Wetter. Ingenieurskunst überzeugt: Mit Ideenreichtum und Qualitätssicherung will das Unternehmen aus Volmarstein auch in Zukunft punkten.

Vor 100 Jahren hat hier alles begonnen: in der Hegestraße in Wetter an der Ruhr. Wenngleich sich der Arbeitsalltag im vergangenen Jahrhundert gewandelt hat, bleibt eines gleich: Jedes Schloss, das diese Produktionsstätte verlässt, geht zunächst durch die sorgfältigen Hände unserer Mitarbeiter. Hier treffen moderne Technologie und bewährte Handarbeit aufeinander, um das Beste aus beiden Welten zu vereinen.

Mittendrin befindet sich Christian Gluschak – mit robusten Sicherheitsschuhen in einem der Produktionsräume, die sich in der Hegestraße noch über mehrere Etagen verteilen, oder vertieft an seinem Schreibtisch, wo 3-D-Modelle im CAD-System wie Bausteine über den Bildschirm fliegen. Als heutiger Teamleiter im Werkzeugbau ist er bereits seit 1986 bei Abus in der Hege beschäftigt. Er kennt den Sicherheitshersteller von der Pike auf, hat hier seine Ausbildung im Werkzeugbau absolviert und ist somit so eng mit dem Unternehmen verbunden. Gluschak weiß, wie wichtig es ist, eine ausgewogene Balance zwischen Automatisierung und traditioneller Handarbeit herzustellen, damit die Zukunft des Abus Standortes gesichert ist.

Geburtsstunde des Klassikers Diskus

Im Produktionsbetrieb in der Hegestraße hat vor 75 Jahren Gustav Bremicker ein echtes Original erfunden: das Diskusschloss. Seit sieben Jahrzehnten wird es hier mittlerweile in sieben Serien gefertigt. „Es ist schon beeindruckend, zu sehen, dass unser Diskus inzwischen weltweit Bekanntheit erlangt hat. Warum? Es hat eine Präzision, die bislang unerreicht ist, und ist unwahrscheinlich sicher“, erklärt Gluschak, dem dabei ein bescheidenes Lächeln übers Gesicht huscht.

Kein anderes Produkt steht so sehr für die traditionsreiche Geschichte und jahrzehntelange Erfahrung von Abus wie das Rundbügelschloss Diskus. Inspiriert vom olympischen Sportgerät wurde „Diskus“ zum ersten eingetragenen Markennamen in der Abus Geschichte. Die kreisrunde Form ließ das Diskus aus der Masse hervorstechen. Seine Bauweise war aber kein Zufall, sondern ein durchdachtes Stück Ingenieurskunst, denn es bot viel weniger Angriffsfläche für Überwindungsmethoden. Hinzu kommt der Schlosskörper aus zwei fest verschweißten Hüllen, die mit ihrem Korrosionsschutz das Diskus zu einem Allrounder in jedem Einsatzgebiet machen. Gluschak verrät: „An dieser hochwertigen Schweißnaht, die beide Hälften des Diskus langlebig vereint, erkennt man auch die Ingenieurskunst.“

Wissen macht den Unterschied

Gluschak zeigt eine Drahterodiermaschine, an der spürbar sein Herz hängt: Jahrzehntelang begleitet sie ihn bereits in seinem Arbeitsalltag in der Werkzeugkonstruktion bei Abus. Mit tiefer Stimme beschreibt Gluschak die Besonderheit, die von dieser und anderen großen Anlagen im Stammwerk ausgeht: „Die Maschinen und Werkzeuge, die beim Diskus wie auch bei den Lamellenschlössern und Traditionsschlössern zum Einsatz kommen, sind größtenteils aus der Eigenfertigung. Hier wird lokal bezogenes Rohmaterial mit selbst gebautem Werkzeug gestanzt, montiert, geschweißt und kontrolliert.“

Das ikonische Diskus-Schloss von Abus in einer Spezialversion von 1949, dem Jahr des 25. Unternehmensgeburtstages
Das ikonische Diskus-Schloss von Abus in einer Spezialversion von 1949, dem Jahr des 25. Unternehmensgeburtstages © WP | Abus

Der eigens entwickelte und hergestellte Diskus Schweißautomat, unter den Kollegen wegen seiner charakteristischen Geräusche auch liebevoll „Grille“ genannt, sowie auch der Bügelautomat stehen für Unabhängigkeit und eine selbstbestimmte Produktion. Gluschak und seine langjährige Team-Kollegin Heike Masuhr wissen um den Wert dieser Inhouse-Kompetenz. „Der hauseigene Werkzeug- und Maschinenbau stellt sicher, dass Handarbeit nicht nur der Fehlerkorrektur dient. Er ermöglicht es uns, den Produktionsprozess von Anfang an in der eigenen Hand zu haben, und gibt Planungssicherheit – vor allem in unsicheren Zeiten“, erläutert Masuhr. Gemeinsam mit Gluschak hat sie bereits viele Veränderungsprozesse miterlebt und sich dabei auch im Werkzeugbau immer wieder neu erfunden. Aktuell arbeitet das Mitarbeiter-Duo aus der Werkzeugkonstruktion daran, ein neues, moderneres Stanzwerkzeug für das Diskus zu entwerfen – wieder ein Schritt in Richtung Zukunft.

Perspektive für die Standortsicherung

Durch vorausschauendes Unternehmertum und zukunftsfähiges Wirtschaften ist Abus zu einer starken Marke herangereift, die weltweit für Wertigkeit und Zuverlässigkeit steht, heißt es bei Abus über Abus. Die Inhaberfamilie und die Geschäftsführung würden sich zum Ursprung in der Hegestraße sowie zu vier weiteren deutschen Produktionsstandorten bekennen, um höchstmögliche Produktqualität durch hochqualifizierte Fachkräfte und den Einsatz erstklassiger Rohstoffe zu gewährleisten. „Das ist ein absolutes Statement in der heutigen Zeit, und wir wissen das sehr zu schätzen“, betont Gluschak. „Der Wert von Handarbeit lässt sich nicht so einfach quantifizieren. Umso wichtiger ist die Erkenntnis, dass das Know-how unserer Mitarbeiter unabdingbar ist. Teilweise können die Kollegen hier bei der Endkontrolle der Schlösser an einem einzelnen Geräusch direkt erkennen, wo ein möglicher Fehler liegen könnte“, erzählt Gluschak begeistert.

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Gleichwohl sei ein Umdenken gefordert. Neue Lösungen müssten her, um im Wettbewerb bestehen zu können. Kompromisse bei der Qualität gebe es jedoch keine: ganz im Gegenteil. Im Betrieb in der Hegestraße wird im Jubiläumsjahr in neueste Technologie für das Traditionsschloss Diskus investiert. Denn eine neue Diskus-Schweißmaschine steht kurz vor der Auslieferung, weiß Gluschak