Kreis Olpe. Die Mobilfunk-Technik 5G (5. Generation) kommt auch in den Kreis Olpe, in ländlichen gebieten aber kaum flächendeckend.

Selbst fahrende Autos, die miteinander kommunizieren, ein landwirtschaftlich genutzter Acker mit Sensoren, die dem Bauern auf seinem Computer mitteilen, welchen Feuchtegehalt die Erde hat oder Maschinen, die untereinander wissen, was die andere gerade tut und jeden Fehler direkt ins Firmensystem melden. Was sich auf den ersten Blick anhört wie Fantasien aus einem Science Fiktion-Kinostreifen dürfte dank der modernsten Mobilfunk-Technologie 5G gar nicht mehr so weit entfernt sein.

Digitales Echtzeitalter

„Mit dem superschnellen Mobilfunkstandard geben wir den Startschuss für das digitale Echtzeitalter“, sagt Stefan Glusa, Geschäftsführer der Telekommunikations-Gesellschaft Südwestfalen, sozusagen der Manager in Sachen Internet und Mobilfunk für die Kreise Olpe, Siegen, Soest, Hochsauerland und Märkischer Kreis.

100 Megabit pro Sekunde

Die Bundesnetzagentur hatte mit der Vergabe der neuen 5G-Frequenzen die Auflage verbunden, die Gesellschaften müssten bis Ende 2022 mindestens 98 Prozent der Haushalte mit Download-Geschwindigkeiten von mindestens 100 Megabit pro Sekunde versorgen.

Das ist bereits mit der gängigen LTE-Technik möglich. Videos und Filme in 4K-Qualität sind bereits mit 25 Mbits/Sekunde streambar.

Aus der Frequenzvergabe 2015 sind die Mobilfunkbetreiber bereits verpflichtet, bis 2020 97 Prozent aller Haushalte mit 50Mbits/Sekunde zu versorgen.

Aktuell ist das Thema spätestens, seitdem die großen Player auf dem Spielfeld des Mobilfunks die notwendigen Kapazitäts-Frequenzen ersteigert haben. Glusa: „Das sind vier Anbieter, die Telekom und Vodafone, Telefonica, aber auch Drillisch.“ Letzterer verfüge allerdings im Kreis Olpe noch nicht über eigene Funkmasten.

Drängende Fragen

Die Fragen, die Otto-Normal-Verbraucher hierzulande auf den Nägeln brennen, sind leicht zu identifizieren: Wie viele neue Funkmasten wird es geben? Wie schnell kann er die leistungsstarken neuen Netze auf seinem Smartphone nutzen? Wie schädlich ist die Strahlung?

Der Funkturmmast der Telekom in Drolshagen. Gebaut von der Telekom-Tochter Deutsche Funkturm GmbH. Höhe: 40 Meter.
Der Funkturmmast der Telekom in Drolshagen. Gebaut von der Telekom-Tochter Deutsche Funkturm GmbH. Höhe: 40 Meter. © WP | Josef Schmidt

Wir stellen sie deshalb auch Stefan Glusa: „Das Angebot wird auch mittelfristig weniger dem normalen Smartphone-Nutzer zu Gute kommen, sondern auf das Vernetzen vieler Geräte ausgerichtet sein, also in großen Städten oder in der Industrie zu Hause sein.“

Auf die Frage, ob eine Verspargelung der Region drohe, gebe es zwar Berechnungen, so Glusar, aber keine belastbaren Zahlen: „Momentan gibt es in Deutschlandrund etwa 75.000 Anlagen, das ist im Durchschnitt eine Anlage auf 4,5 Quadratkilometer. In NRW sind es rund 14.500 Anlagen.“ Für 5G, so eine Modellrechnung des Wissenschaftlichen Institutes für Kommunikationsdienste in Bad Honnef, seien rund 750.000 Antennen/Masten notwendig. Das würde auf 4,5 Quadratkilometern neun Anlagen bedeuten.“ Aber auch sogenannte Small Cells, kleine Antennen, könnten an öffentlichen Gebäuden, Ampeln oder Straßenlaternen angebracht werden.

Derzeit rund 150 Funkmasten

Ein Blick auf die Versorgungskarte der Bundesnetzagentur weist für den Kreis Olpe momentan rund 150 Funkmasten aus. Dass jedoch bei einem 5G-Ausbau daraus dann neunmal so viele würden (1.300), ist für Glusa keine realistische Größenordnung.

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Das hat mehrere Gründe, wie unsere Recherchen ergaben. „Wir werden viele unserer bestehenden Masten für die 5G-Versorgung umrüsten und nutzen können“, sagt Andre Hofmann, Pressesprecher der Telekom, zu dem Thema.

Klar sei, so Stefan Glusa, dass die Anlagen für die extrem leistungsstarken Frequenzen von 3,6 und 2 Gigaherz, die zuletzt versteigert worden seien, nur kleine Reichweiten abdeckten. Bei 2 Gigaherz rund 1.000 Meter, bei 3,6 Gigaherz sogar gerade einmal 500 Meter. Grundsätzlich gelte, je niedriger die Frequenz, desto größer der Radius: „Es ist aber blödsinnig, die Fläche mit den hohen Frequenzen zu versorgen, dafür wären ja unendliche viele Masten notwendig. Die würde niemand auf dem Nachbargrundstück akzeptieren.“

Gesundheitliche Vorbehalte

Darüber hinaus gebe es gesundheitliche Vorbehalte: „Internationale Wissenschaftler und Ärzte warnen vor potenziell schwerwiegenden gesundheitlichen Auswirkung der 5 G-Mobilfunk-Technologie.“ Mehr als 180 Wissenschaftler und Ärzte aus 36 Ländern forderten deshalb, die möglichen Risiken durch industrieunabhängige Wissenschaftler erforschen zu lassen.