Kreis Olpe. . Auf den Höfen im Kreis Olpe wird das Viehfutter knapp, eine Folge der Dürre im letzten Jahr. Noch nie waren Heu und Stroh so teuer wie heute.
Michael Richard, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbands, weiß, dass er sich bei vielen Mitbürgern von Amts wegen unbeliebt macht, wenn er sagt: „Noch so ein Sommer wie im letzten Jahr wäre schlecht, das wollen wir nicht hoffen“, so der Grevenbrücker.
Denn die Bauern im Kreis bekommen die Auswirkungen der Dürre im letztjährigen Supersommer jetzt erst richtig zu spüren. Die Futtervorräte aus dem Vorjahr, die wegen der Trockenheit viel geringer ausfielen als sonst, sind mittlerweile fast vollständig aufgebraucht und bis zum ersten Grasschnitt Mitte Mai sind es noch gut acht Wochen.
Das bedeutet, die Landwirte müssen Futter für ihre Tiere zukaufen. „Heu und Stroh waren noch nie so teuer wie heute“, so Richard, der letzte Woche selbst einen Lastzug mit Futter aus Dänemark bekommen hat. „Heu wird in diesem Jahr europaweit hin- und hergekarrt“, so Richard. Dass das teure Futter zudem noch mindere Qualität hat, weil die Dürre ja ganz Europa im Griff hatte, versteht sich von selbst. Das merkt auch das Vieh, das sonst heimisches Silagefutter gewohnt ist. Richard kennt seine Tiere: „Die Begeisterung bei den Kühen über Futterstroh und Grassamenheu hält sich merklich in Grenzen.“
Auch interessant
Weil die Landwirte den Futterengpass haben kommen sehen, haben viele Höfe ihren Viehbestand abgestockt, um einigermaßen mit dem Futtervorrat über den Winter zu kommen. Richard geht davon aus, dass der Bestand im Kreis Olpe zehn Prozent unter dem Vorjahr liegt.
Um nicht wieder in die Futterbredouille zu kommen, haben viele Landwirte weniger Sommergetreide, sondern im Herbst mehr Gras gesät, um die Futtervorräte aufzustocken. „Die Dürre hängt uns immer noch nach“, bringt es Richard auf den Punkt.
Und auch, wenn die Talsperren derzeit wieder recht voll sind und es gefühlt in den letzten Wochen pausenlos geregnet hat, gibt es immer noch ein Wasserdefizit in den Böden. Vor diesem Hintergrund kann man die Hoffnung der Bauern, dass es keinen zweiten Supersommer gibt, nachvollziehen. Bisher läuft das Jahr für die landwirtschaftlichen Kulturen nahezu optimal. Im Februar konnte die Gülle aufgebracht werden, dann kam der Regen, der die Nährstoffe in die Erde spülte, und es war nicht zu kalt. „Es ist jetzt schon recht grün, wenn es jetzt wärmer wird, dann geht‘s los“, so Richard.
Problem Blauzungenkrankheit
Nicht nur die Dürre hängt den Bauern nach, auch die Blauzungenkrankheit. Obwohl es im Kreis nicht einen einzigen Fall gibt, wurde das gesamte Kreisgebiet zum Sperrgebiet erklärt, mit Folgen für die Bauern. Denn die dürfen ihre männliche Kälber in Gebiete außerhalb des Sperrbezirks nur unter „haarsträubenden Auflagen“ verkaufen. Richard: „Man könnte auch sagen, verschenken.“
Auch interessant
Denn von jedem verkauften Kalb muss eine Blutprobe gezogen und beim Chemischen und Veterinäruntersuchungsamt (CVUA) in Arnsberg untersucht werden. Die Kosten dafür betragen 54 Euro, der Verkaufserlös für ein Kalb ist wegen der Blauzungenkrankheit von 100 auf rund 50 Euro gesunken. Das bedeutet, die Bauern zahlen drauf, ohne etwas dafür zu können. Richard: „Wir wurden in Sippenhaft genommen.“