Attendorn. Dr. Volker Seifarth ist als Geschäftsführer der Helios-Klinik in Attendorn auf Kerstin Grube gefolgt. Wie er seine neue Aufgabe angeht:

Seit dem 1. Dezember steht ein waschechter Rheinländer an der Spitze der Attendorner Helios-Klinik: Der Kölner Dr. Volker Seifarth ist als Geschäftsführer auf Kerstin Grube gefolgt, die bekanntlich aus persönlichen Gründen das Krankenhaus verlassen hat. Wir haben mit dem 34-jährigen studierten Medizintechniker, der zuvor als Geschäftsführer am Helios-Standort in Warburg sein Geld verdiente, über seine neue berufliche Aufgabe und seine Ziele gesprochen.

Sauerland statt Warburger Börde. Warum sind Sie als Geschäftsführer der Helios-Klinik nach Attendorn gewechselt?

Dr. Volker Seifarth Die Nähe zur Kölner Heimat spielt eine große Rolle. Als werdender Vater ist es schön, möglichst nah an meinem Zuhause zu sein. Aber vor allem reizt mich diese Aufgabe sehr.

Inwiefern?

Grundsätzlich möchte ich die gute Arbeit meiner Vorgänger erfolgreich fortführen. Aber natürlich will ich dieses Haus auch mit neuen Ideen weiterentwickeln. Zudem ist es erforderlich, die Prozesse ständig an die aktuellen gesetzlichen Gegebenheiten anpassen. Davon gibt es 2020 einige.

Was schwebt Ihnen konkret vor?

Zum einen möchte ich mich intensiv um die interdisziplinäre Notaufnahme kümmern. Dieses Angebot möchte ich weiter ausbauen und die Strukturen optimieren. Und dann gibt es Bereiche wie etwa die Kardiologie, wo wir das Leistungsspektrum erweitern möchten, um besser auf die Bedürfnisse unserer Patienten reagieren zu können.

Sie sind jetzt seit rund einem Monat in Attendorn. Wie fällt ihr erstes Fazit aus?

Es war aufregend. Und spannend zu sehen, wie die Mitarbeiter auf mich reagieren. Es gibt diejenigen, die sich ihren Chef als totalen Griesgram vorstellen oder diejenigen, die eine offene Person erwarten. Andersherum ist das genauso. Ich war total gespannt, wie offen meine neuen Mitarbeiter sind.

Mit welchen Ergebnis?

Sie sind alle sehr offen. Schön war auch, dass wir uns bei einem Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt in Attendorn gleich auch im Team außerhalb des Krankenhauses noch etwas besser kennenlernen konnten.

Welchen Typus Chef verkörpern Sie denn nun?

Ich lege großen Wert auf eine offene Kommunikation und gegenseitige Wertschätzung. Das ist der Schlüssel zum Erfolg. Wir müssen alle miteinander reden. Es hilft ja nichts, wenn ich als Geschäftsführer eine Vorstellung von einem Prozess habe, der möglicherweise überhaupt nicht zu der Abteilung passt. Und zur Wertschätzung: Jeder Mitarbeiter, der einen Beitrag leistet, hat es einfach verdient, dass sie oder er einen offenen und positiven Umgang und ein entsprechendes Feedback erfährt. Es ist wichtig, dass die Mitarbeiter auch wahrnehmen, dass sie einen guten Job machen. Ich denke schon, dass ich ein Teamplayer bin.

Lassen Sie uns über die Helios-Klinik in Attendorn sprechen. Was läuft hier schon richtig gut?

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Sehr gut läuft die interdisziplinäre Arbeit, das ist mir sehr schnell aufgefallen. Also zum Beispiel die Versorgung von Patienten auf verschiedenen Stationen. Auch als sogenannter Außenlieger auf einer anderen Station werden Patienten gut und eng betreut. Das setzt einen fachübergreifenden Austausch voraus, den ich hier als hervorragend wahrnehme.

Und wo sehen Sie Defizite?

Die kann ich nach so kurzer Zeit noch nicht ausmachen. Ich will jetzt erst einmal das gesamte Haus kennenlernen und schauen, wo es noch Verbesserungsbedarf gibt.

Aber Sie werden doch sicherlich bereits Vorstellungen haben, was Sie noch verändern wollen…

Wie bereits erwähnt: die interdisziplinäre Notaufnahme. Dieses Thema war mir schon in Warburg sehr wichtig. Eine gute Zusammenarbeit mit dem Rettungsdienst ist dabei unabdingbar. Wir wollen unsere Patienten im Notfall möglichst schnell und sicher bei uns aufnehmen. Und zwar nicht nur die Patienten, die mit dem Rettungswagen kommen, sondern auch die Patienten, die durch die Haustüre kommen. Hierfür müssen wir uns vor allem mit den niedergelassenen Ärzten austauschen.

Wie wichtig ist Ihnen der direkte Kontakt zu den Attendorner Bürgern?

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Der ist sehr wichtig, denn wir möchten erreichen, dass die Bürger sagen: Das ist unsere Klinik. Wenn es einen Notfall gibt, dann sollte die Helios-Klinik die erste Adresse für alle Attendorner sein. Das muss unser Anspruch sein. Genauso sollten wir die erste Adresse für einen besonderen Facharzt-Besuch sein, wenn wir diese Fachärzte nicht in Attendorn haben.

Wie wollen Sie den Kontakt denn halten?

