Attendorn. Politik und Schulleiter in Attendorn sind einer Meinung: Es braucht dringend und möglichst schnell Hol- und Bringzonen – auch in der Hansestadt.

Die Frage nach der Sinnhaftigkeit von Hol- und Bringzonen für Eltern, die ihre Kinder am frühen Morgen mit dem Auto zur Schule kutschieren und mittags wieder abholen, stellt sich für Rudolf Hermanns, Leiter des Attendorner Rivius-Gymnasiums, nicht. Es brauche diese Zonen auf jeden Fall, damit die Eltern ihre Sprösslinge nicht mehr bis unmittelbar vor das Schultor fahren, betonte er im Attendorner Schulausschuss am Montagabend.

Hermanns machte die Notwendigkeit von Elternhaltestellen außerhalb von Gefahrenbereichen, also dort, wo Schüler entspannt aus- und einsteigen können, am Bespiel der eigenen Schule und der benachbarten Grundschule (Sonnenschule) am Westwall deutlich. Jeden Morgen würden sich beispielsweise am Alten Amtsgericht, nur ein Steinwurf von den Schulen entfernt, Schüler- und Berufsverkehr gefährlich nahe kommen. „Es wundert mich gar, dass es bislang, zum Glück, noch keinen größeren Unfall gab“, erklärte Hermanns.

Selter: Problematik an allen Schule

Die Verkehrsgefahren für Schulkinder sehen nicht nur der Rivius-Leiter und seine Amtskollegen, sondern auch die Lokalpolitiker. „Diese Problematik existiert an allen Grundschulen. Die kleinen Kinder sind im Straßenverkehr eben noch nicht so ausgebildet wie die Größeren“, betonte Ulrich Selter von der CDU. Er sprach sogar ein Lob für den politischen Mitbewerber aus, in diesem Fall der SPD. Die Sozialdemokraten hatten nämlich den Antrag gestellt, Bürgermeister Christian Pospischil möge dem Trend der Elterntaxis entgegenwirken.

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Ihre Begründung: „Die selbstständige Mobilität von Kindern auf dem Schulweg hat in den letzten Jahren kontinuierlich abgenommen. Dies liegt nicht nur an weiten und unübersichtlichen Schulwegen, sondern auch an Eltern, die ihre Kinder aus Angst vor Unfällen und Übergriffen oder aber aus Gewohnheit bzw. Bequemlichkeit mit dem Auto direkt bis vor das Schultor fahren.“

Fachliche Unterstützung liefert dabei das „Zukunftsnetz Mobilität NRW“, in dem alle sieben Städte und Gemeinden des Kreises Olpe und der Kreis selbst Mitglied ist. Ein Projekt aus diesem im Jahr 2016 gegründeten Netzwerk, das sich eine nachhaltige Mobilitätsentwicklung auf die Fahne geschrieben hat, ist das Angebot „Geh-Spaß statt Elterntaxi“, das neben der Einrichtung besagter Elternhaltezonen u.a. auch Gehweg-Training mit den Schülern und Lehrerausbildungen anbietet.

Drei bis vier Zonen pro Schule

Es sei übrigens wichtig, betonte Andreas Falkowski vom Zukunftsnetz, nicht nur eine, sondern idealerweise drei bis vier Hol- und Bringzonen pro Schule zu etablieren. „Ansonsten würde sich der Verkehr ja nur verlagern“, erklärte der Fachmann im Ausschuss.

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Die Elterntaxis sind zwar kein spezifisches Attendorner Problem, allerdings komme es auch in der Hansestadt immer wieder zu gefährlichen Situationen. „Dieses Thema liegt uns schon lange im Magen“, erklärte daher Wiebke Lösenbeck-Schulte, Leiterin der Attandarra-Grundschule mit ihren Standorten am Südwall und am Stürzenberg. Und Marion Schmidt-Wrobel, Leiterin der Hanseschule im Schwalbenohl, betonte, dass sie mittlerweile in jedem Elternbrief auf dieses Problematik der Elterntaxis hinweise. Wichtig sei, so Uli Selter, beim weiteren Vorgehen alle Grundschulen mit ins Boot zu holen und nicht nur bei vereinzelten Schulen, etwa in der Innenstadt, Elternhaltestellen einzurichten. „Sonst besteht die Gefahr, dass die Eltern die Schulauswahl für ihre Kinder auch davon abhängig machen, wie sie an die Schule mit ihrem Auto herankommen.“

Haushaltsansatz festlegen

In einem ersten Schritt wird die Stadtverwaltung bis zur kommenden Ratssitzung die Situation an den Schulen analysieren und dann eine Art Prioritätenliste erstellen – also die Frage beantworten, an welcher Schule der größte Handlungsbedarf besteht. Zudem muss ein – vergleichsweise geringer – Haushaltsansatz für 2020 gebildet werden. Denn das Gute sei, dass für es für die Hol- und Bringzonen keine größeren baulichen Veränderungen brauche, betonte Bürgermeister Christian Pospischil, der die Zonen als sinnvoll und dringend bezeichnete. Darin bestand fraktionsübergreifender Konsens. Übrigens auch, dass die Kindergärten bei dem Thema nicht außen vor gelassen werden sollen.