Olpe. . Winzer Wolfgang Horn hat seine Weine aus Olpe vom Experten testen lassen – mit sehr gutem Ergebnis. Jahrgang von 2018 ist besonders gut.
Nach 30 Jahren war eine Standortbestimmung überfällig. Wolfgang Horn ist Hobby-Winzer, hegt und pflegt in seinem Garten mittlerweile mehr als 120 Rebstöcke und hat, das spürt, wer mit ihm spricht, den Anspruch, dass die Betonung bei ihm eher auf Winzer und nicht so sehr auf Hobby liegt.
„Ihre beiden Weißweine zeigen im Bukett sehr schön die Rebsorten. Im Mund sind sie unerwartet „dick“ bzw. ölig, was viel Eindruck macht, und zeigen auch hier viel Aroma. (...) Jedenfalls fanden wir die beiden Weine sehr angenehm zu trinken und auch sehr animierend. Blind verkostet, käme man bestimmt nie auf die Idee, dass diese aus einer so nördlichen Gegend stammen. Kompliment!“
Winzer aus Olpe lässt Weine von Experten aus Ungarn testen
Zweimal ließ Wolfgang Horn seine Weine testen, nicht in der Nachbarschaft oder im Freundeskreis, sondern von einem der anerkanntesten Weinnetzwerke Europas und einem professionellen Winzer aus Ungarn. Das Kompliment kam aus Ungarn, das Weinnetzwerk urteilt „sehr gut“ und meint: „Gekonnt gemacht“.
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Das war Balsam für die Winzer-Seele, denn die hatte teilweise etwas gelitten unter Gemoser aus den dunklen Ecken der Kreisstadt, in der nicht jeder wahrhaben wollte, dass da oben zwischen „An der Bäckerschule“ und „Rhoder Weg“ richtig guter Wein gemacht wird.
Jahrgang von 2018 hat exzellente Qualität
Richtig gut galt in den letzten Jahren durchgängig – für 2018 ist „richtig gut“ eine Untertreibung. „Was ich vom 2018er-Jahrgang erwarte?“, fragt der 75-Jährige und grinst mit spürbarer Vorfreude: „Das kann ich Ihnen sagen: Der Rotwein-Most hat 80 Grad Oechsle, der Weißwein 85 Grad Oechsle. Damit liegt er im oberen Kabinett-Bereich, dicht an der Spätlese.“
Auch wer mit „85 Grad Oechsle“ nicht viel anfangen kann, ahnt beim Gang durch den Olper Weinberg, was sie bedeuten. Es hängen noch ein paar Resttrauben an den Rebstöcken, die ungemein aromatisch und süß sind. Der Supersommer 2018 hat ihnen viel Kraft und Geschmack gegeben.
Pensionierter Studiendirektor startete 1982 mit vier Rebstöcken
Dass der eine oder andere von seinen ersten Weinen nicht hellauf begeistert war, kann Wolfgang Horn heute gut verstehen. Eines seiner Lieblingsgetränke ist purer Zitronensaft mit etwas Wasser. Wer also die Säure so sehr liebt wie der pensionierte Studiendirektor, erlebt bei der Verköstigung meistens zwei Meinungen – seine und die der anderen.
Aber das war die Anfangsphase. „Euphorie und Unwissenheit“, sagt er, hielten sich die Wage, und von den ersten vier Rebstöcken im Jahr 1982 bis heute war es ein weiter Weg. Den sind die ersten Stöcke nicht mehr mitgegangen, denn nach dem ersten Winter waren sie tot. „Erfroren“, sagt Horn. Danach wurde es besser.
Winzer: Klima ist milder geworden
Erstens: Wolfgang Horn ist Wolfgang Horn, und das heißt 100 Prozent vorwärts. Lernen, lernen, lernen. Er hat das nicht nur gelehrt, sondern auch praktiziert. Rebschulen, Winzer, Literatur, wo immer es etwas zu lernen gab, griff er zu.
Zweitens: Das Klima. Es ist im Vergleich zu den 70er-Jahren deutlich milder geworden. Seit 1971 zeichnet Horn jeden Tag die Tageshöchsttemperatur und die tiefste Nachttemperatur auf. 2010 ermittelte er zuletzt die Durchschnittswerte und kam zu dem Ergebnis, dass die Temperaturen im Schnitt um 1,8 Grad gestiegen waren. „Wenn ich das bis heute fortschreiben würde, hätten wir mit Sicherheit schon einen Anstieg um zwei Grad.“
Stolz auf reinen Naturwein
Und es gibt noch etwas, worauf der Winzer aus der Kreisstadt mit einem gewissen Stolz hinweist: „Das, was ich mache, ist ein reiner Naturwein. Da kommt nichts dazu, keine künstlichen Aromen, kein Zucker, nichts.“ In einer Zeit, in der Weine für den Publikumsgeschmack mit diversen Zugaben zielgenau abgeschmeckt werden, oder US-Chemiker einen „Chardonnay“ auch ganz ohne Trauben nachempfinden können, ist das einen Hinweis wert.
Dass sich seit der letzten Verköstigung durch die Profis die Qualität nicht verschlechtert hat, kann bestätigen, wer Gelegenheit hatte zu probieren.
Trocken sind die Weißweine aus dem Olper Weinberg. Aber ein Liebhaber von purem Zitronensaft mit Wasser muss man nicht sein, um sie zu mögen.