Olpe. . Raucher Andreas Stenzel erzählt seine ganz persönliche Geschichte. Vermeintliche Kurz-Entspannung entpuppte sich als 45-Minuten-Hypnose.

Andreas Stenzel kennen die meisten Olper in seiner Funktion als FDP-Kommunalpolitiker oder als Vorsitzender der Einzelhändler-Interessengemeinschaft Oberstadt IGO.

Dass der 49-Jährige aber auch zu denen gehört, die jahrzehntelang einen ganz persönlichen Kampf geführt haben, wissen vermutlich nur seine engsten Freunde und Bekannten: Die Rede ist vom Glimmstängel, vom Tabak, der sich über das Nervengift Nikotin Einlass in Lunge, Herz und Hirn, mitten ins Suchtzentrum verschafft. Meist mit durchschlagendem Erfolg.

Die letzte Zigarette – für immer!

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    Oftmals erst nach vielen Jahren stinkender Kleidung, gelber Fingerkuppen und Zähnen, beim Blick in den Geldbeutel und last not least nach endlosen Auseinandersetzungen innerhalb der Familie keimt der Entschluss, aufzuhören. Und genau das ist Stenzel vor fast einem Jahr gelungen.

    Einblick in Raucherleben

    Uns gewährt der Inhaber des Olper Friseursalons Zimmermann nicht nur Einblick in ein typisches Raucherleben, er nimmt uns auch mit auf den steinigen Weg unter dem Motto „Weg vom Glimmstängel.“ Den er im März 2017erfolgreich gegangen sei - mit Hilfe von Injektionen ins Ohr, einem zweistündigen Vortrag und einer für ihn heute noch etwas rätselhaften Hypnose.

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    „Mit 16 Jahren hab’ ich angefangen“, erinnert er sich: „Das gehörte damals einfach dazu. Wenn wir losgezogen sind, in den Samos, den Löwen oder die Villa, da konnte man doch die Luft schneiden. Das war eben cool. Und alle anderen in der Clique haben auch geraucht.“

    Schattenseiten gespürt

    Die Zigarette habe sich Tag für Tag, schließlich Jahr für Jahr in sein Leben geschlichen und einen festen Platz eingenommen - mit durchschnittlich 25 Stück jeden Tag.

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    Zum Leidwesen von Ehefrau Birgit und Tochter Christina. Stenzel: „Ich war der einzige bei uns, der geraucht hat, bin manchmal ganz schön gemobbt worden.“ Die Vorwurfs-Klassiker „Du stinkst“ oder „Denk an Deine Gesundheit“ habe er sich natürlich zur Genüge anhören müssen. Aber auch er selbst habe irgendwann die Schattenseiten gespürt: „Die Nase war andauernd zu, ich bekam schlecht Luft, die Haut schimmerte grau.“

    Mit Nikotin-Kaugummis versucht

    Was also tun? „Ich wollte schon oft aufhören, habe es mit Nikotin-Kaugummis versucht, oder mit E-Zigaretten. Aber letztlich betrügt man sich mit diesen Nikotin-Ersatz-Präparaten doch nur selbst.“

    Anti-Raucher-Spritze verbreitet

    Die sogenannte Anti-Raucher-Spritze haben auch Heilpraktiker im Kreis Olpe im Angebot.

    Unter anderem schwört Martina Lösekann, Heilpraktikerin aus Möllmicke, auf diese Therapie.

    „Ich mache das seit zweieinhalb Jahren. Dabei handelt es sich um Injektionen in beide Ohren, insgesamt 15 Stück. Darüber hinaus nehmen die Patienten homöopatische Kügelchen zu sich“, erklärt sie.

    Die Erfolgs-Quote beziffert sie auf 90 bis 95 Prozent.

    Den genauen Inhalt der Injektionen will sie auf Anfrage aber nicht preisgeben.

    Durch Kunden des Salons habe er von der Spritzen-Therapie zweier Ärzte gehört und sich das im Internet mal angesehen: „Ich hab’ mir die Homepage angeschaut und den Bildschirm direkt wieder zugeklappt. Später nochmal reingesehen, dieses Mal etwas länger.“

    Das Ende der Raucher-Karriere vor Augen

    Im November 2016 der Entschluss: „Ich habe den 9. März 2017 gebucht, ein eintägiges Seminar in der Uniklinik Köln mit drei Komponenten.“ Ziel: die unwiederbringlich letzte Zigarette an diesem Tag.

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    Bis dahin, erinnert er sich, sei er hin- und hergerissen gewesen. Sympathisch habe er die Aufforderung der Veranstalter empfunden, bis zum Seminar das Raucherverhalten nicht zu verändern. „Das habe ich dann auch gemacht, vor allem mit dem nahen Ende der Raucher-Karriere vor Augen. Auch zum Seminar selbst sollten alle ihre letzte Zigarette mitbringen.“

    Die letzte Zigarette

    In Köln habe ein zweistündiger Vortrag den Anfang gemacht: mit einer Analyse, warum jeder mit dem Rauchen begonnen habe, was im Körper durch das Nikotin geschehe, wie sich die Sucht entwickle? „Dann gab es eine Pause und alle durften die letzte Zigarette rauchen. Manche haben sich noch vier oder fünf Stück reingezogen.“ Danach folgten genau sieben Natrium-Dopamin-Injektionen ins Ohr, mit denen, so der Olper, eine Starthilfe gegeben und der Sucht-Trieb schlafen gelegt werden sollte.

    Über 2000 Euro gespart

    Als dann der dritte Teil des Kurses, die Hypnose- und Entspannungskomponente, eingeläutet werden sollte, habe er gesagt: „Das könnt ihr Euch sparen, funktioniert bei mir sowieso nicht.“ Wenig später habe er nur gehört: „Fünf, vier, drei, zwei, eins, ein Fingerschnippen, dann war ich wieder klar.“ Er habe gedacht, für fünf oder zehn Minuten entspannt gewesen zu sein. „Es waren aber 45 Minuten“, wunderte sich Stenzel: „Und ich weiß nicht, was in der Zeit passiert ist.“

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    Was er weiß, und dabei strahlt er übers ganze, mittlerweile etwas runder gewordene Gesicht, ist, dass er sich seitdem keine Zigarette mehr angezündet hat. Sieben Kilogramm hat er zugelegt: „Die kommen im Sommer aber wieder weg.“

    Den rein finanziellen Gewinn hat er natürlich genau ausgerechnet: 2252 Euro seit dem besagten 9. März. Zudem freut er sich über eine noch zufriedenere Familie, einen geschärften Geruchs- und Geschmackssinn, eine bessere Haut. Stenzels Fazit: „Ich bin von diesem System überzeugt, habe schon gut zehn Bekannte dorthin geschickt.“