Drolshagen. . Statt eines weiteren Leasing-Vertrags ordert Drolshagens Bürgermeister Uli Berghof zwei Car-Sharing-Autos. Das Pilotprojekt läuft ab Juni.

  • Das Pilotprojekt startet Anfang Juni.
  • Die beiden Autos stehen vorm Rathaus und am Alten Kloster
  • Bis 18 Uhr hat die Verwaltung Vorrang, dann die Bürger

Car-Sharing, zu deutsch „Auto teilen“, gewinnt im Zeichen teurer Mobilität und verstopfter Großstädte zunehmend an Bedeutung. Ob das Modell aber auch auf dem Lande seinen Reiz haben kann, will Drolshagens Bürgermeister Uli Berghof testen. „Ich bin durch unsere Mitgliedschaft im Zukunftsnetz Mobilität NRW auf die Idee gekommen, ob Car-Sharing etwas für uns sein könnte.“

Zwei aktuell auslaufende Leasing-Verträge für Stadt-Pkw hätten den Einstieg ins neue Modell zudem schmackhaft gemacht. Als Vertragspartner habe sich das seit 1981 in der Sengenau beheimatete Autohaus Ford Giebeler angeboten, das Erfahrungen mit Car-Sharing besitze.

DB-Tochter Flinkster mit im Boot

Seniorchef Karl-Wilhelm Giebeler: „Ford arbeitet beim Car-Sharing mit ,Flinkster’ zusammen, einer Tochtergesellschaft der Deutschen Bundesbahn.“ Seit etwa einem Jahr laufe ein erstes Projekt in Gummersbach. Jetzt gesellt sich Drolshagen hinzu: Die Stadt hat zwei nagelneue Ford Fiesta geordert, die zwar überwiegend der Verwaltung zur Verfügung stehen werden, aber auch Interessierten der Region.

Berghof: „Die Autos werden montags bis freitags von jeweils 7 Uhr morgens bis 18 Uhr abends für unsere Leute vorgehalten, danach, auch am kompletten Wochenende, kann jeder interessierte Bürger das Angebot nutzen.“ Wie es funktioniert, erklärt Karl-Wilhelm Giebeler: „Zunächst müssen sich die Kunden online registrieren, dann erhalten sie eine Scheck-Karte, mit der das jeweilige Car-Sharing-Fahrzeug geöffnet werden kann.“

Die Scheck-Karte, so zeigt uns Junior Kai Giebeler, muss auf ein kleines Lesegerät hinter der Windschutzscheibe gerhalten werden, dann klickt es, und im Handschuhfach wartet der Autoschlüssel auf den ,Car-Sharer’. Wer sich lieber schwarz auf weiß bei Ford/Flinkster registrieren lassen möchte, kann das auch tun: „Die Vordrucke werden im Bürgerbüro ausgegeben“, informiert Berghof. Es geht aber auch ganz modern: Über eine spezielle App sind die Auto-Türschösser quasi wie von Zauberhand zu entriegeln.

Tagespreis bei 50 Euro

Carsharing in Drolshagen wird u. a. 1,50 Euro die Stunde kosten (22 bis 8 Uhr) oder 2,30 Euro (8 bis 22 Uhr). Dazu 19 Cent je gefahrenem Kilometer. Der Tagespreis liegt bei 50 Euro für den ersten Tag, ab dem 2. Tag werden 29 Euro fällig. Die gefahrenen Kilometer werden über GPS ermittelt. Alles wird bargeldlos abgerechnet.

Was das System nicht bietet, ist die Möglichkeit, die Autos für eine Fahrt zu nutzen und dann am Ankunftsort stehen zu lassen. Im Klartext: Die Car-Sharing-Fahrzeuge haben einen festen Standort. Dort muss der Kunde einsteigen und das Auto auch wieder abliefern. Vorteil der Online-Buchung: Merkt der Kunde, dass er mit der gebuchten Zeit nicht hinkommt, kann er Zeit zubuchen, noch während er unterwegs ist. Wobei Karl-Wilhelm Giebeler humorvoll hinzufügt: „Anhalten sollte man allerdings.“Voraussetzung ist natürlich, dass das Fahrzeug nicht schon von einem anderen Car-Sharer für die Zeit danach gebucht worden ist.

Auto vor dem Rathaus und dem Alten Kloster

Und wo werden die beiden Ford Fiesta in der Stadt stehen, fragen wir? „Eines der beiden Autos wird direkt vor dem Rathaus in der Hagener Straße stationiert, das andere beim Alten Kloster“, erklärt Berghof.

Darauf, dass das „Pilotprojekt im Kreis Olpe“ auch für weitere Kommunen interessant sein könnte, setzen offenbar die Verantwortlichen des „Zukunftsnetzes Mobilität NRW“. Im Juli soll Berghof auf einer Tagung in Köln das Drolshagener Car-Sharing-Modell vorstellen. Der Bürgermeister unterschlägt übrigens nicht, dass nicht nur verkehrspolitische Gründe eine Rolle spielen: „Wir sparen auch Geld im Vergleich zum Leasing-Modell, im Jahr etwa 1000 Euro pro Fahrzeug.“