Kreis Olpe. . Das gab es noch nie: Rund 1700 Wildschweine in einer Jagdsaison. Chef der Kreisjägerschaft, Karl-Josef Fischer, nennt die Gründe.

  • „Rekordstrecke“ von 1711 erlegten Wildschweinen in der abgelaufenen Jagd-Saison
  • Grund für die kräftige Wildschwein-Population ist sogenannte Eichen- und Buchenmast
  • Der starke Mais-Anbau bedeutet ein „Wildschwein-Paradies auf Erden“

Eigentlich hätte Karl-Josef Fischer allen Grund, sich über den Jagdfleiß seiner Grünröcke im Kreis Olpe zu freuen. Doch trotz der mit Stolz verkündeten „Rekordstrecke“ von 1711 erlegten Wildschweinen in der abgelaufenen Jagd-Saison 2016/2017 sieht der Chef der Kreisjägerschaft auch dunkle Wolken am Horizont aufziehen: „Es könnte sein, dass wir es mit einem länger anhaltenden Problem zu tun bekommen. Die ersten Bauern melden sich bereits wieder bei uns und beklagen erneute Schwarzwild-Schäden im Grünland.“

Wie kann das sein angesichts der hohen Abschusszahlen?

Fischer: „Da spielt die Natur eine entscheidende Rolle.“ Und die sei möglicherweise ein wenig „aus dem Takt“ geraten. Mit ein Grund für die kräftige Wildschwein-Population sei die sogenannte Eichen- und Buchenmast. Das bedeute, dass die Bäume ungewöhnlich zahlreich Eicheln und Buch-Eckern abwerfen würden.

Klimawandel?

Fischer: „Früher ging man von einem Sieben-Jahres-Zyklus für die Eichen- und Buchenmast aus. Mittlerweile sehen wir das fast jedes Jahr.“ Nach dem Grund gefragt, zuckt der Jäger zwar mit den Schultern. Auszuschließen, dass es mit dem Klimawandel zusammenhänge, sei das aber nicht.

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Ein zweiter Faktor für das „Wildschwein-Paradies auf Erden“ sei der Mais-Anbau: „Der hat sich in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt.“ Und der Futter-Mais für Rind- und Milchvieh schmecke den Wildschweinen nicht nur bestens, „die Felder sind auch eine Riesendeckung.“ Fischer macht sich deshalb keine Illusionen: „Es sieht wohl danach aus, dass wir wieder verstärkt schießen müssen.“

Schnee sehr hilfreich für die Jagd

Zum chronischen Problem könne das Schwarzwild auch werden, wenn sich zu all diesen Faktoren noch weitere milde Winter ohne oder mit kurzen Schneeperioden gesellten. Fischer: „Wenn es im Januar/Februar extrem kalt und nass ist, ist die Frischlingssterblichkeit spürbar höher.“ Und Schnee sei nun mal das A und O für die Wildschweinjagd: „Die ersten zwei Wochen im vergangenen Januar haben dazu geführt, dass einige hundert Tiere erlegt werden konnten. Hätten wir den ganzen Januar gehabt, wäre eine Saison-Strecke von 2000 sicherlich möglich gewesen“, kann sich Fischer einen erneuten Seitenhieb auf das ungeliebte grüne Jagdgesetz nicht verkneifen.

Danach gefragt, was er sich von der neuen Landesregierung denn in dieser Hinsicht erhoffe, zögert Fischer keine Sekunde: „Auf jeden Fall, dass die zweite Hälfte des Januar wieder für die Überläufer-Jagd zugelassen wird.“ Rückblende: Mit dem neuen Jagdgesetz wurde verboten, nach dem 15. Januar auf Wildschweine anzulegen, die älter als ein Jahr sind. Sogenannte Überläufer (Ein- bis Zweijährige) dürfen in NRW somit nur vom 1. August bis 15. Januar erlegt werden. Aber auch die Beschränkungen in Kirrungen, mit künstlichem Futter ausgestattete Lock-Stellen im Wald, seien hinderlich: „In Kirrungen wird etwa die Hälfte aller Schweine erlegt.“

Dass eine außergewöhnliche Wildschwein-Population auch außergewöhnliche kommunalpolitische Reaktionen nötig machen könne, macht Fischer am Beispiel des Hochsauerlandkreises fest: „Dort wurde eine Ausnahmeregelung für einzelne Reviere getroffen.“ Die beinhalte die ganzjährige Jagderlaubnis auf Überläufer und gelte noch bis 31. Juli.

Hat Rekordabschuss gewirkt?

Ob so etwas auch im Kreis Olpe in Frage komme oder notwendig werde, müsse abgewartet werden. Fischer: „Wir müssen jetzt erst einmal abwarten, wie wirkungsvoll unsere 1711 Abschüsse in unseren Bestand eingegriffen haben.“