Olpe. . Nach dem Umbau und der Sanierung der Zentralen Unterbringungseinrichtung in Olpe setzt das Land auf einen langfristigen Mietvertrag.

Ein dreiviertel Jahr hatten Handwerker, Architekten und Techniker die Flüchtlingsunterkunft Regenbogenland in Olpe für sich alleine: Der Umbau und die grundlegende Sanierung, die Ende 2017 begonnen hatten, dauerten deutlich länger als erwartet. „Erst Ende September“, so die stellv. Einrichtungsleiterin Sema Özdemir von der Bezirksregierung Arnsberg, „kamen wieder Menschen zu uns.“ „Menschen aus der ganzen Welt“, lächelt die junge Frau aus Olpe mit türkischen Wurzeln, „kunterbunt gemischt.“

Sema Özdemir empfängt mich schon vor dem Eingang der früheren Kolping-Ferienstätte. Bevor wir zum Rundgang starten, muss ich zum Sicherheits-Check: „Wir bräuchten dann mal ihren Personalausweis“ macht mir der Sicherheitsmitarbeiter höflich, aber bestimmt klar und scannt das Kärtchen.

Im Regenbogenland herrscht vorweihnachtliche Ruhe. Alles geht seinen gewohnten Gang. „Hier leben viele Familien mit Kindern“, sagt Özdemir, das zahlenmäßige Verhältnis zwischen Männern und Frauen sei in etwa ausgeglichen. „Die Familien helfen sich gegenseitig“, lobt die junge Frau die neuen Hausbewohner. Randale? Bis jetzt Fehlanzeige.

Besetzung rund um die Uhr

Sollte es dennoch mal zu Streitigkeiten kommen, ist man im Rebola, wie die Olper die ZUE am Kreuzberg abkürzen, gut aufgestellt. Neben den Mitarbeitern der Sicherheitsfirma gehört ein halbes Dutzend DRK-Leute zum Betreuungsteam, vier Mitarbeiter der Bezirksregierung, neben Özdemir Leiterin Bettina Lohmann, Thomas Spreemann und Sabine Ziegler. Ein Teil der Besetzung ist immer vor Ort - rund um die Uhr.

Weiterer Vorteil: Die Flüchtlinge werden mit ihren Sorgen nicht alleingelassen. Es gibt ein Verfahrens-Management, das sie während ihrer Asylverfahren berät. Bei der Beschwerdestelle können sie auch mal Luft ablassen. Wenn Grund dazu besteht.

Was die Qualität des Gebäudes angeht, so zeigt unser Rundgang, dürfte in dieser Richtung nicht viel anliegen. Für eine funkelnagelneue Großküche, umfangreiche Maler- und Trockenbauarbeiten und nicht zuletzt für den Brandschutz hat das Land NRW tief in die Tasche gegriffen.

Die Pressesprecherin des Regierungspräsidenten, Anna Carla Springob, informiert auf Anfrage, dass sich die reinen Baukosten auf rund 3,8 Millionen Euro summiert hätten: „Dafür sind zahlreiche, seitens der Bauaufsichts- und Gesundheitsbehörden erhobene brandschutzrechtliche und gesundheitsschutzrechtliche Forderungen umgesetzt worden.“ Der Mietvertrag laufe zwar nur noch bis zum 31. März 2020, solle aber längerfristig fortgesetzt werden.

In Arnsberg, so sagen Kenner der Behörde, setzt man auf das Regenbogenland. Denn niemand weiß, ob und wie sich der Flüchtlingsstrom entwickelt.

Der Großteil der rund 200 Menschen, die derzeit hier leben, haben eher Chancen auf ein Bleiberecht, als das frühere Klientel aus dem Balkan. Die hohe Fluktuation ist gewichen, „im Durchschnitt werden die Menschen etwa sechs Monate hier bleiben“, erklärt Özdemir. Momentan könnten rund 300 Flüchtlinge im Rebola wohnen, wenn sämtliche Bauarbeiten abgeschlossen seien, schätzungsweise Anfang 2019, rund 400.

Fluchtwege vorhanden

Unser Rundgang führt weiter durch weiß getünchte Flure, vorbei an der neuen Küche, aus der es schon appetitlich duftet, dann dürfen wir kurz in die Kranken- und Wickel-Station reinschauen, bis wir im gepflegten Außenbereich die mächtigen Stahl-Treppen sehen, die im Brandfall zuverlässige Fluchtwege bieten sollen.

Zur Frage, welche Hürden die Flüchtlinge nehmen müssten, bis sie in einer ZUE Obdach fänden, erklärt Özdemir den behördlichen Automatismus: Wer das größte Hindernis aus den krisengeschüttelten Regionen dieser Welt zu Wasser, zu Lande und in der Luft schafft, wird in NRW in der Landes-Erstaufnahme (LEA) in Bochum erst einmal registriert. Dokumente werden geprüft, sofern es welche gibt. Dann geht es weiter zu den Erstaufnahmeeinrichtungen (EAE), in denen der Gesundheits-Check folgt und der Asylantrag gestellt werden kann. Erst danach kommen die Zentralen Unterbringungs-Einrichtungen wie das Regenbogenland ins Spiel. Vorläufig letzte Station sind danach die Städte und Gemeinden - oder ein Ticket zurück in die Heimat.

Dass die Geflohenen in Olpe bis dahin menschenwürdig leben können, dafür sorgen Menschen wie Sema Özdemir, aber auch viele Ehrenamtliche: „Wir sind froh, dass es sie gibt.“ Mehrere Lehrer leiteten Sprachkurse, weitere Ehrenamtler würden in der Kleiderkammer helfen. Passend zu Weihnachten hat Sema Özdemir zum Schluss noch einen Wunsch auf den Lippen: „Wir haben hier einige Neugeborene. Für die könnten wir noch die passende Kleidung gebrauchen, wenn jemand etwas spenden möchte.“

Mehr zum Thema Regenbogenland finden Sie auf der Homepage der Westfalenpost Olpe: