Kreis Olpe. Wer unfallfrei böllern will, sollte einige Tipps beachten, vor allem niemals in der Hand zünden, das sagt Profi Martin Reißner.
Jedes Jahr verwandeln sich die Straßen und die Vorgärten in der Silvesternacht auch im Kreis Olpe in kleine Show-Bühnen. Menschen versammeln sich dort, zünden gemeinsam ihre Feuerwerkskörper und erfreuen sich an den Effekten, die sich vor dem Nachthimmel abzeichnen. Die Tradition, deren Ursprung schon einige Jahrhunderte zurückliegt, ist nach wie vor beliebt. Und doch ist es nicht ungefährlich, betont Martin Reißner. Der Attendorner ist Experte auf dem Gebiet der Pyrotechnik, schießt seine Großfeuerwerke in der ganzen Welt ab. Im Gespräch mit unserer Zeitung gibt er Tipps, wie das heimische Böllern sicher vonstatten geht.
1. Hände weg
Beim Anzünden der Feuerwerkskörper entsteht eine große Hitze. Wer unvorsichtig ist, riskiert schmerzhafte Brandwunden. „Ich würde China-Böller niemals in der Hand anzünden“, sagt Martin Reißner. „Meine Empfehlung ist, diese auf einen Mauersims zu legen und dann zu verschwinden. Das knallt genauso. Der Pyrotechnik-Experte warnt, dass Anzündlitze, die eigentlich mindestens drei Sekunden brennen, bevor es kracht oder zischt, auch sofort durchbrennen können.
2. Technik nutzen
Um den Sicherheitsabstand zu wahren gibt es auch kleine Hilfsmittel. Elektroanzünder sind ganzjährig erhältlich und ermöglichen ein Zünden aus der Ferne. Sie bilden praktisch eine Glüh-Brücke. Die Anzündlitze werden am Elektroanzünder fixiert, via Bluetooth wird der Effekt mit dem Smartphone und einer entsprechenden App ausgelöst. „Wir stehen mit unseren Zündanlagen fast so weit weg wie der Zuschauer“, erklärt Reißner seine Arbeit als Großfeuerwerker. „Das schützt mich und meine Mitarbeiter.“
3. Sicherer Untergrund
Unebenheiten auf dem Boden sorgen für eine wackelige Angelegenheit. Und das kann gefährlich werden. Vor allem mit Blick auf Mehrschussbatterien, betont der Experte. „Wenn das umfällt, das schießt bis zum letzten Schuss weiter und fliegt quer über die Straße“, mahnt er. „Das ist dann völlig unkontrollierbar, was da passiert.“ Sein Tipp: Nie einfach auf den Boden stellen, sondern die Mehrschussbatterie mit der Heißluftklebepistole auf einem Holzbrett fixieren.
4. Abstand halten
Der Sicherheitsabstand zu Menschen, Häusern und generell zu brennbaren Objekten muss unbedingt eingehalten werden. Bei Feuerwerk der Kategorie F2 (Kleinfeuerwerk) muss grundsätzlich ein Sicherheitsabstand von mindestens acht Metern eingehalten werden. Das wird seitens der EU vorgegeben. Martin Reißner empfiehlt aber, die Empfehlungen der Hersteller-Firmen zu beachten. Und diese empfehlen teilweise 20 Meter und mehr. „Bei Raketen muss man besonders vorsichtig sein“, sagt Reißner. „Von 100 Raketen nehmen vielleicht 60 genau den Weg, den sie gehen soll. Die sind sehr unberechenbar, was die Flugbahn betrifft.“ Das liegt an den Leitstäben, erklärt er. Bei der Herstellung und beim Transport kann es durch Nässe und Hitze dazu kommen, dass diese sich verbiegen. „Niemals mitten in der Innenstadt schießen“, betont er. „Wenn das unter eine Dachabdeckung kommt, brennt das Haus. Ich empfehle, die Rakete in einer Kiste mit leeren Flaschen zu zünden, nicht nur in einer einzelnen leeren Flasche.“
Es gibt vier Kategorien
Feuerwerkskörper werden in vier Kategorien, F1 bis F4, unterteilt. Für Verbraucher sind lediglich die Klassen F1 und F2 relevant. Dabei handelt es sich um Kleinstfeuerwerk (F1) und Kleinfeuerwerk (F2).
Als Kleinstfeuerwerk gelten etwa Wunderkerzen oder Tischfeuerwerk. Sie sind immer erhältlich. Kleinfeuerwerk umfasst Raketen, Böller, Batterien. Der Verkauf ist geregelt, dauert in diesem Jahr noch bis zum 31. Dezember.
5. Kauf prüfen
Geprüftes Feuerwerk ist mit einem CE-Zeichen und einer Registriernummer seitens des Bundesamtes für Materialprüfung (BAM) gekennzeichnet. Fehlen diese, gilt es die Hände davon zu lassen. Insbesondere beim Kauf im Internet ist Vorsicht geboten. Es könnte sich um Großfeuerwerk (Kategorie F4) handeln, das nicht in die Hände des Kunden gelangen darf. „Das kann seitens des Zolls auch zurückverfolgt werden und die stehen dann vor der Tür“, mahnt Reißner. „Dann muss man einen Kampfmittelräumdienst beauftragen, der die Feuerwerkskörper beseitigt. Das wird teuer und ein Strafverfahren folgt auch.“
6. Nicht basteln
Martin Reißner mahnt, die Feuerwerkskörper nicht auseinanderzubauen, um an die Treibladung zu kommen. Auch nicht, wenn der Effekt nach dem Zünden ausbleibt. „Wenn eine Mischbatterie nicht losgeht, muss man die zehn bis 15 Minuten erstmal stehen lassen“, sagt Reißner. „Und bloß nicht reingucken. Erst wenn man sich sicher ist, dass es ein Versagen gegeben hat, kann man die Ersatzzündung zünden. Die muss jede geprüfte Mischbatterie haben.“
Reißner-Feuerwerk verkauft noch am 30. und 31. Dezember hochwertige und geprüfte Feuerwerkskörper in der Wasserstraße in Attendorn und in dem Geschäft neben Foto Wurm in der Westfälischen Straße in Olpe.