Olpe/Finnentrop. Über Straßen und Feldwege im Finnentroper Gebiet soll ein 20-Jähriger vor der Polizei spektakulär geflüchtet sein. Er hatte keine Fahrerlaubnis.

Als die filmreife Verfolgungsjagd schließlich auf einem Feldweg in Weringhausen ihr Ende nimmt, finden die Polizisten lediglich das Fluchtauto vor. Vom Fahrer keine Spur. Die Beamten fordern Verstärkung für eine großflächige Fahndung an. Spürhunde und sogar ein Hubschrauber suchen denjenigen, der sich einer Polizeikontrolle entzog und mit mehr als 100 Sachen durch mehrere Ortschaften brauste.

An diesem Dienstag sitzt der Beschuldigte, den ein Polizeibeamter identifiziert haben will, auf der Anklagebank des Amtsgerichts Olpe. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 20-Jährigen vor, Ende Juli dieses Jahres gleich viermal ohne Fahrerlaubnis durch Finnentrop gefahren zu sein. Die ersten beiden Taten räumt der Mann ein, aber eine Verfolgungsjagd mit der Polizei habe er sich nie geliefert. Auch dass er nur wenige Tage später mit dem Auto eines Freundes unterwegs war, bestreitet er.

„Unzählige Male“ illegal unterwegs

Am Abend des 19. Juli fuhr der 20-Jährige zweimal mit seinem VW, für den er keine Zulassung besitzt, um Besorgungen zu erledigen. Sein Freund und Nachbar (21), der vor dem Jugendschöffengericht als Zeuge aussagt, beobachtete das Geschehen mit Sorge. „Ich hab’ dir gesagt, dass ich irgendwann die Polizei rufe. Aber es hat dich nicht interessiert“, sagt der 21-Jährige vor Gericht zum Angeklagten.

Schon „unzählige Male“ habe der Nachbar beobachtet, wie der 20-Jährige ohne Führerschein durch die Gegend fuhr. Erst mit einem Motorrad, weshalb das Amtsgericht Lennestadt ebenfalls ein Verfahren gegen ihn eingeleitet hat, später dann mit seinem nicht zum Straßenverkehr zugelassenen Auto. Teilweise soll er dabei auch betrunken gewesen sein. „Wir kennen uns seit zehn Jahren. Aber er ist nicht mehr er selbst“, sagt der Zeuge und schüttelt mit dem Kopf.

Straßensperrung ignoriert

In der Nacht zum 20. Juli soll sich der 20-Jährige ein drittes Mal in seinen VW gesetzt haben. Gegen 1.30 Uhr sah eine Polizeistreife das Auto, das der Nachbar zuvor gemeldet hatte, und forderte einen zweiten Wagen an, der die Serkenroder Straße in Finnentrop sperren sollte. Aber der VW-Fahrer umfuhr den Streifenwagen einfach und raste davon.

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Mit mehr als 100 km/h sei der Flüchtige durch Lenhausen, Schönholthausen und Frettermühle gerauscht, ehe er in einem Waldstück in Weringhausen zum Stehen kam. „Seine Fahrweise war sehr gefährlich. Er fuhr auf die Gegenfahrbahn, andere Verkehrsteilnehmer mussten ihm ausweichen“, sagt ein Polizist aus. Der Raser konnte nicht gefunden werden. Allerdings bekräftigte einer der Polizisten in der Anzeige, den Fahrer erkannt zu haben, als dieser die Straßensperrung umfuhr. Er sei mit dem Beschuldigten zur Schule gegangen.

Das Problem: Der Polizist konnte nicht zur Gerichtsverhandlung erscheinen. Daher gibt es am 26. November einen Fortsetzungstermin, an dem ein Urteil gefällt werden soll. Dann soll auch geklärt werden, ob der Angeklagte am 27. Juli – diesmal mit dem Auto eines Freundes – erneut ohne Fahrerlaubnis unterwegs war. Auch das hatte sein 21-jähriger Nachbar der Polizei gemeldet. „Ich bin noch nie mit dem Auto meines Freundes gefahren. Er lässt niemand anderes an sein Steuer“, betont der Angeklagte.

Der 20-Jährige verteidigt sich vor Gericht übrigens selbst. Sein Anwalt hatte das Mandat niedergelegt.

20 m hohe Birke gefällt

Der 20-Jährige wird außerdem wegen Sachbeschädigung beschuldigt. Im Juni dieses Jahres hatte er nach einem öffentlichen Fest eine 20 Meter hohe Birke, die im Besitz der Gemeinde Finnentrop stand, mit einer Motorsäge gefällt. Das räumte er vor Gericht ein. Er sei an dem Abend „total betrunken“ gewesen. Die Tat wurde in das jetzige Hauptverfahren eingegliedert.

Der Beschuldigte ist aktuell arbeitslos. Nach seinem Hauptschulabschluss begann er eine Lehre, die er jedoch hinwarf.

Während seiner zweiten Ausbildung wurde er beim Diebstahl erwischt und aufgrund dessen gekündigt.