Attendorn. Hacker haben das Attendorner Unternehmen Gedia angegriffen. Die IT-Systeme wurden heruntergefahren. Die Folgen dürften noch lange zu spüren sein.
Der Attendorner Automobilzulieferer Gedia ist Anfang dieser Woche Opfer eines schweren Cyberangriffs geworden. In der Nacht von Montag auf Dienstag griff vermutlich ein osteuropäisches Hackernetzwerk die komplette IT-Firmeninfrastruktur des Attendorner Unternehmens an. „Wir gehen von einem vorbereiteten, tiefgreifenden und sehr starken Angriff aus, den wir in dieser Form bei Gedia noch nicht erlebt haben“, erklärte Vertriebsleiter Markus Hammer im Gespräch mit dieser Redaktion.
Aufgrund der Schwere des Cyberangriffes nahm das Unternehmen all seine Systeme umgehend vom Netz. Dadurch sollte ein Komplettausfall der Infrastruktur verhindert werden.
Finanzielle Folgen noch nicht absehbar
Als Konsequenz schickte das Unternehmen nahezu die gesamte Belegschaft der Verwaltung in Attendorn vorübergehend nach Hause. Hammer erklärte: „Unsere gesamte Firmeninfrastruktur ist nicht mehr arbeitsfähig. Hier geht keine Mail mehr raus, es kommen keine Daten mehr rein, es können keine Planungsläufe gestartet werden und an einigen Standorten sind sogar die Telefone ausgefallen.“ Zum Hintergrund: Alle acht Gedia-Standorte sind an die zentrale IT-Struktur in der Hansestadt angeschlossen.
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Naturgemäß hat die weitreichende IT-Abschaltung Folgen für das Unternehmen, allerdings seien die finanziellen laut Hammer noch gar nicht absehbar. Immerhin: Die Belieferung der Kunden und die Produktion laufen weiter. „Wir sind nun dabei, alle unsere Systeme nach und nach zu untersuchen und sie sukzessive wieder in Betrieb zu nehmen“, erläutert der Vertriebsleiter. Nach jetzigem Stand werde es wohl Wochen oder Monate dauern, bis alle Abläufe wieder hergestellt sind.
Abwehrsysteme auf höchstem Stand
Das Unternehmen habe sich unmittelbar nach Bekanntwerden des Hackerangriffes die Hilfe externer Fachleute ins Haus geholt, die keinerlei Mängel an der Gedia-IT-Infrastruktur ausmachen konnten. „Die Fachleute haben uns bestätigt, dass unsere Abwehrsysteme auf dem allerhöchsten Stand sind“, so Hammer. Sie würden dem Unternehmen mit Rat und Tat bei der Analyse und Reparatur des Schadens zur Seite stehen.
In einem größeren mittelständischen Unternehmen wie Gedia sei es nicht ungewöhnlich, dass Hacker Cyberattacken starten würden. „Im Grunde genommen werden wir wöchentlich mit irgendwelchen Virusprogrammen oder Trojanern angegriffen. Allerdings hat der aktuelle Angriff in seiner Heftigkeit und in dem tiefgreifenden Know-How auch für uns eine neue Stufe erreicht“, betont der Vertriebsleiter.
Der Attendorner Automobilzulieferer hat Strafanzeige gegen Unbekannt bei der Kreispolizeibehörde Olpe gestellt. Das bestätigte auch Michael Klein, Pressesprecher der Kreispolizeibehörde Olpe. Auf Nachfrage erklärte er: „Zusammen mit der Firma Gedia verschaffen wir uns einen Überblick über die Situation. Konkrete Ermittlungsansätze liegen uns allerdings noch nicht vor.“
Staatsanwaltschaft Köln übernimmt Ermittlungen
Mittlerweile hat die Staatsanwaltschaft in Köln die Ermittlungen an sich gezogen, was schlicht und ergreifend daran liegt, dass die Zentral- und Ansprechstelle Cybercrime NRW der Staatsanwaltschaft in der Domstadt angegliedert ist. „Unsere Ermittlungen laufen jetzt an“, erklärte Pressesprecher Dr. Christoph Hebbecker auf Nachfrage. Mehr könne er zu dem Sachverhalt noch nicht sagen.
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Der Attendorner Automobilzulieferer Gedia, dessen Zentrale im Industriegebiet Ennest an der Röntgenstraße liegt, ist Spezialist für den Karosserie-Leichtbau und für Fahrwerksteile. An acht Standorten weltweit sind rund 4300 Mitarbeiter beschäftigt. Der Jahresumsatz in 2018 lag laut Unternehmensangaben bei rund 650 Millionen Euro.