Zum einen durch einen transparenten Auftritt. Wir sind seit Kurzem auf Facebook aktiv und wollen grundsätzlich zeigen, welche Leistungsbereiche wir haben. Wir möchten zeigen, was in der Klinik passiert und dadurch eine Brücke zu den Attendornern schlagen. Und dann hilft uns die Kommunikation mit den Patienten, die bei uns im Haus sind. Von ihnen möchten wir Feedback erhalten – direkt hier im Haus, per Mail oder über Facebook. Auch laden wir die Bürger regelmäßig zu unserer Veranstaltungsreihe, den Attendorner Medizingesprächen, ein.

Welche Erwartung haben Sie an Verwaltung und Politik – und was erwarten die von Ihnen?

Die Erwartung an mich ist, das Krankenhaus für Attendorn erfolgreich zu führen. Meine Erwartung ist, dass wir zusammen mit der Stadt, den niedergelassenen Ärzten und den großen Firmen als wichtige Arbeitgeber hier vor Ort in Attendorn gut zusammenarbeiten. Mir ist es ganz wichtig, dass man offen miteinander kommuniziert und gemeinsam Ideen entwickelt. Wir sind beispielsweise bei der Nacht der Unternehmen in Attendorn dabei. Es gilt, gemeinsame Veranstaltungen auf die Beine zu stellen, um beispielsweise Fachkräfte von außerhalb nicht nur für uns, sondern für die Stadt zu gewinnen. Das geht am besten gemeinsam.

Eine Bertelsmann-Studie hat vor einiger Zeit für Aufsehen gesorgt. Demnach sollte mehr als jedes zweite Krankenhaus in Deutschland geschlossen werden. Die Begründung: Weniger Krankenhäuser gleich mehr Personal und bessere Ausstattung. Steht der Standort Attendorn daher in Frage?

Nein. Wir sind in der glücklichen Lage, zu einer großen Klinikgruppe zu gehören, so dass wir die Möglichkeit haben, von einem starken Netzwerk und unseren umliegenden Partnerkliniken zu profitieren. Dadurch können wir den Attendorner Bürgerinnen und Bürgern ein breites Spektrum anbieten, das andere so nicht vorhalten.

Seit Ende 2017 im Unternehmen

Dr. Volker Seifarth ist 34 Jahre jung, gebürtiger Kölner und verheiratet. Der Medizintechniker studierte an der Fachhochschule Aachen. Nach seinem Studium war er als Projektmanager in der Medizinproduktentwicklung tätig, ehe er im November 2017 als Assistenz der Geschäftsführung zur Helios-Klinik in Wipperfürth wechselte. Zum 1. Mai 2019 wechselte er als Geschäftsführer an den Helios-Standort Warburg. Seit dem 1. Dezember ist er nun in gleicher Funktion in Attendorn tätig.

Seit dem 28. Februar 2014 gehört die Attendorner Klinik zur Helios Kliniken Gruppe. Die Klinik ist Akademisches Lehrkrankenhaus der Universität Marburg und ist damit angebunden an die Spitze des medizinischen Fortschritts. In Attendorn sind knapp 400 Mitarbeiter beschäftigt. Es stehen knapp 300 Betten zur Verfügung.

Zum Beispiel?

Das Thema Zentren-Bildung. Um eine hohe medizinische Qualität zu sichern, dürfen sie bestimmte Operationen an einem Standort nur noch dann durchführen, wenn sie diese Eingriffe in einer gewissen Anzahl erbringen. Es ist zweifellos so, dass Menge und Qualität medizinischer Leistungen in einem direkten Zusammenhang stehen. Nicht jede Klinik ist auf jedes Verfahren in Diagnostik und Therapie spezialisiert – das gilt vor allem für komplexe Operationen. Um unseren Patienten unabhängig von ihrem Wohnort einerseits die individuell bestmögliche Therapie anbieten zu können, sie andererseits mit komplexen medizinischen Themen nicht alleine zu lassen, haben wir die medizinische Expertise unserer Kliniken in der Region gebündelt. Wir werden im kommenden Jahr dieses Netzwerk insofern verbessern, dass Patienten, die sich in Attendorn mit einer schweren Erkrankung vorstellen, mit Hilfe eines Patientenlotsen entsprechend ihren medizinischen Bedürfnissen geleitet werden.

Wie sieht die Helios-Klinik in Attendorn in 2025 aus?

Ich glaube fest daran, dass wir im Jahr 2025 endlich ein digitales Krankenhaus haben mit relativ wenig Papier. Ein Beispiel: Es ist wichtig, Informationen über unsere Patienten zu jederzeit an jedem Ort in diesem Haus abrufen und bereitstellen zu können. Wenn also ein niedergelassener Kollege für die Nachbehandlung und Fortführung einer Therapie Informationen braucht, sollten wir in der Lage sein, ihm diese Informationen schnell und idealerweise über ein entsprechendes Austauschsystem direkt zur Verfügung zu stellen. In lesbarer Qualität (grinst). Daran arbeiten wir bereits und wir sind auch gar nicht so weit weg davon. Zudem glaube ich, dass wir die Teamarbeit über das gesamte Haus hinweg noch verbessern können. Meine Vision ist, dass die Attendorner sagen: Helios, das ist mein Krankenhaus, da gehe ich gerne hin und bin gut aufgehoben.

Zum Schluss: Sie sind gebürtiger Kölner. Wie haben Sie sich im ländlichen Attendorn eingelebt?

Ich bin sehr herzlich aufgenommen worden. Mir wurde der Attendorner Karnevalszug ans Herz gelegt, da bin ich als Kölner auf jeden Fall dabei. Bisher bin ich überall offen empfangen worden, so wie ich es aus meiner Heimat kenne. Ich kann gar nicht sagen, dass der Sauerländer irgendwie anders oder verschlossener ist. Ich fühle mich hier sehr wohl.