Attendorn. Der Attendorner Automobilzulieferer Mubea will die Erfolgsstory der letzten Jahre fortsetzen. Dafür nimmt das Unternehmen viel Geld in die Hand.
Bei der Weihnachts- und Jubilarfeier im letzten Jahr hatte Dr. Thomas Muhr die Mitarbeiter auf „schwierige Rahmenbedingungen“ eingeschworen und Maßnahmen angekündigt, um das „Haus sturmfest“ zu machen.
„Der Sturm wird anhalten und der Wind weiter blasen, richtig stark“, blieb der Firmenchef von Mubea am Donnerstagabend in diesem Bild. Aber während bei dem einen oder anderen Unternehmen bereits das Dach abgetragen worden sei, „wackeln bei uns die Jalousien ein bisschen“, sieht der Steuermann das Mubea-Schiff trotz rauer See auf dem richtigen Kurs.
„Wir haben die Segel gehisst auf einen klaren Kurs von Wachstum und gezielten Investitionen“, will Dr. Thomas Muhr den erfolgreichen Weg des weltweit agierenden Familienunternehmens fortsetzen. Der Attendorner verschwieg die „schwierige Gemengelage“ und einen Umsatzrückgang nicht. „Wir sind solide finanziert und können heute Sachen machen, die andere sich nicht leisten können“, betonte Dr. Muhr am Donnerstag.
Gesellschafter gehen den Weg mit
Die Gesellschafter gehen den Weg der Geschäftsführung mit. Die Erfolgsstory von Mubea hat seit der letzten Krise der Automobilindustrie im Jahr 2008 weltweit zu mehr als 10.000 zusätzlichen Arbeitsplätzen geführt. Der Umsatz des Attendorner Familienunternehmens hat sich auf rund 2,5 Mrd. Euro mehr als verdreifacht. „Genau diese Story wollen wir in den nächsten zehn Jahren wiederholen“, setzt Dr. Thomas Muhr auch auf neue Geschäftsfelder wie E-Mobilität und Aviation (Luftfahrttechnik). Vor einem Jahr hat Mubea die Flamm-Gruppe übernommen. Der neue Geschäftsbereich Aviation mit Werken in Mecklenburg-Vorpommern und der Türkei wurde erfolgreich integriert. Bereits heute gehört Mubea zu den TOP-Lieferanten von Airbus in Europa.
Kernkompetenz Leichtbau
Mit der „Kernkompetenz Leichtbau“ sieht der Firmenchef gerade im Bereich Elektromobilität noch „viele Pfeiler im Köcher“. Die Investitionen steigen in Rekordhöhe. Wie das Unternehmen mitteilt, „befinden sich derzeit Investitionsprojekte mit einem Umfang von ca. 200 Mio. Euro an den deutschen und internationalen Standorten in der Realisierung“. Nach schwierigen Verhandlungen mit dem VW-Konzern ist das Stammwerk in Attendorn in den nächsten Jahren mit Stabilisatoren ausgelastet.
Langjährige Jubilare ausgezeichnet
Besonders stolz ist Mubea auf seine langjährigen Jubilare, die im großzügigen Eingangsbereich des Verwaltungskomplexes am Stammsitz in Attendorn geehrt wurden.
Zwei Jubilare ragten dabei heraus. Heinz-Jürgen Biele und Joachim Jud arbeiten seit 50 Jahren am Standort in Attendorn. Für 45-jährige Betriebstreue wurden Silvin Damm, Michael Köhler und Klaus Schmidt ausgezeichnet. Dazu erhielten viele Beschäftigte auch aus den Werken in Daaden/Weitefeld und Weißensee Auszeichnungen für 35 bzw. 25 Jahre im Betrieb.
Gefreut hat sich die Geschäftsleitung über die Leistungen von Niklas Schröder (Zerspanungsmechaniker) und Florian Burghaus (Mechatroniker), die ihre Ausbildung als Kammerbeste abschlossen. Applaus gab es zudem für drei Beschäftigte aus Afghanistan, Pakistan und dem Iran, die im Rahmen des Mubea-Programms „Ausbildung light“ ihre Facharbeiterbriefe als Maschinen- und Anlagenführer erhalten haben und im Unternehmen bleiben.
Insgesamt konnten im Geschäftsjahr 2019 neue Aufträge im Wert von vier Mrd. Euro gebucht werden, eine ganze Reihe davon für Elektrofahrzeuge. Das alles, weiß Dr. Thomas Muhr, wäre „ohne die Solidarität und Gemeinsamkeit“ von Geschäftsleitung und Mitarbeitern nicht möglich gewesen.
Wert des Unternehmens
„Langjährige Mitarbeiter prägen die Werte eines Unternehmens und seine Kultur und sind gerade in schwierigen Jahren wichtig“, begrüßte Dr. Lutz-Eike Elend, Mitglied der Konzerngeschäftsleitung, die 86 Jubilare aus den Werken in Attendorn, Daaden/Weitefeld und Weißensee. „Bei Mubea kennt der Eigentümer die Jubilare noch persönlich.“
Das ist für Dr. Elend, der wie Carsten Schott (Personalleitung Deutschland) von einem großen Autokonzern zu Mubea gekommen ist, eine ganz neue Erfahrung. Eigentlich hätte auch Dr. Thomas Muhr offiziell auf der Jubilarliste stehen müssen. Denn der Attendorner trat vor 25 Jahren in den Familienbetrieb ein. An seinen ersten Arbeitstag am 2. Februar 1994 konnte sich Dr. Muhr noch gut erinnern. Als er durch den Betrieb geführt wurde, sei ihm das Herz ganz schön in die Hose gerutscht. Die 25 Jahre beschrieb der Firmenchef als „ungemein spannend und interessant“.
Stolz auf das Erreichte
Natürlich habe es auch Probleme und Sorgen gegeben. Aber der „Stolz auf das Erreichte“ überwiegt. Abschließend appellierte Dr. Thomas Muhr an seine Mitarbeiter, „neue Dinge zu gestalten und den erfolgreichen Mubea-Weg weiter zu beschreiten“.
Auf die Zukunft ist er jedenfalls gespannt. Schon in den vergangenen zehn Jahren habe man auch in Attendorn in der Produktion „alles auf links gedreht“.
Eine Jubiläumsmedaille bekam der Eigentümer, der sich bei seiner Familie für die Unterstützung und das Verständnis im letzten Vierteljahrhundert bedankte und sich für das häufige Fehlen zu Hause entschuldigte, aber doch noch von Dr. Elend. Die war zwar golden, aber aus Schokolade.