Kreis Olpe. . Die Borkenkäferplage, die sich derzeit in den Wäldern ausbreitet, treibt vielen Waldbauern den Angstschweiß auf die Stirn.

Die Angst geht um. Vor einem gerade einmal vier bis fünf Millimeter kleinen Gesellen, der so ausgefallene Namen wie „Kupferstecher“ und „Buchdrucker“ trägt. Der aber, wenn er sich vermehrt, und das tut er gerade reichlich, einen Schaden anrichten kann, der selbst dem hartgesottensten Waldbauern den Angstschweiß auf die Stirn treiben kann: Vom Borkenkäfer ist die Rede.

Und Edgar Gummersbach, Vorsteher der Waldgenossenschaft Saßmicke, bringt es auf den Punkt, wenn er die Situation der Branche wiedergibt: „Die Furcht vor einem nochmaligen trockenen Sommer ist bei uns Waldbauern so groß wie noch nie. Seit August ist das ein Dauerthema bei uns, auch in der letzten Versammlung Mitte März war das so.“

Gleichgewicht durcheinandergeraten

Wir haben uns an diesem Morgen zunächst im Forstamt in Olpe mit Behördenleiter Jürgen Messerschmidt und der angehenden Försterin Barbara Schumacher verabredet, um dem momentan hartnäckigen Phänomen auf die Spur zu kommen. Auch wenn Messerschmidt bemüht ist, den Ball flach zu halten und das Wort Katastrophe nicht in den Mund nehmen will - die Besorgnis steht ihm ins Gesicht geschrieben: „Noch einmal ein Sommer wie 2018? Da will ich lieber gar nicht dran denken“, sagt er.

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Mit dem Borkenkäfer habe er als Förster zwar immer zu tun, er gehöre sozusagen zum Öko-System dazu, aber das Gleichgewicht sei durcheinandergeraten: „Dieser einzigartige Sommer hat die Situation verändert. Und der Winter hat auch nicht viel geholfen.“ Vor wenigen Wochen habe eine Forstbehörde bei Bonn Untersuchungen veranlasst mit dem ernüchternden Ergebnis: „Etwa 90 Prozent der eingewinterten Käfer und Larven haben überlebt. Wenn die Temperatur jetzt über 15 Grad steigt, fliegen die wieder los.“

Fast wie auf Bestellung scheint an diesem Morgen die Sonne am Saßmicker Lohkopf, als ob sie den März mit dem Juni verwechselt hätte. Mit Edgar Gummersbach stehen wir neben einem guten Dutzend gefällter Fichten, die mal gut 20 Meter hoch in den Himmel ragten. Allesamt vom Borkenkäfer heimgesucht.

Fichten, soweit das Auge reicht

„Die müssten hier eigentlich so schnell wie möglich weg, zum Säger“, sagt Gummersbach, um gleich auf den Boden der Realität zurückzukehren: „Derzeit geht aber nichts mehr, die Transportunternehmen sind dicht bis oben hin, die Sägewerke auch. Die könnten rund um die Uhr dran bleiben.“

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Denn angegriffene Fichten, die wegen des Borkenkäfers gefällt worden sind, liegen überall im Wald zur Abfahrt bereit.

Auch Messerschmidt zuckt nur mit den Schultern: „Die müssten gesägt oder mindestens 500 Meter entfernt von anderen Fichtenbeständen gelagert werden. Aber eine solche freie Fläche finden wir hier bei uns gar nicht. Wir hatten schon Sportplätze ins Auge gefasst oder noch freie Industrieflächen. Ein Umkreis von 500 Meter ohne Fichten ist aber auch da selten anzutreffen.“

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Der Fichtenanteil der Waldgenossenschaft Saßmicke im Vergleich zum Laubwald, liegt mit 53 Prozent in einem wünschenswerten Bereich. „Im Ostkreis“, so Messerschmidt, „ist der Fichtenanteil noch deutlich höher.“

Und wenn das gefällte und befallene Holz liegen bleibe, habe nicht nur der Borkenkäfer leichtes Spiel, sich zu vermehren, warnt Barbara Schumacher. Nachfolgeschädlinge wie der Fichtenbock gingen dann auch ins Holz und richteten noch schlimmeren Schaden an.

Messerschmidt: „Dachlatten oder Balken mit Löchern will niemand.“

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