch Ernst Hundt, der „falsche Lehmann“ und Bruder des Poskevaters, Herbert Dingerkus aus Elspe, die „Gebrüder Blattschuss“ Bruno und Willi Ochel, Herbert Teipel, Bruno Schlüter, „Kalla“ Heuel, „Gebe“ Bettig oder Erwin Schulte, in dessen ehemaliger Schreinerei das Schlachtfest der Kölner Poorte durchgeführt wurde. Walter Alsleben könnte noch viele Namen aufzählen.

Der Kölner Poorte bleibt Alsleben nach seinem Abschied als Schriftführer natürlich erhalten. Schon jetzt geht er fünf bis sechs Mal im Jahr zum Seniorentreffen auf den Kopp. „Ich würde Ostern nie wegfahren. Das ist für mich der höchste Feiertag im Jahr“, verrät der noch 72-Jährige kein Geheimnis.