Herdecke. Weniger Belastung für die Angehörigen, mehr Selbstbestimmung für die Senioren: Die Stiftung Volmarstein wirbt für ein neues Angebot in Herdecke.
55 Jahre haben Ursula und Egon Howe am unteren Nacken in Herdecke gelebt. Jetzt sind sie die ersten Bewohner im neuen Gebäude der Evangelischen Stiftung Volmarstein (ESV) für Service-Wohnen an der Goethestraße. „Man kann fast hinschauen von hier“, sagt Ursula Howe. Ganz verwunden hat sie den Abschied von Haus und Garten noch nicht. „Aber so ist das, wenn man sich kleiner setzen muss, weil die Gesundheit es verlangt.“
Ursula Howe ist 89 Jahre alt, ihr Mann 94. Das Seniorenheim der ESV liegt schräg gegenüber der neuen Unterkunft. Noch ist keiner von Beiden auf Dienste wie die Tagespflege angewiesen oder an einem Pflegeplatz interessiert. Aber die Vorstellung ist beruhigend, dass der Gesündere später einmal einen sehr kurzen Weg zum Pflegebedürftigeren haben wird. Ein paar Wohnungen weiter ist der Fall schon eingetreten: Da ist die Ehefrau eingezogen, während der Mann auf einen Platz im nahen Heim wartet.
Insgesamt 37 Wohnungen stehen auf der ehemaligen Wiese hinter dem Ehrenmal an der Goethestraße zur Verfügung. Die wenigen großen Einheiten mit 80 bis 100 Quadratmetern sind schon alle weg. Die meisten Wohnungen haben eine Grundfläche von gut 50 Quadratmetern. Es gibt aber auch einzelne Appartements mit 25 bis 42 Quadratmetern. Über 20 Wohnungen hat Andrea Krämer unter 0152/39550186 noch zu vergeben. Sie betreut bei der ESV insgesamt 150 Service-Wohnungen an mehreren Standorten.
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Andrea Krämer kennt die Auseinandersetzungen zwischen den Generationen, wenn es um den Auszug aus den vertrauten vier Wänden geht. Die erwachsenen Kinder fühlen sich in der Betreuung oft überfordert, die Eltern sehen sich vielfach abgeschoben. „Es ist immer dasselbe“, weiß Andrea Krämer über diesen Kampf. Service-Wohnen verspricht Entlastung für die Angehörigen, sagt sie, aber auch ein hohes Maß an Selbstbestimmtheit für die Senioren. „Die Bewohner leben richtig auf“, hat sie immer wieder erfahren können.
Handwerker bei den letzten Arbeiten
Zwei Damen, die an der Goethestraße zufällig zwei Wohnungen nebeneinander gemietet haben, gehen jetzt gemeinsam in die Tagespflege. Andrea Krämer kennt aber auch Nachbarn, die sich spontan zu einem gemeinsamen Urlaub verabredet haben. Mit Mitte Siebzig, dem typischen Einzugsalter, lässt sich das noch gut machen. Meistens ziehen alleinstehende Frauen ein, gerne auch Paare, manchmal ein einzelner Mann. Bei Bedarf kann ambulante Pflege oder auch mobiles Essen hinzu gebucht werden.
Neben acht der 37 Klingeln hängen mittlerweile Namensschildchen. Ein wenig riecht es in den Fluren noch nach Baustelle. Noch sind Handwerker im Haus, justieren Fenster und Türen oder sorgen für den letzten Anstrich. Küchenzeilen sind eingebaut, alles ist barrierefrei, die Bäder sind modern gefliest. In Richtung Eisenbahnlinie sind die Balkone ganz dicht an den Wald gebaut. Fast bilden die Blätter einen natürlichen Sonnenschirm.
Gerade weil es so schön nah ist, sind immer wieder frühere Nachbarn der Howes zum Besuch gekommen. „Klar wollen die sehen, wie wir untergekommen sind“, sagt Ursula Howe. Der Wohnraum ist großzügig, auf dem Balkon gibt es Gartenstühle, und in den Blumenkästen leuchten Veilchen. Überwiegend kommt das neue Quartier gut an, berichtet sie vom Echo der alten Freunde. Vielleicht kommen ja ein paar neue hinzu, wenn sich der Flur mit weiteren Mietparteien füllt.