Olpe. Nach dem Aus der Villa kommen Gastwirte einiger Olper Kneipen und Cafés zu Wort: Mit Konkurrenz müsse man in der Branche leben.
„Keine Angst vor dem Café Extrablatt“ - so lautet das Fazit einer Blitz-Umfrage unserer Redaktion in der Olper Gastro-Szene nach dem überraschenden Aus der Kultkneipe Die Villa und der Ursachen-Analyse des scheidenden Villa-Pächters Dirk Stroessel. Der Villa-Betreiber hatte die Konkurrenz des Café Extrablatt, aber auch die mangelnde Fähigkeit der Olper, sich auf Neues einzulassen, als Gründe für spürbare Umsatzverluste ausgemacht.
Maik Lüning, (Café con Leche und Café Lüning) konnte dem im Gespräch mit unserer Redaktion nicht folgen: „Das ist eine absolute Frechheit. Da werden die Olper als dumme Bauern dargestellt und als unfähig, sich auf etwas Neues einlassen zu können.“ Die Villa besitze den schönsten Biergarten der Region und habe zwei glänzende Gastro-Sommer hinter sich. Da müsse man sich doch fragen, warum das nicht funktioniert habe.
Bereicherung für Olpe
Natürlich habe auch er in seinen Cafés das Extrablatt gespürt. Aber: „Da spielt vor allem in der Anfangsphase die Neugierde eine wichtige Rolle. Wenn Du gut bist, kommen die Leute auch wieder zurück“, argumentiert der gelernte Koch und Konditor. Und weiter: „Als wir das Con Leche eröffnet haben, haben die anderen auch nicht vor Begeisterung geschrien.“
Grundsätzlich sehe er das Extrablatt als Bereicherung für die Stadt Olpe: „Konkurrenz belebt das Geschäft. Wenn etwas nicht läuft, sollte sich jeder an die eigene Nase packen. In Olpe wird schon Geld ausgegeben, mehr als in anderen Städten.“
Neues in der Cosmo Lounge
Auch Devran Koyuncu, Betriebsleiter der Cosmo Lounge (Goldener Löwe) am Marktplatz in Olpe sieht die Extrablatt-Konkurrenz gelassen: „Da machen wir uns keinen Kopf drum. Natürlich ist das ein Riesenladen mit Superlage und Superausstrahlung. Und der wird auch Marktanteile wegnehmen. Wir lassen uns aber nicht in die Knie zwingen.“ Schon in wenigen Monaten werde die Cosmo Lounge, die Anfang Mai von einem Brand heimgesucht wurde, mit neuen Attraktionen durchstarten: „Wir hoffen darauf, dass der Restaurantbereich, der wegen des Feuers noch eine Baustelle ist, Anfang Dezember wieder eröffnet werden kann. Er wird dann völlig anders gestaltet als vor dem Brand, viel gemütlicher.“ Geplant seien dann auch Koch-Events wie Live Cooking mit einer mobilen Küche im Gastraum. Hinzu komme die Wiederinbetriebnahme des Gewölbekellers.
Samos-Leiki: Hervorragende Küche
Bange machen lässt sich auch Traditions-Wirt Apostolos „Leiki“ Stavrou vom „Samos“ nicht: „Wir bleiben so, wie wir sind, halten an unserem erfolgreichen Konzept fest.“ Damit sei vor allem die hervorragende Küche gemeint, für die seine Frau Stavroula verantwortlich zeichne, aber auch das Sky-Fußball-Angebot. Mittlerweile fast ein Alleinstellungsmerkmal. Stavrou: „Man muss mit Herz bei der Sache sein.“ Auch als Chef müsse man vor Ort und greifbar sein. Die Eröffnung des Extrablatt habe er kaum bemerkt: „Nur mittags ist etwas weniger los.“ Man müsse abwarten, wie sich das entwickle, wenn die erste Neugierde verflogen sei.
Auch in Schröder´s Cafe berichtet die Inhaberin Amalia Schröder, dass durch die Eröffnung vom Cafe Extrablatt kein Unterschied in ihrem Cafe zu spüren ist: „Unsere Stammgäste haben einen ganz anderen Anspruch und wir bedienen eine ganz andere Zielgruppe“, erklärt sie. Natürlich habe man sich vor der Eröffnung Gedanken über die starke Konkurrenz gemacht, davon sei aber nichts eingetroffen. Das Konzept sei zu unterschiedlich: In Schröder´s Cafe lege man Wert auf Bio und Fairtrade-Produkte, es werde außerdem kein Alkohol ausgeschenkt, wodurch es im Abendgeschäft keine Rolle spiele, erklärt Amalia Schröder.
Für die Zukunft der Villa wünscht sich die Inhaberin einen Reset- Knopf in die Vergangenheit: „Eine urige Braustube, mit diesem wunderschönen Biergarten“, ein Konzept, was in Olpe nicht neu ist.
Konkurrenz wie jede andere
Mario Schulte, Inhaber der Gaststätte Klumpen am Markt, bestätigt die Tendenz: „Klar probieren am Anfang alle das Neue aus. Da hat man in den ersten Wochen schon Unterschiede gemerkt“.
Gerade in der jüngeren Altersschicht spreche das Extrablatt an. Doch für den Klumpen sei das eine Konkurrenz wie jede andere. „Wir haben unser altbewährtes Konzept, unsere Stammgäste, unsere Tradition. Darauf vertrauen wir, das kommt gut an“. Für die Villa hätte der ehemalige Pächter der Kultkneipe viele Ideen: „Es ist gar nicht so leicht, wie man denkt. Aber zum Beispiel eine Sportbar wäre meiner Meinung nach eine gute Idee. Das kam früher in der Villa auch schon immer gut an“.
Eher Altstadt-Gastro betroffen
„Wir haben das natürlich gemerkt, vor allem die Eröffnung, aber gewaltige Umsatzeinbußen hat es nicht gegeben“, sagt Pablo Geronimo Leo Ruhr, Geschäftsführer des Bootshauses Biggesee - direkt gegenüber dem Extrablatt zur neuen Konkurrenz. Ruhr glaubt, dass eher die Gastronomie in der Olper Altstadt Einbußen spürt. Aber grundsätzlich müsse man sich in der Gastronomie der Konkurrenz stellen. Durch das Extrablatt würden aber auch zahlreiche Kunden ans Wasser gezogen, was sich vielleicht positiv auch für das Bootshaus auswirken könne.