Olpe/Lennestadt. Ein Brief des ehemaligen ärztlichen Direktors Dr. Hunold sorgt für Wirbel. Die Vorwürfe reichen von Mobbing bis hin zu strategischen Fehlern.

Zieht sich quer durch die Belegschaft der Katholische Hospitalgesellschaft Südwestfalen (KHS) ein tiefer Graben?

Die Gerüchteküche rund um die beiden zur KHS gehörenden Krankenhäuser in Olpe und Lennestadt brodelt seit Jahren. Nach gescheiterten Plänen, mit Siegener Krankenhäusern zu fusionieren und eine Großküche im Gewerbepark Hüppcherhammer zu bauen, taucht inmitten der aktuellen Übernahmegespräche mit der Gesellschaft der Franziskanerinnen jetzt ein Brief auf, der für weitere Aufregung in den Krankenhaus-Fluren sorgen dürfte: Ein Brief von Dr. Reinhard Hunold, Urgestein des Martinus-Hospitals, ehemaliger ärztlicher Direktor und Anästhesie-Chefarzt. Der Brief, der unter anderem das zerrüttete Verhältnis zwischen Hunold und KHS-Geschäftsführer Johannes Schmitz widerspiegelt, wurde unserer Redaktion zugespielt, liegt in Kopie vor.

Der ärztliche Direktor des St. Martinus-Hospitals, Dr. Reinhard Hunold.
Der ärztliche Direktor des St. Martinus-Hospitals, Dr. Reinhard Hunold. © Foto: WP

Hunold hatte das vierseitige Schreiben bereits Mitte 2019 an den Verwaltungsrat der KHS geschrieben und ihn dann noch einmal seinem Weihnachtsgruß im Dezember 2019 an seine ehemaligen Ärztekollegen beigefügt.

Aus Sorge um das Unternehmen

Brisant: In dem vierseitigen Schreiben ist unter anderem von Mobbing die Rede und von mit Fragezeichen versehenen strategischen Entscheidungen. Dass er, Hunold, den Brief geschrieben habe, begründet er damit, dass er es nach über 35-jähriger Tätigkeit als seine Pflicht ansehe, „dem Verwaltungsrat als Aufsichtsgremium meine Sorgen um unser Unternehmen mitzuteilen.“ Wörtlich heißt es weiter: „Ich melde mich auch stellvertretend für viele, die mir ihre Sorgen angetragen haben. Das Betriebsklima hat sich seit 2017 deutlich verschlechtert., die Mitarbeiterschaft ist gespalten, bei vielen Mitarbeiter/innen machen sich Unsicherheit, Angst und Unzufriedenheit breit. Diese wird auch in der Öffentlichkeit breit diskutiert. Niedergelassene Kollegen berichten über eine zunehmende Zahl von Patienten, die in andere Krankenhäuser eingewiesen werden möchten.“ Auch er selbst, so Hunold, habe unter Mobbing gelitten, unter anderem unter einer Hinhaltetaktik des Geschäftsführers im Rahmen seines Wechsels ins Rentnerdasein.

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Im Weihnachtsgruß an seine ehemaligen Arztkollegen schreibt Hunold auch etwas von einer Verleumdung seiner Person, die ihn bis heute belaste und die nicht aufgeklärt worden sei. Auf Nachfrage unserer Redaktion kommentierte Hunold seinen Weihnachtsgruß ebensowenig wie den Brief. Seine Antwort per Mail: „Sie werden Verständnis dafür haben, dass ich mich weiterhin durch meine über das Beschäftigungsverhältnis hinausgehende Verschwiegenheitsverpflichtung gebunden fühle.“

Mobbing an Angestellter

In seinem Brief schildert Hunold auch einen aus seiner Sicht „bis dahin nicht vorstellbaren Fall von Mobbing an einer Angestellten der KHS“ durch Geschäftsführer Schmitz. Die Mitarbeiterin sei auf ihn zugekommen, da sie in ihrer Not nicht mehr weiter wisse. Schmitz habe ihr gesagt: „Ich werde dafür sorgen, dass ihr Kopf rollt.“ Damit käme sie nicht zurecht. Hunold im Brief: „Dieses Verhalten ...widerspricht den im Leitbild unseres Unternehmens formulierten und in einem Katholischen Krankenhaus als selbstverständlich zu fordernden Grundlagen des Verhaltens von Führungskräften. Damit wird der Betriebsfrieden gestört und das Unternehmen gefährdet.“

