Kreis Olpe. Was bedeutet die 5G-Technologie eigentlich für die Menschen im Kreis Olpe? Interview mit Dr. Andreas Hesse und Dr. Meinhard Sauer.

Die Entwicklung im Mobilfunk schreitet immer schneller voran. Nun steht die fünfte Mobilfunkgeneration, kurz 5G, in Deutschland praktisch in den Startlöchern. Es ist noch schneller und ermöglicht unter anderem die Kommunikation zwischen Maschinen und Anwendungen. Eine gute Sache – oder? Dr. Andreas Hesse, Diplom-Physiker aus Wenden, und Dr. Meinhard Sauer, Kardiologe und Angiologie aus Attendorn, sehen das nicht so. Im Interview machen sie deutlich, dass die elektromagnetische Strahlung die Gesundheit von Mensch und Tier stark beeinträchtigt.

Zunächst einmal zum Verständnis, was ist 5G und wie unterscheidet es sich zum derzeitigen 4G?

Dr. Andreas Hesse: Bislang werden beim Mobilfunk vier Generationen bis LTE unterschieden. 5G wird hundert Mal schneller sein. Dafür benötigt man höhere Frequenzen. Wegen deren physikalisch kürzerer Reichweite und schlechter Durchdringung von Bewuchs und Mauern werden 800.000 weitere Sendemasten und höhere Sendeleistungen verglichen mit heute benötigt. Daher wird bereits heute – ohne Öffentlichkeit – über eine notwendige und deutliche Anhebung der zulässigen Grenzwerte für Strahlung diskutiert.

Ist das schädlich?

Dr. Meinhard Sauer: Das wird der größte Freilandflächen-Feldversuch der Menschheit werden, weil eigentlich überhaupt keiner weiß, wie die gesundheitlichen Auswirkungen dieser intensiven elektromagnetischen Strahlung sein werden. Auf den Menschen, aber auch auf die gesamte Umwelt. Es gibt nicht viele Studien. Vieles wird zurückgehalten und dementiert. Aber die Studien, die vorliegen, gehen eigentlich alle in eine Richtung: Elektromagnetische Strahlung hat Auswirkungen auf Erbgut, Wachstum und Funktion von Zellen aller Lebewesen.

Von welchen Auswirkungen auf den Menschen sprechen Sie?

Dr. Meinhard Sauer: Ich habe mich mit der Grundlagenforschung mit Blick auf die extreme Zunahme von Herz-Rhythmusstörungen in den letzten 35 Jahren beschäftigt. Es gibt Hinweise, dass der Kalzium-Stoffwechsel der Zellen durch hochenergetische, elektromagnetische Strahlungsaktivität massiv beeinflusst wird. Die Ursachen sind multifaktoriell, also da spielen ganz viele Faktoren eine Rolle. Umweltverschmutzung, Stress, Lebensführung, Veranlagung. Aber mein Argument ist: Das war doch in den 80er- oder 90er-Jahren auch schon so. Früher war aber eine Frau Mitte 30 mit Vorhofflimmern eine extreme Rarität. Heute nicht mehr. Ich glaube, dass das hauptsächlich eine Folge der elektromagnetischen Strahlung ist. Andere Umweltfaktoren, außer Stress sind eher besser geworden.

Und Sie denken, dass das mit der 5G-Technologie noch schlimmer wird?

Dr. Andreas Hesse: Die Gesundheitsgefährdung durch Funkstrahlung ist abhängig von der Bestrahlungsstärke und der Zeit, der man dieser ausgesetzt ist. Das ist wie beim ultravioletten Sonnenlicht, je intensiver und länger, desto schlimmer der Sonnenbrand und damit das Hautkrebsrisiko. Leider kann man keinen Funkwellenschutz auftragen. Die extrem hohe Datenrate, der Ersatz von Kabel- und Glasfasergebundener Informationsübertragung auf Funk, wird die Dosis auf Mensch und Natur extrem erhöhen, ohne dass mehr telefoniert werden würde. Mit 5G wird ein flächendeckendes Netz von hochenergetischer Strahlung aufgebaut, das praktisch permanent eingeschaltet ist.

Wozu denn überhaupt diese Technologie?

Dr. Andreas Hesse: Für Telefonie wird 5G nicht benötigt. Das ist Etikettenschwindel und Telefonieren ist eine Nebenfunktion. Es soll künftig möglich werden, dass sich die Milchkanne über einen Funkchip mit dem Kühlschrank unterhält, der macht Bestellungen, das Auto vereinbart selbstständig einen Termin mit der Werkstatt und unterhält sich mit Verkehrsampeln und dem umgebenden Verkehr. Das sogenannte Internet der Dinge also. Alles ist darauf ausgerichtet, dass riesige Datenmengen zwischen beliebig vielen Teilnehmern gleichzeitig transportiert werden können. Dafür sind höhere Frequenzbereiche mit größerer Signalbandbreite nötig. Und dann sprechen wir von Mikrowellen-Strahlung.

