Windhausen. WP-Mobil macht Station in Windhausen. Bürger aus dem Attendorner Dörfchen kämpfen um ihr Anliegen am Wanderweg. Neues Baugebiet ist unabdingbar.
Na, was ist denn so besonders, so einzigartig an Windhausen, will der Reporter ganz zu Beginn wissen. Die Antwort eines Anwohners kommt wie aus der Pistole geschossen: „Wir sind das höchstgelegene Dorf im Stadtgebiet.“ Lautstarkes Lachen macht sich in der Dorfschänke breit. Es ist der Dosenöffner. In der nächsten Stunde sprudeln den etwa 30 Bürgern des kleinen Dorfes die Ideen, die Probleme und die Wünsche nur so heraus. So soll es sein. Das ist Sinn und Zweck der WP-Mobil-Aktion, die am Dienstagabend in Windhausen zu Gast ist.
Das kleine Ärgernis
Starten wir jedoch mit einem kleinen Ärgernis aus Sicht der Bürger. Auf Initiative von Anwohner Bernd Schablowski entsteht vor Jahren der Wunsch, am beliebten Höhenflug-Wanderweg, genauer gesagt am Ende der Antoniusstraße oberhalb des Ortes, eine etwa drei Meter hohe Hochbank, die über eine seitlich angebrachte Treppe erklommen werden kann, aufzustellen. Die Dorfgemeinschaft würde sie selber bauen. Sie würde die dort stehende Schutzhütte samt der kleinen Sitzgruppe optimal ergänzen. An einem Ort, an dem Wanderer zur Ruhe kommen.
Die Unterstützung der Stadt hat die Dorfgemeinschaft sicher. Allerdings gehört das Fleckchen Grundstück, wo die Bank nach den Vorstellung der Windhauser Bürger ihren Platz finden möge, dem Landesbetrieb Holz und Wald NRW, der seine Einwilligung aber nicht gibt. „Wir sind sauer und können das nicht verstehen“, sagt Anwohner Hermann Guntermann (CDU) und ergänzt: „Uns wurde gesagt, man wolle eine Partymeile verhindern. Das ist doch Blödsinn.“ Auf Anhieb kann uns Jürgen Messerschmidt, Leiter des Regionalforstamtes Kurkölnisches Sauerland in Olpe, eine Antwort auf die Frage nach dem „Warum nicht“ nicht geben. Er wisse, dass das Thema seit Jahren brenne, allerdings sei der zuständige Forstamtsmitarbeiter kürzlich in Rente gegangen. Eine Antwort wolle er nachliefern – natürlich werden wir sie veröffentlichen.
Die große Vorfreude
Deutlich zuversichtlicher blicken die Windhauser dem geplanten Baugebiet am Ende der Höhenstraße entgegen. Abschnittsweise könnten hier in den kommenden Jahren bis zu 30 Häuser gebaut werden.
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„Ich stehe dem Vorhaben sehr positiv gegenüber“, sagt Anwohner Joachim Kubny. Der Architekt hat sich laut eigener Aussage schon vor etlichen Jahren mit dem Thema befasst, sogar potenzielle Investoren gefunden, doch dann sei das Bauvorhaben wieder eingeschlafen. Nun ist es wieder aufgewacht, ganz zur Freude des Windhauser Bürgers: „Wir brauchen dieses Baugebiet unbedingt. Meine Erfahrung zeigt, dass viele junge Menschen nach Windhausen zurückkommen und dafür das Pendeln zur Arbeit in Kauf nehmen. Die Jugend stößt sich die Hörner ab und kommt wieder.“
Er plädiert jedoch dafür, dass nicht nur Eingeborene, sondern auch Neubürger im Dorf ein Zuhause finden sollten. „Wir wollen niemanden diskriminieren und nur Einheimische auswählen.“ Zudem sei es wichtig, den sozialen Wohnungsbau nicht außer Acht zu lassen und Wohnraum für Menschen mit geringerem Einkommen zu schaffen. Gerne auch im neuen Wohnbaugebiet.
Die lästige Landstraße
Froh sind die Bürger, vor allem diejenigen, die unmittelbar an der Hauptstraße wohnen, dass der Landesbetrieb Straßen NRW die Schlaglöcher auf der L 697 gestopft hat – eine komplette Sanierung der Straße zwischen Plettenberg und Attendorn steht allerdings noch aus. „Wir können endlich wieder 365 Tage im Jahr ausschlafen“, sagt ein Anwohner erleichtert. Jedoch moniert er: „Es gibt einige Autofahrer, die abends hier durchschießen und deutlich schneller als erlaubt unterwegs sind. Das Problem existiert allerdings schon seit langer Zeit. Traurig ist, dass hier nie geblitzt wird.“
Geht es nach Hermann Guntermann, dann könnte die Landstraße auf dem Abschnitt zwischen Keseberg und Windhausen von drei auf zwei Fahrspuren reduziert werden. Derzeit führt eine Spur bergab Richtung Stadt, hoch nach Windhausen sind es jedoch zwei. „Warum nicht eine Spur wegnehmen und dann für einen Radweg benutzen“, fragt er. Die Schaffung eines straßenbegleitenden Radweges ist indes schon in den Plänen von Straßen NRW berücksichtigt.
Das besondere Event
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Auf ein besonderes Event freuen sich die Windhauser in diesem Jahr mit ihren Freunden aus Lichtringhausen besonders. Am 1. Mai veranstalten der Musikverein Blau-Weiß Lichtringhausen und der Windhauser Schützenverein ein gemeinsames Fest der Vereine. Der Erlös ( Eintritt ist frei) kommt dem Kinderhospiz Balthasar in Olpe zugute. „Wir werden an dieser gemeinsamen Veranstaltung keinen Euro verdienen, darum geht es uns nicht“, erklärt Christoph Rauterkus, 1. Vorsitzender der Schützen. Er ergänzt: „Es wird ein Tag für die Kinder und Jugend, wir tun etwas Gutes.“
Das Vereinsleben
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Nochmal zurück zu den Attributen, auf die Windhausens Bürger so stolz sind. Da ist natürlich das Vereinsleben. „Bei uns wird ganz viel ehrenamtliche Arbeit geleistet. Es gibt viele Leute, von Jung bis Alt, die sich engagieren“, sagt Kevin Risch (SPD). Der Schützenverein, die Feuerwehr, der Osterfeuerverein, die Rentnergemeinschaft, der eigene Wasserbeschaffungsverband und so weiter. Und natürlich die Frauengemeinschaft kfd. Die guten Dame des Dorfes kümmern sich etwa um den Blumenschmuck im Dorf, um den beliebten Bücherwagen in der Kirche und sie initiieren den Frauenkarneval, der dieses Jahr am Samstag, 15. Februar, ab 15.11 Uhr in der Schützenhalle startet. „Wir sind sehr aktiv, haben einen jungen Vorstand, mehr als 130 Mitglieder und stellen eine Menge auf die Beine“, wirbt die Vorsitzende Irmgard Rauterkus-Pütter.
Auch das macht Windhausen aus. Dieses kleine, aber eben doch einzigartige Dörfchen hoch über der Stadt. Ach ja, eines haben wir noch vergessen: die 84 Sparfächer in der Dorfschänke, die allesamt belegt sind und jeder Besitzer ein Mal pro Woche mindestens zwei Euro einschmeißen muss, sonst zahlt er Strafe. So kommen die Windhauser Bürger auch ganz freiwillig auf ein oder auch zwei Bier in ihre Kneipe.