Kreis Olpe. . Forstwirte im Kreis Olpe wollen immer neue Baumschäden durch Wisente nicht länger hinnehmen und die Herde aus ihren Wäldern verscheuchen.

Wenn Wisente lesen könnten, stände an allen Waldwegen und Pfaden, die in den Kreis führen: „Für Wisente Zutritt strengstens verboten.“ Denn die Waldbauern im Kreis haben die Nase voll von den schweren Zotteltieren aus dem Wittgensteiner Land, die ihnen seit drei Jahren das Leben schwer machen. Denn die verursachten Schäden durch die Tiere im Kreis Olpe gehen mittlerweile in die Zehntausende.

3400 Bäume beschädigt

Hermann Pohl aus Milchenbach, Jagdaufseher, Waldbesitzer und Sprecher von 13 betroffenen Waldbesitzern im Kreis, bringt es auf den Punkt: „Wir dulden diese Tiere nicht mehr bei uns und sobald sie hier sind, werden wir versuchen, sie zu verjagen.“ Solange, wie dies noch erlaubt ist. Er hat Buch darüber geführt, wie oft er die Wisente schon aus dem von ihn betreuten Wald an der Hohen Nessel oberhalb von Milchenbach verscheucht hat, in der letzten Woche gleich drei Mal.

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Mittlerweile haben die Waldbauern im Kreis Olpe 3400 Bäume gezählt, die durch die frei lebenden Wisente beschädigt wurden, darunter viele wertvolle Buchen. Die Tiere, vor allem die Kühe, ziehen die Rinde von den Bäumen ab und fressen diese. Dann sind die Bäume dem Pilzbefall ausgesetzt und müssen gefällt werden. Pohl: „Die Bäume haben dann nur noch Brennholzwert.“ Lucas von Fürstenberg, selbst Waldbauer und Sprecher der Interessengemeinschaft „Pro Wald“, erklärt: „Wir bekommen zwar eine Entschädigung vom Wisentverein, aber die kann eine 60 bis 70 Jahre alte Buche nicht ersetzen.“ Denn weg ist weg und damit auch der weitere Aufwuchs.

Verjagen der Wisente hat nur kurzfristigen Erfolg

Das Verjagen der mittlerweile 26 Tiere, von denen sich eine kleine Herde mit sechs Tieren abgespaltet hat, hat zumindest kurzfristigen Erfolg. Wisente sind nicht dumm und nehmen mittlerweile schon selbstständig Reißaus, wenn sie das bekannte Fahrzeug eines Waldbauern erkennen. Aber sie kommen wieder. Hermann Pohl und seine Jagdkollegen hatten im Frühjahr vier neue Wildäcker angelegt. Von dem saftigen Klee ist jetzt nicht mehr viel zu sehen, nach dem sich dort die schweren Besucher gewälzt haben. Eine Entschädigung dafür lehne der Wisentverein ab, weil nicht ganz klar sei, ob es wirklich die Sauerland-Bisons waren.

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Anfang 2013 gab es unter den Waldbauern noch Sympathien für das Wisentprojekt, das das Ziel verfolgt, diese Tierart wieder in Deutschland anzusiedeln.

Aber nachdem viele Aussagen der Machbarkeitsstudie nicht eintrafen, sind sich die Forstwirte einig, dass das Projekt gescheitert ist und die gesamte Herde eingezäunt werden muss.

Herde schwärmt in den Kreis Olpe

Von Fürstenberg: „Die Lenkung funktioniert nicht, sie müssen im Winter zugefüttert werden, das wird nie eine selbstständige Herde werden.“ Im Winter ziehe sich die Herde zur Fütterung nach Wittgenstein zurück, zu Beginn der Vegetationszeit schwärme sie dann über den Rothaarkamm wieder in den Kreis Olpe aus.

Herbe Kritik äußern die Waldbesitzer an dem Trägerverein des Wisentprojekts, vor allem wegen dessen Untätigkeit. Schon vor zwei Jahren sollten mehrere Tiere und auch der Deckbulle Egnar aus der Herde genommen werden, weil dieser mittlerweile seine Töchter decke. Von Fürstenberg: „Das wäre zwingend erforderlich, von genetischer Vielfalt keine Spur.“

Hermann Pohl: „Das ist alles Inzucht, was da passiert.“ Immer wieder kommt es auch zu Kämpfen auf Leben und Tod zwischen den älteren und jüngeren Bullen. Erst Anfang September haben Jäger aus dem Kreis einen getöteten Jungbullen gefunden.