Olpe. Irmgard Becker (92) ist die Mutter des Olper Schützenkönig Horst Peter Becker. Mit ihren Töchtern Ingrid und Ursel schwelgt sie in Erinnerungen.
Das Treppengeländer vor dem Haus ist frisch gestrichen. Natürlich in grün und weiß, wie könnte es anders sein. Schließlich wird im Hause Becker dieses Jahr ein ganz besonderes Schützenfest gefeiert. Irmgard Becker sitzt auf der Terrasse. Neben ihr liegen ein paar Schützenschleifen auf dem Tisch, die sie frisch aufgebügelt hat. Biergläser stehen parat. Ihre Töchter Ingrid und Ursel sind schon da. Später will auch ihr Sohn dazukommen.
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Der amtierende König des St. Sebastianus Schützenvereines Olpe, Horst Peter Becker, und seine Andrea. Wird noch ein bisschen dauern bis die Majestäten aus Hamburg ankommen. Zeit genug also, um mit den drei Damen heimlich in Erinnerungen zu schwelgen. Wie Horst Peter wohl zu seinem Spitznamen „Hossi“ kam?
Vier Kilometer gelaufen
Irmgard Becker ist 92 Jahre alt. Sie ist in Saßmicke geboren und aufgewachsen, lebt seit 63 Jahren in Olpe. Früher ist sie immer von Saßmicke zu Fuß aufs Olper Schützenfest gelaufen. Vier Kilometer hin, vier Kilometer zurück. Es ist eine Zeit im Umbruch. Die Kriegsjahre sind vorbei, die jungen Leute wollen wieder vor die Tür.
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„Wir Mädchen saßen unter der Vogelstange, bis uns jemand aufforderte zum Tanzen“, erzählt sie. Die vierfache Mutter erinnert sich auch noch gut an die Musik. Schon damals spielt der Saßmicker Musikverein – mit ihrem Paul an der Spitze. Paul Becker dirigiert von 1949 bis 1959 die Musikanten. 1950 verlobt sich das Paar auf der Goldhochzeit seiner Eltern.
Schützenfest-Geld bekommen
Viele Jahre sind seitdem vergangen, viele Schützenfeste liegen hinter ihr, viele Momente der Freude, des Mitfieberns an der Vogelstange. „Wir haben immer Betrieb gehabt“, erzählt Irmgard Becker, stolze Urgroßmutter von Emma (3) und Bjarne (16 Wochen). In wenigen Wochen wird Urenkelchen Nummer drei erwartet.
Jedes Jahr erhält Irmgard Becker sieben weiße Nelken
Familie Becker gehört zur 7. Korporalschaft.
Mittlerweile ist es Tradition geworden, dass Irmgard Becker zum Frühshoppen am Samstagmorgen sieben weiße Nelken von den Gästen geschenkt bekommt.
„Und das ist bis heute so geblieben. Ich mache auch alles mit, so lange wie es geht.“ Natürlich hat sich viel verändert. Damals haben die Kinder noch Schützenfest-Geld bekommen, um sich auf dem Fest etwas kaufen zu können. Noch früher gab es nicht mal Buden, Brötchen wurden geschmiert und mitgenommen. Aber das ist lange her. „Ich habe immer gerne Schützenfest gefeiert“, erzählt Irmgard Becker.
Viel los im Hause Becker
Es ist dieser Rummel, diese Gemeinschaft, die in der ganzen Stadt zu spüren ist, was der Seniorin noch immer so gut gefällt. „Dann ist sie voll in ihrem Element“, erzählen Ursel Becker und Ingrid Burghaus lächelnd. „Sie ist voller Elan und Freude, wenn sie ihre Familie verwöhnen kann. Morgens ist dann schon der Frühstückstisch gedeckt, wenn alle nach und nach aufstehen.“ Auch dieses Jahr – insbesondere dieses Jahr – füllt sich das Haus Becker über die Schützentage wieder.
Die Familie reist an, um mit Horst Peter und Andrea Becker zu feiern.
„Ich freue mich, dass ich das noch erleben darf“, sagt die Mutter des Schützenkönigs und erinnert sich gut an den Anruf am Schützenfest-Montag, dass ihr Horst Peter den Vogel abgeschossen hat. Ein Glücksmoment, den sie später mit der Familie am Rotwein-Tisch feiert.
Aber wie kommt Horst Peter Becker denn nun zu seinem Spitznamen? Seine Schwester Ingrid Burghaus verrät es. „Wir haben früher immer die Serie Bonanza gesehen“, erzählt sie schmunzelnd.
„Und einen der Söhne nannten sie Hoss. Und so kam Horst Peter in Kindheitstagen eben zu dem Namen Hossi.“