Bracht/Bad Berleburg/Olpe. . Lucas von Fürstenberg kritisiert den Wisentverein im Namen von Waldbesitzern. Er fordert Zahlen statt Emotionen - auch im Sinne der Steuerzahler.
Es war lange ruhig um die Wisentherde - jetzt lockt die frische Vegetation die Tiere offenbar wieder auf die Sauerländer Seite, was die Waldbauern mit Ärger beobachten. Für die Interessengemeinschaft (IG) Pro Wald ist weiterhin klar: Das Gelände im Bad Berleburg Gebiet ist für das Artenschutzprojekt ungeeignet, der Wisentverein kommt seinen Aufgaben nicht nach und ist nicht an Lösungen interessiert. Auch den Landesbetrieb Wald und Holz kritisiert Lucas von Fürstenberg für die IG: Da vermisst er ehrliche Worte.
Dr. Michael Emmrich, Pressesprecher des Wisentvereins, weist die Vorwürfe der Waldbauern aus dem Kreis Olpe und dem HSK von sich: „Wortgeklingel“ sei das - mit Blick auf den Termin vor dem Bundesgerichtshof im November, „eine Scheindiskussion“. „Wir haben uns in der Steuerungsgruppe darauf verständigt, erst das Gutachten abzuwarten und dann auf Basis der Ergebnisse weitere Entscheidungen zu treffen“, sagt er. Pro Wald ist in dieser Gruppe nicht vertreten.
Vorwurf: Herdengröße
Wie Lucas von Fürstenberg mitteilt, hat sich die Herde auf drei Gruppen verteilt. „Mindestens neun Tiere befinden sich auf Olper Gebiet im Großraum Rhein-Weser-Turm, eine weitere große Gruppe im Großraum Schanze-Latrop. Eine Männergruppe um Altbulle Egnar wurde am Albrechtsplatz gesehen.“ Mit wenigstens fünf bestätigten Kälbern habe die Gesamtpopulation damit die vertraglich festgelegte Höchstgrenze von 25 Tieren überschritten. „Der Trägerverein muss Tiere entnehmen.“ Dr. Emmrich, wiegelt ab: Die angegebenen Zahlen könne er nicht nachvollziehen. „Das sollen sie uns mal erklären.“ Kein Problem, so von Fürstenberg. „Wir haben die Tiere auf der Kamera und entsprechende Beobachtungen des Jagdpächters in Latrop.“
Vorwurf: Egnar
Seit zwei Jahren sei zudem der Austausch des Deckbullen Egnar überfällig, sagt von Fürstenberg: „Er deckt mittlerweile seine Töchter. Aus Artenschutz und tiermedizinischer Sicht ist diese Inzucht eine Katastrophe.“ Das sieht Emmrich nicht. Das Thema sei bekannt. „Da arbeiten wir bereits dran.“ Allerdings erfordere so ein Austausch umfangreiche Vorbereitungen.
Vorwurf: Verzögerung
Die IG Pro Wald wirf dem Wisentverein Verzögerungstaktik vor. Auch der Verweis auf die Steuerungsgruppe und das Gutachten versöhnt von Fürstenberg keineswegs. „Wir gehören nicht zu dieser Gruppe und bis das Gutachten endlich erstellt ist, werden weitere Tatsachen geschaffen. Wir fordern den Wisentverein auf, endlich seinen vertraglichen Verpflichtungen nachzukommen.“
Vorwurf: Neue Schälschäden
Zudem entstünden gerade wieder neue Schälschäden. Im Staatswald Schanze-Latrop würden dagegen Buchen mit Plastikschutz umwickelt. Eine Maßnahme, die kaum für alle Bäume umsetzbar sei. Vom Landesbetrieb Wald und Holz fordert er: Es müssten endlich die Kosten für die Steuerzahler kommuniziert werden. „Die Diskussion über das Wisentprojekt muss endlich auf Fakten basieren und nicht auf Emotionen oder Ideologie.“
>>>HINTERGRUND
Die Kosten für den Baumschutz im Staatswald Schanze-Latrop (Eigentümer das Land NRW) - dort werden aktuell ca 50 bis 80 Zukunftsbuchen je Hektar einzeln mit Plastikschutz umwickelt, damit die Wisente die Rinde von diesen Bäumen nicht mehr fressen - betragen laut Lucas von Fürstenberg mindestens zehn Euro pro Baum.
Die Maßnahme sei nur schwer mit dem Ökonachhaltigkeitssiegel FSC vereinbar, mit dem der Staatswald in NRW zertifiziert ist.
Von Fürstenberg rechnet vor: „Das aktuelle Streifgebiet der Wisente umfasst rund 4000 Hektar Buchenwälder. 250 000 Buchen müsstengeschützt werden. Kosten: 2,5 Millionen Euro.“
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