Kreis Olpe. Immer wieder werden im Kreis Olpe Anzeigen wegen Stalking gestellt. Der Weisse Ring hat eine App entwickelt, die Betroffenen hilft.
Irgendwann im Sommer verfolgte sie der Mann. Es war ziemlich spät, auf dem Nachhauseweg nach der Feier ihrer besten Freundin. Ungefähr gegen 23 Uhr hatte sie das Haus verlassen. Oder war es doch schon später? Damals wusste die junge Frau noch nicht, dass der Fremde ihr ab dieser Nacht immer wieder nachstellen würde.
So oder so ähnlich könnte die Aussage einer Stalking-Betroffenen bei der Polizei lauten. Denn häufig verschwimmen Erinnerungen mit der Zeit. Doch für die Ermittler ist das ein großes Problem – sie müssen dem vermeintlichen Stalker jede Tat nachweisen. Der Weisse Ring hat eine App herausgebracht, die bei der Dokumentation hilft.
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Marie-Theres Hanfland-Ullrich, Leiterin der Außenstelle des Kreises Olpe in Lennestadt, erklärt, worauf Nutzer achten müssen. Sie ist Rechtsanwältin und hat eine Kanzlei für Familienrecht in Lennestadt. 2008 hat sie die Außenstellenleitung des Weissen Rings übernommen. Seitdem unterstützt die 60-Jährige Kriminalitätsopfer und ihre Familien. Auch Stalking-Betroffene können sich hilfesuchend an sie wenden. „Stalking ist häufig verzahnt mit anderen Verbrechen wie häusliche Gewalt, Beleidigungen oder Bedrohungen“, sagt sie. „Die Dokumentation dieser Vorfälle ist für die Ermittlungen der Polizei wichtig.“
Vor Gericht verwertbar
Deswegen hat der Weisse Ring, der gemeinnützige Verein zur Unterstützung von Kriminalitätsopfern und zur Verhütung von Straftaten, die „No Stalk“-App entwickelt. Mit dieser können Betroffene die Handlungen des Täters unmittelbar mit ihrem Smartphone dokumentieren.
Und zwar in Form von Fotos, Videos, Sprach- und Textnachrichten. Wie ein Tagebuch werden diese Beweismittel gesammelt und gesichert – und sind vor Gericht verwertbar, da alle mit der App erstellten Datensätze verschlüsselt und in ein Rechenzentrum übertragen werden.
Sobald der Geschädigte sich an die Polizei wendet, kann er die gesammelten Beweismittel herunterladen. Seit dem 17. Januar wird an dieser Stelle eine PIN abgefragt, die für jedes Benutzerkonto individuell und nur über den Weissen Ring erhältlich ist. Das soll zum einen den Weg zur Hilfestellung ebnen, zum anderen aber auch die App vor Missbrauch schützen. Die Überführung des Täters und der Schuldspruch obliegen natürlich der Polizeiarbeit und Justiz.
Die App besteht neben einem Dokumentationsmodul auch aus einem Informations- sowie einem Notfallmodul. Das heißt, der Nutzer bekommt nicht nur alle relevanten Infos zum Thema Stalking, sondern kann im akuten Fall einer Bedrohung Hilfe holen. Ziel der App ist, Täter zu überführen und Opfer zu schützen. „Das Verfolgt werden, das Bedrängt werden, das kann für Betroffene die Hölle sein“, betont Marie-Theres Hanfland-Ullrich.