Olpe. Im Tierheim Olpe ist die Silvesternacht mit viel Stress verbunden. Was die Heimleiterin von einem möglichen Böllerverbot im Kreis Olpe hält.
Es donnert und knallt, bunte Sternenregen explodieren am Himmel - für Menschen ist Silvester ein großes Spektakel, für viele Tiere dagegen eine Qual. Insbesondere für Hunde. Das weiß hier kaum jemand besser als Iris Droste, die Leiterin des Tierheims Olpe. „Für die Tiere ist Silvester der reine Horror. Und die Böllerei wird ja immer bekloppter“, ärgert sie sich.
Seit fast 22 Jahren leitet Iris Droste das Olper Tierheim. Sie geht Gassi, füttert Kaninchen, streichelt Katzen, aber viel wichtiger: Droste nimmt herrenlose Tiere auf und vermittelt sie an neue Besitzer weiter. Das ist vor allem bürokratisch ein beträchtlicher Aufwand.
Aber Iris Droste macht es gerne. Nur gegen Ende des Jahres geht sie mit einem mulmigen Gefühl zur Arbeit. Silvester, Böller, Raketen, Explosionen. Während Menschen den Jahreswechsel feiern, leiden die Tiere. Deswegen macht Droste keinen Hehl daraus: Sie ist ein Silvestermuffel. „Die Menschen sind total jeck auf diese ganze Böllerei. Ich kann das nicht nachvollziehen. Es wird so viel Geld in die Luft geballert. Brot und Spiele eben“, merkt sie lakonisch an.
Diskussion um Böllerverbot
Die Diskussion um ein mögliches Böllerverbot in Deutschland verfolgt die 51-Jährige aus dem Bergischen Land aufmerksam. „Ja, fände es gut, wenn nicht mehr geböllert würde. Aber ein Verbot? Ich weiß nicht, ob das Sinn macht. Es wäre schön, wenn die Menschen einfach sensibler mit dem Thema umgehen würden.“
Wie aber bereitet man sich im Tierheim auf die lauteste Nacht des Jahres ein? „Eigentlich gar nicht“, sagt Iris Droste und schmunzelt. „Wenn man hier irgendetwas anders macht, ist das für die Tiere sehr aufregend. Wir schauen, dass die Hunde in den Zwingern bleiben, dass es etwas ruhiger ist. Aber mehr kann man nicht machen“, sagt die 51-Jährige. Das hat einen guten Grund: Tiere brauchen Routine und große Veränderungen verunsichern sie. Diejenigen Tiere, die auf sich selbst gestellt sind, ziehen sich an Silvester sowieso zurück. Vor allem Katzen.
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Die eigentliche Arbeit kommt im neuen Jahr auf die Tierheim-Mitarbeiter zu. „Immer wieder entlaufen an Silvester Hunde, die dann zu uns gebracht werden. Die Panik ist groß bei ihnen“, sagt die Tierheim-Leiterin. Oft seien die Vierbeiner traumatisiert, wollen gar nicht mehr rausgehen. „Und wenn sie zum Beispiel einen Mülldeckel zuknallen hören, werden sie wieder panisch. Sie können die Geräusche nicht unterscheiden.“
Wenn Hunde an Silvester vor Panik wegrennen
Besonders schlimm seien die Folgen der Silvesternacht für Hunde mit Geräuschphobie. Viele Vierbeiner seien nach der Böllerei extrem ängstlich, oft nicht ansprechbar – nicht mal mehr für den vertrauten Besitzer. „Diese Hunde rennen dann weg. Für Frauchen und Herrchen oft eine Überraschung, weil sie meinen, sie würden ihren Hund ja gut genug kennen“, sagt Iris Droste.
Hundebesitzern rät die Tierheim-Leiterin daher dringend, ihren Hund an Silvester und Neujahr anzuleinen. Eine gute Möglichkeit, seinen Vierbeiner vor den Strapazen der Böllerei zu schützen, sei der Einsatz von Medikamenten. „Es gibt Mittel, die gut verträglich sind. Es ist besser, den Hund komplett abzuschirmen. Das müssen die Besitzer aber mit einem Tierarzt abklären“, rät sie.
Wer keine Medikamente einsetzen möchte, kann mit seinem Hund auch eine lange Spritztour unternehmen, sagt Iris Droste. „Mittlerweile packen viele ihren Hund ins Auto und fahren über die leere Autobahn. Das funktioniert, denn dort bekommt man von all den Geräuschen nicht viel mit.“ Katzenhaltern rät die Tierexpertin, ihre Fellnasen in der kritischen Zeit nicht mehr rauszulassen. Schließlich wisse man nie, wo die Böller hinfliegen.
Facebook hilft bei der Suche
Sollten Hund und Katze an Silvester dennoch entfleuchen, muss schnell gehandelt werden. rät Droste. Also: Nachbarn informieren, Aushänge in der näheren Umgebung machen. Oft seien die Tiere noch in der Nachbarschaft. Eine große Bedeutung komme den Sozialen Netzwerken zu: „Facebook leistet bei vermissten Tieren einen tollen Beitrag. Aber natürlich sollten Halter ihre vermissten Tiere auch unbedingt bei uns melden.“
>>> Hintergrund <<<
Aktuell sind im Tierheim in Olpe (Brackenweg 3) 27 Tiere untergebracht: acht Hunde, zwölf Katzen, sechs Kaninchen und ein Igel.
Fünf Mitarbeiter sind in der Einrichtung beschäftigt, davon sind drei fest angestellt.
Die Tierpflege stellt nur einen kleinen Teil der Arbeit dar. „Der Großteil spielt sich im Büro ab: Kundenverkehr, Anfragen, Homepage-Pflege, Mails schreiben“, sagt Heimleiterin Droste.