Zum Ende des Briefes stellt der ehemalige oberste Chefarzt des Krankenhauses auch kritische Fragen zu strategischen Investitionen: Auf der einen Seite sei der Kauf der einzigen kardiologischen Praxis im Kreis Olpe aus finanziellen Gründen unterblieben, auf der anderen seien Investitionen von über 25 Millionen Euro geplant - für den Neubau einer Psychiatrie mit Dachgarten, Verlegung des Haupteinganges an die Martinstraße und den Neubau der zentralen Aufnahme.

Willi Rücker übermittelt einvernehmliche Stellungnahme

KHS-Geschäftsführer Johannes Schmitz konfrontierten wir mit dem Brief und den erhobenen Vorwürfen. Schmitz antwortete per Email: „Wir werden auf Ihre Anfrage noch reagieren. Da in diesem Brief auch einvernehmliche Entscheidungen des Verwaltungsrates und der Krankenhausbetriebsleitung kritisiert werden, bedarf es dazu noch der Abstimmung.“ Während Schmitz auf eine persönliche Reaktion auf den Brief verzichtete, übermittelte der Vorsitzende des Verwaltungsrates der KHS, Willi Rücker eine „einvernehmliche Stellungnahme aller Führungskräfte des Krankenhauses, der Mitarbeitervertretung und des Verwaltungsrates“. Dort heißt es unter anderem:

Der Verwaltungsratsvorsitzende der Katholischen Hospitalgesellschaft Südwestfalen, Wilhelm Rücker.
Der Verwaltungsratsvorsitzende der Katholischen Hospitalgesellschaft Südwestfalen, Wilhelm Rücker.

„In der Katholischen Hospitalgesellschaft ist es gelebte Praxis, dass Verwaltungsrat, Betriebsleitung, Geschäftsführung und die Mitarbeitervertretung in einem konstruktiven, offenen und vertrauensvollen, ständigen Austausch miteinander stehen. Erforderliche Entscheidungen seitens der Geschäftsführung, der Krankenhausbetriebsleitung und des Verwaltungsrates werden im Sinne der Wirtschaftlichkeit und Zukunftsfähigkeit und des christlichen Verständnisses der Katholischen Hospitalgesellschaft getroffen. Den Grundsätzen einer ordentlichen Geschäftsführung folgend, werden Handlungsalternativen, z. B. Investitions- und Baumaßnahmen betreffend, dabei stets sorgfältig und fundiert (...) geprüft.

Stabile Fallzahlenentwicklung

„Die stabile Fallzahlentwicklung über die vergangenen Jahre zeigt uns, dass sowohl die einweisenden Ärzte, als auch die Patienten in der Region unseren Einrichtungen ihr Vertrauen aussprechen. In einigen Fachbereichen, wie z. B. der Unfallchirurgie oder der Kardiologie, konnten wir in 2019 deutliche Leistungssteigerungen verzeichnen.“ Deshalb fühle man sich bestärkt, mit den getroffenen medizinstrategischen Entscheidungen richtig zu liegen.

Verschärfte Rahmenbedingungen in der Krankenhauslandschaft machten Veränderungen nötig: „Optimierungen von Prozessabläufen und Versorgungsstrukturen oder auch bauliche Veränderungen sind hier als Beispiele zu nennen.“

Lob für Geschäftsführer

Es sei allen Verantwortlichen ein großes Anliegen, gemeinsam Lösungswege zu erarbeiten. „In diesem Sinne hat der Geschäftsführer in den vergangenen Jahren gemeinsam mit den Mitarbeitern der Gesellschaft viele sinnvolle und erforderliche Veränderungen angestoßen und zum Teil bereits umgesetzt, wofür der Verwaltungsrat bereits am Neujahrsempfang im Martinus-Hospital...seinen Dank ausgesprochen hat.“