Kreis Olpe. Das Grundstück, auf dem sich die Kreismülldeponie befindet, ist laut Gutachten rund 1,55 Mio. Euro wert. Der Pachtvertrag bringt viel mehr ein.
Wird das rund 14,5 Hektar große Grundstück im Negertal, auf dem sich unter anderem die Kreismülldeponie befindet, zum millionenschweren Spekulationsobjekt? Und muss sich der Kreis Olpe als Pächter, wenn er sein bisheriges Mietobjekt selbst ersteigern will, hartnäckiger Konkurrenz erwehren? Die Fakten, die vor dem Zwangsversteigerungstermin des Grundstückes im Amtsgericht Olpe (Donnerstag, 21. November) auf dem Tisch liegen, lassen diesen Schluss zu.
50-Jahres-Vertrag abgeschlossen
Denn der Kreis hat mit den bisherigen Grundstücksbesitzern, einer Erbengemeinschaft, einen 50 Jahre dauernden Vertrag geschlossen, der erhebliche Pachteinnahmen garantiert. Etwa 28 Jahre der Vertragslaufzeit sind abgelaufen, 22 Jahre darf also noch Pacht kassiert werden. Momentan sind das laut Verkehrswertgutachten rund 115.000 Euro pro Jahr. Prozentuale Steigerungen sind vertraglich vereinbart, alle drei Jahre darf angepasst werden. Macht unterm Strich eine Einnahme bis zum Ende des Vertrags von über 2,5 Millionen Euro, die vertraglich vereinbarten Pachterhöhungen noch nicht einmal eingerechnet. Die nächste Mieterhöhung könnte bereits Mitte 2020 fällig werden. Sollte der Kreis das Grundstück selbst ersteigern, wäre das hinfällig. Als Verkehrswert zum Stichtag 19. Dezember 2018 haben die Gutachter für die Gesamtfläche 1,556 Millionen Euro errechnet.
Kein Wunder also, dass in der zahlungspotenten heimischen Immobilienbranche Nervosität ausgebrochen ist. Von einem „Sechser im Lotto“ ist die Rede, ein anderer spricht von einem „lukrativen Rentenvertrag“. Genannt werden will niemand, und auch um offizielle Stellungnahmen bitten wir vergebens. Kreisdirektor Theo Melcher schweigt mit Blick auf die Nichtöffentlichkeit des Themas ebenso wie von unserer Redaktion kontaktierte Kreistagsmitglieder. Die fast abgesprochen wirkende Antwort: „Kein Kommentar, nichtöffentlich.“
Kreis steigert mit
Laut Recherchen unserer Redaktion hat es bereits vor Monaten einen Beschluss im Kreishaus gegeben, der der Kreisverwaltung bzw. einem Abgesandten der Kreis-Vermögensverwaltungsgesellschaft den Auftrag erteilt, mit zu steigern.
Die Frage drängt sich auf: Bis zu welcher Summe will der Kreis, der ein großes Interesse an dem Grundstück haben muss, gehen? Doch auch hier heißt das Motto bei allen Beteiligten: Schweigen im Walde.
Das Büro MTT der Lüdenscheider Architekten Trimpop, Trompetter, Schulte hat über die 14,5 Hektar-Gesamtfläche ein 54-seitiges Verkehrswertgutachten erstellt, in dem alle relevanten Fakten zusammen getragen worden sind.
Boden ist zu rekultivieren
Daraus geht auch hervor, dass der Kreis nach Auslaufen des Vertrages zwar die Deponie nicht zurückbauen, aber in quasi besenreinem Zustand zurückgeben müsste. Im Klartext: Die zwischenzeitlich errichteten Deponie-Gebäude müssten entfernt, der Boden rekultiviert und zumindest oberhalb der Abdeck-Folie von Altlasten befreit übergeben werden.
Auch unliebsame Überraschungen hinsichtlich früherer Bergbau-Aktivitäten sind laut Bezirksregierung auszuschließen.
Schlussfolgerung des Gutachters: „Mit bergbaurechtlichen Einwirkungen ist demnach nicht zu rechnen.“