Also so stark wie die Strahlen in der Mikrowelle?

Dr. Andreas Hesse: Ja. Wir würden niemals die Hand in die laufende Mikrowelle halten, weil wir wissen, was da passiert. Wir verbrennen uns. Jetzt plötzlich wechseln wir auf solche Frequenzen, um damit zu telefonieren. Das heißt, das Telefon, das auf diesen Frequenzen arbeitet, ist nichts anderes, als ein winziger, offener Mikrowellen-Ofen. Nachgewiesen ist, dass bereits heute bei 4 G Telefonie der Kopf erwärmt wird. Nicht zu vergessen, dass Nervenimpulse elektrische Signale sind, die mit der Funkstrahlung wechselwirken.

Und das ist schädlich für die Gesundheit...

Dr. Meinhard Sauer: Die bisherige elektromagnetische Strahlung hat ja nachgewiesenermaßen schon Auswirkungen. Das fängt ja schon in der Nähe von Hochspannungsleitungen an. Da gibt es klare Daten, dass die Leukämie-Rate bei Kindern deutlich erhöht ist. Da hat man auch keine anderen Gründe für gefunden. Das kann man nicht dementieren. Dann gibt es Hinweise, dass die Strahlung das Verhalten von Insekten beeinflusst und sie beim Auffinden von Blüten behindert. Man hat beispielsweise auch festgestellt, dass sich Elefanten elektromagnetischen Feldern gezielt entziehen. Die Frage ist jetzt, wie wird das erst bei 5G werden?

Es hat also auch einen Einfluss auf die Tierwelt?

Dr. Meinhard Sauer: Wir beklagen jetzt momentan den extremen Rückgang von Insekten. Warum? Es kann mir doch keiner erzählen, dass in den 80er- oder 90er-Jahren, wo noch viel unkritischer mit Pestiziden umgegangen wurde, nur Pestizide und Luftverschmutzung relevant sind.

Ist das Ihre eigene These?

Dr. Meinhard Sauer: Es gibt eine ganze Reihe von Daten dazu, die man epidemiologisch in den Kontext setzen kann. Auch mit Blick auf die Zunahme der Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Rhythmusstörungen.

Aber man kann es nicht eindeutig auf eine Ursache zurückführen?

Dr. Meinhard Sauer: Nein, das geht nicht. Nur über epidemiologische Studien über 20, 30 Jahre – und die macht keiner. Wenn wir jetzt 5G einführen, stellen wir vielleicht nach 50 Jahren fest, wir haben keine Insekten mehr, die Krebsrate ist angestiegen und noch mehr Menschen haben Herz-Kreislauf-Probleme. Das Perfide daran ist, es wird eingeführt, weil wir es angeblich brauchen. Es hat sich aber keiner richtig Gedanken gemacht, welche Folgen es haben könnte, obwohl viele Warnhinweise in Studien vorliegen.

Wie sehe Ihr Lösungsvorschlag aus? 5G komplett verbieten?

Dr. Meinhard Sauer: 5G ist vielleicht in der Industrie sinnvoll. Aber wieso muss man das dann flächendeckend einführen? Man könnte doch kleine, lokale 5G-Netze installieren. Dafür braucht man die Bevölkerung doch keiner bis zu Hundert Mal höheren Strahlung auszusetzen. Damit funktioniert sowas wie vernetztes oder autonomes Fahren natürlich nicht. Aber die Frage ist ja, brauchen wir das überhaupt? Das wird uns halt nur suggeriert. Will die Bevölkerung das?

Also wer profitiert Ihrer Meinung nach überhaupt davon?

Dr. Andreas Hesse: Zunächst die Industrie. Deren Prozesse werden verbessert, wo ja nichts gegen zu sagen ist. Und eine riesige Menge neuer Produkte wird entstehen, das Unwichtigste ist die mit Funkchip ausgestattete Milchkanne. Es gibt auch noch wesentlich sensiblere Attribute: Durch das engmaschige Netz, die hohen Datenraten und Komplexität ist es möglich, detaillierte Bewegungs- und Verhaltensmuster von Benutzern aufzuzeichnen und zu benutzen. Wozu, bleibt der Fantasie jedes einzelnen überlassen.