Attendorn. . Eine Projektgemeinschaft will das alte Gebäude erwerben und mit neuem Leben füllen. Zunächst wird jedoch ein gemeinnütziger Verein gegründet.

Das alte Gebäude in Attendorn, davon ist Konditormeister Markus Harnischmacher überzeugt, ist in der Lage, unzählige Geschichten zu erzählen: Immerhin überlebte der ehrwürdige Turmspeicher am Kleinen Markt (Plattdeutsch: Spiekerhaus) zwei Weltkriege. Völlig unbeschadet.

Umso trauriger erscheint es, dass das im 19. Jahrhundert errichtete Gebäude in unmittelbarer Nähe zum Südsauerland-Museum seit Jahrzehnten völlig ungenutzt sein Potenzial verspielt. Doch damit soll nun Schluss sein: Eine Projektgemeinschaft, bestehend aus Mitgliedern der Schmiedezunft St. Agatha, der Bauzunft St. Josef und der beiden Confraternitäten (Bruderschaften) St. Nicolai und St. Sebastian, möchte den Turmspeicher erwerben und ihm neues Leben einhauchen. Einziehen soll ein kleines Museum, zudem soll das Gebäude als Zeughaus der noch existierenden Bruderschaften und Zünfte genutzt werden. Ein wenig nach dem Vorbild des Bieketurms.

Stück Urgeschichte aufleben lassen

„Wir wollen ein Stück Urgeschichte unserer Hansestadt wieder aufleben lassen“, ist Malermeister Claus Ortmann Feuer und Flamme für das Projekt. Und Markus Harnischmacher, 1. Provisor der „Sebastianer“ ergänzt: „Wir werden über dieses Projekt vor allem versuchen, die Historie unserer Heimat für nachfolgende Generationen erlebbar zu machen. Der alte Spieker soll ein Schmuckstück werden.“

Neben interessierten Jugendlichen sei ein solches Museum ein Ausflugspunkt für Gäste, seien es Urlauber oder Vertreter der heimischen Unternehmen. „Das Wissen um lokale, identitätsstiftende Besonderheiten prägt unsere Heimatstadt, es schafft ein Zusammengehörigkeitsgefühl und ermöglicht Erfahrungen an einem besonderen öffentlichen Ort, der dadurch zu einem Lern-Ort wird“, weiß Schützenhauptmann und „Sebastianer“ Sascha Koch um die Bedeutung des Turms, der auch in der Denkmalliste der Hansestadt geführt wird. Die drei, die sich in den Zünften und Bruderschaften engagieren, treiben das Projekt federführend voran.

Rund 80 Quadratmeter Nutzfläche

Geplant sei, so viel verrieten Harnischmacher und Ortmann im Gespräch mit dieser Redaktion, das historische Inventar der beiden Zünfte und der beiden Bruderschaften in dem Spiekerhaus auszustellen. Beispielsweise also Fahnen, Zunftstäbe oder besondere Urkunden. „Momentan werden sie noch dezentral und privat aufbewahrt“, erklärt Ortmann. Noch befindet sich das künftige Gildehaus, das auf drei Etagen eine Nutzfläche von rund 80 Quadratmetern bietet, im Besitz der Familie Gyroglu. Sie hatte das Haus an der Kölner Straße, auf dessen Grundstück der Spieker steht, vor einigen Jahren erworben, mit den alten Gemäuern aber nie etwas anfangen können. „Wir haben ihn eigentlich nicht genutzt, außer zur Lagerung von Reifen und Autoteilen“, erklärt Tzemal Gyroglu.

Gründungsversammlung startet um 19 Uhr

Die Gründungsversammlung findet am 12. Februar ab 19 Uhr im „Hotel zur Post“ (Niederste Straße 7) statt. Kontakt: info@gildehaus-attendorn.de; www.gildehaus.attendorn.de; Sascha Koch (HTR Hansa Treuhand & Revision KG): 02722 / 69080; Markus Harnischmacher: 02722 / 2370; Claus Ortmann: 02722 / 2515

Das Problem, warum die Familie bislang nicht verkaufen konnte, lag an der Zuwegung zu dem alten Gebäude. Dieser war nämlich nur durch den hauseigenen Flur möglich. Doch mittlerweile haben die Gyroglus ein angrenzendes Grundstück erworben, so dass nun auch eine Zuwegung von der Rückseite des Gebäudes möglich ist. „Die Familie wird uns daher ein Wegerecht einräumen“, ist Markus Harnischmacher guter Dinge.

Doch bevor der Erwerb und der folgende Umbau zu einem Gilde-und Zunfthaus über die Bühne gehen kann, braucht’s zunächst einen gemeinnützigen Verein als Träger für dieses Projekt. Dieser wird sich am Dienstag, 12. Februar, im „Hotel zur Post“ gründen (siehe Infobox) und den Namen „Trägerverein Gildehaus Attendorn“ tragen. Hintergrund: Nur mit diesem Rechtsträger im Rücken sind die Verantwortlichen in der Lage, Fördermittel (etwa aus dem Leader-Programm) zu beantragen oder Spendengelder einzusammeln. Und die benötigen sie zwangsläufig, um den Turm zu erwerben und dann grundlegend zu sanieren. Derzeit verfügt das Gebäude beispielsweise nicht einmal über einen Wasser- und Stromanschluss. Wenn alles nach Plan läuft, dann könnte das kleine Museum 2022 eröffnet werden. „Passend zum 800-jährigen Stadtjubiläum, das wäre klasse“, so Harnischmacher.