Attendorn. . Die Attendorner Firma Aquatherm gründet allen Brexit-Diskussionen zum Trotz eine Niederlassung in England – eine Hand am Puls der Global Player.

Die Firma Aquatherm hat eine Vertriebsgesellschaft in England gegründet. Allen Unwägbarkeiten, die sich um das Thema Brexit ranken, zum Trotz, hat sich das Attendorner Familienunternehmen in bester Hanse-Tradition zu diesem Schritt entschieden.

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Geschäftsführer Dirk Rosenberg: „Den Markt wird es geben, unabhängig davon, wie die Brexit-Entscheidung ausgeht. Die Rahmenbedingungen werden sich möglicherweise ändern, aber wir werden doch niemals sagen: England beliefern wir nicht mehr.“ Ganz im Gegenteil: „Das Vereinigte Königreich spielte schon immer eine wichtige Rolle bei unseren Vertriebsaktivitäten“, sagt Dirk Rosenberg.

Eigene Tochtergesellschaften

„Wir haben uns intensiv mit dem Markt beschäftigt und sehen ein großes Wachstumspotenzial für unsere Produkte und deren Einsatzbereiche.“ Daher habe man sich entschlossen, das Ruder selbst in die Hand zu nehmen. Zu aquatherm U.K. Ltd. gehören 13 Mitarbeiter. Der neue Standort liegt in Burgess Hill, ca. 60 km südlich von London und umfasst neben Büros auch ein Warenlager.

Ein weiterer Gesichtspunkt habe für den Standort England gesprochen: „London ist ein Cluster internationaler Architekten und Planungsbüros.“ Es sei ein nicht zu unterschätzender Vorteil, näher dran zu sein an diesen global handelnden Größen und „die Hand an deren Puls zu haben“, so Rosenberg.

Die Zahl der Aquatherm-Niederlassungen wächst damit auf sechs. Der Hersteller von Rohrleitungen aus Kunststoff hat neben Deutschland und England auch eigene Tochtergesellschaften in Italien, USA und Kanada. Auf allen anderen Kontinenten arbeiten die Attendorner mit lokalen Partnern zusammen.

Entscheidung gegen den Trend

Die theoretische Alternative, in England eine eigene Produktion hochzuziehen, habe nie zur Debatte gestanden: „Made in Germany ist einer unserer Werte, da stehen wir zu“, so Rosenberg. Wenn das eine Alternative für uns gewesen wäre, dann hätten wir das schon in Italien machen können, wo wir traditionell sehr stark sind. Außerdem liegt England doch praktisch vor der Haustür.“

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Jens Brill, Referatsleiter für Außenwirtschaft bei der Industrie- und Handelskammer in Siegen, bestätigt, dass die Attendorner sich damit gegen den vorherrschenden Trend entschieden haben: „Jedes zwölfte Unternehmen in Deutschland plant, Investitionen von der Insel auf einen anderen Markt zu verlagern.“

Das allgemeine Verhalten könne man zumindest als zurückhaltend bezeichnen. Eine Rolle spiele zum Beispiel, dass es zwischen EU oder Deutschland und Großbritannien kein Investitionsschutzabkommen gebe: „In der EU brauchte man das nicht.“

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Besonders schwierig könnte sich die Zusammenarbeit gestalten, wenn der Warenverkehr zwischen der EU und England Teil eines Produktionsprozesses sei: „Wenn Zölle erhoben werden, sich möglicherweise Staus bei der Abfertigung von Lkw ergeben, weil es gar nicht genügend Zöllner gibt, um die Menge der Güter in der entsprechenden Zeit zu bewältigen, dann wird es problematisch.“

Die Aquatherm-Entscheidung, mit dem Vertrieb nach England zu gehen, könne aber durchaus sinnvoll sein: „Wenn man ein besonderes Produkt anbietet, das die englische Industrie so nicht anbieten kann, und man den Markt positiv einschätzt, ist das die richtige Entscheidung.“