Wenden/Siegen. . Langer zweiter Tag im Totschlag-Prozess von Wenden. Im Mittelpunkt standen vor dem Jugendschwurgericht die Ergebnisse der Ermittler.
Fast sieben Stunden dauerte am Donnerstag der zweite Verhandlungstag im nicht-öffentlichen Totschlag-Prozess gegen den heute 15-Jährigen, der Ende Oktober vergangenen Jahres in Wenden seinen Mitschüler (16) erwürgt haben soll. Wie die WESTFALENPOST erfuhr, wurden hinter der verschlossenen Tür des Saales 183 im Siegener Landgericht ausschließlich die damals ermittelnden Polizisten als Zeugen gehört. Zwar berichteten die Olper Polizeibeamten und die Mitglieder der Mordkommission Hagen in der Verhandlung professionell und sachlich über die Ergebnisse ihrer Ermittlungen, doch waren sie vor allem damals vor Ort tief betroffen von der fürchterlichen Tat. Keine Frage: Auch ihnen ist das Verbrechen unter die Haut gegangen. Fassungslos machte, dass es sich um so ein junges Opfer und einen so jungen Beschuldigten handelte. Auch Beamte der Spurensicherung erstatteten im Gericht ihren Bericht. Zudem ging es um die sichergestellte Kleidung des Angeklagten.
Unterricht geschwänzt
Auch interessant
Das Geschehen vor der Tat rekonstruierte die Polizei durch zahlreiche Zeugenaussagen. Am Dienstag, 30. Oktober 2018, hätten die beiden Schüler zusammen die Gartenbau-AG in der ersten Schulstunde besucht und dann den Unterricht geschwänzt, so die Ermittler. Nachdem der 16-Jährige nicht nach Hause gekommen war, hatten ihn die Eltern als vermisst gemeldet. Einen Tag später wurde die Leiche um 19.50 Uhr im Wald in der Nähe der Wendener Gesamtschule gefunden.
Da der damals 14-Jährige zuletzt gemeinsam mit dem späteren Opfer gesehen worden war, sei er von der Polizei zunächst als Zeuge vernommen worden. Er habe ruhig und überzeugend gewirkt, so ein Ermittler. Dabei habe er angegeben, mit dem 16-Jährigen hinter dem Sporthotel Wacker in Brün gesessen zu haben. Nach einem Streit sei der 16-Jährige in Richtung Vahlberg davongelaufen.
Vom Zeugen zum Tatverdächtigen
Auch interessant
Die Befragung von Mitschülern durch die Polizei ergab dann jedoch, dass der damals 14-Jährige an jenem Dienstag mit verdreckter und nasser Kleidung in der Schule erschien und nervös wirkte. Nach diesen Aussagen vernahm ihn die Polizei erneut. Dabei habe er sich in Widersprüche verstrickt. Er wurde vom Zeugen zum Tatverdächtigen. Beim Haftrichter am Amtsgericht Lennestadt gestand er schließlich, seinen Mitschüler erwürgt zu haben. Motiv: nicht erwiderte Liebe. Bereits mit 13 Jahren soll sich der Angeklagte in Wenden als homosexuell geoutet haben. Er sei in den 16-Jährigen verliebt gewesen und habe nicht nur Freundschaft, sondern eine Beziehung gewollt. Deshalb sei es zum Streit und der schrecklichen Tat gekommen.
Der Prozess wird am 14. Mai fortgesetzt. Dann sollen Mitschüler als Zeugen gehört werden.