Attendorn. . Am Dienstag ist der Trägerverein Gildehaus in Attendorn gegründet worden. Wichtiger Schritt, um den Turmspeicher zu erwerben und umzubauen.
Die Attendorner sind stolz auf ihre Traditionen und die fast 800-jährige Stadtgeschichte. „Es gibt nicht viele Städte, in denen die Geschichte der mittelalterlichen Zünfte und Bruderschaften so gepflegt wird wie bei uns“, sprach Markus Harnischmacher am Dienstagabend im voll besetzten Saal im Hotel zur Post vielen Hansestädtern aus der Seele.
Dort wurde der jüngste Attendorner Verein aus der Taufe gehoben: der Trägerverein Gildehaus. Schon am Gründungstag traten dem neuen Verein 60 Mitglieder bei. Den Vorstand bilden Markus Harnischmacher (Vorsitzender), Claus Ortmann (Schriftführer) und Sascha Koch (Schatzmeister).
Als Vertreter der historischen Zünfte und Bruderschaften sitzen Christian Gante (Schmiedezunft St. Agatha), Daniel Köster (Bauzunft St. Josef), „Kalli“ Peiffer (Nicolai Confraternität) und Michael Frey (St. Sebastianus Confraternität) im Vorstand. Wie die Beisitzer Stefan Epe, Christoph Pingel, Christian Falk, Markus Frey und Marius Hengstebeck wurden alle Kandidaten einstimmig gewählt.
Ehrgeiziger Zeitplan
Das Ziel des Trägervereins Gildehaus ist ehrgeizig. Bis zum Stadtjubiläum im Jahr 2022 soll im „Spieker“ genannten Turmspeicher an der Kölner Straße 3 laut Malermeister Claus Ortmann „ein kleines, feines Zunft- und Gildemuseum“ entstehen.
Vorbild könnte der als Zeughaus der Schützengesellschaft genutzte Bieketurm sein.
Erste Pläne stellte der Attendorner Architekt Marius Hengstebeck vor. Im Erdgeschoss ist ein Besprechungs- und Tagungsraum vorgesehen. Die beiden Etagen darüber sollen für Ausstellungen genutzt werden. Was und wie im künftigen Gildehaus, eine Art Zeughaus der Attendorner Zünfte und Bruderschaften, ausgestellt wird, soll mit dem Südwestfalenmuseum nebenan abgestimmt werden. Das gilt auch für die mögliche Nutzung des aus dem Ende des 19. Jahrhunderts stammenden Turmspeichers für museumspädagogische Zwecke.
Claus Ortmann rechnet in den nächsten Jahren noch mit „einigen Überraschungen“. Denn ein großer Teil des Erbes der jahrhundertealten Zünfte, Gilden und Bruderschaften sei noch im privaten Besitz. „Es wird Zeit, diese für die Stadt so wertvolle Geschichte zusammenzutragen“, sagte der wenig später gewählte Schriftführer über das künftige Gildehaus.
Schützenhauptmann Sascha Koch war es vorbehalten, die Finanzierung des Projektes vorzustellen. Nach dem aktuellen Stand kosten der Erwerb und der Umbau des „Spiekers“ rund 450.000 Euro. Dazu kommen die Inneneinrichtung, die Ausstellungstechnik und die Gestaltung des Außenbereichs. Ohne eine öffentliche Förderung ist eine solche Summe nicht zu stemmen.
Die Initiatoren um Harnischmacher, Ortmann und Koch haben bereits vielversprechende Gespräche geführt. Auf Vermittlung des CDU-Landtagsabgeordneten Jochen Ritter, den Konditormeister Harnischmacher auch bei der Gründungsversammlung am Dienstag begrüßen konnte, erfolgte beim Neujahrsempfang im Vereinshaus Ihnetal eine „sehr positive Kontaktaufnahme“ mit Staatssekretär Dr. Jan Heinisch aus dem NRW-Heimatministerium.
Mitgliedsbeiträge zwischen 5 und 50 Euro
Neben einer öffentlichen Förderung und Spenden finanziert sich der Trägerverein Gildehaus Attendorn aus Mitgliedsbeiträgen: bis 18 Jahre 5 Euro, bis 25 Jahre 25 Euro, ab 25 Jahre 50 Euro, ab 70 Jahre 25 Euro.
Der Vorstand kann sich vorstellen, dass wie beim Umbau des Bieketurms zum Zeughaus der Schützengesellschaft Plaketten verkauft werden. Bei der Finanzierung des Bieketurms hat Schützenhauptmann Sascha Koch im Übrigen „positive Nachrichten“ von der NRW-Stiftung bekommen.
Der endgültige Finanzplan für den Erwerb und die Baumaßnahmen am künftigen Gildehaus wird der Vorstand in einer außerordentlichen Versammlung vorstellen.
Vielversprechende Gespräche
Hier ging es vor allem um das Förderprogramm „Heimatzeugnis“ der Landesregierung. „Das passt wie die Faust aufs Auge“, ist Sascha Koch mit Blick auf die Förderrichtlinien überzeugt. Immerhin können Projekte ab 100.000 Euro mit bis zu 90 Prozent der Projektsumme unterstützt werden. Eine zweite Fördermöglichkeit ist das Leader-Programm. Allerdings sind die Anträge hier komplizierter. Zudem müssen die zur Verfügung gestellten Mittel bis 2020 verwendet werden. Das könnte beim geplanten Gildehaus eng werden. Unterm Strich berichtete Schatzmeister Koch aber von „sehr positiven Signalen“.
Das letzte Wort des Abends gehörte Christian Pospischil. Attendorns Bürgermeister bedankte sich für das Engagement aus der Bürgerschaft und sprach von einem „tollen Projekt“ für die Hansestadt und einem„einzigartigen Projekt für die Region“.