Wetter. Besondere Führungen vom Stadtmarketing: Manfred Kohlstadt bringt interessierte Kinder und Erwachsene zu den Fledermäusen der Stadt.

Batman macht die Fledermaus zum Symbol eines Superhelden. Vampirfiguren wie Dracula verleihen ihr immer wieder das Image eines Blutsaugers. Was wirklich in dem nachtaktiven Säugetier steckt, wissen die wenigsten. Einer, der sich mit den schnellen Jägern auskennt, ist Manfred Kohlstadt. Sein Wissen gibt der 65-Jährige in den vom Stadtmarketing Wetter organisierten Fledermausführungen weiter. Sein Ziel: In der Bevölkerung ein Bewusstsein für Fledermäuse wecken, von denen viele Arten schon auf der sogenannten Roten Liste bedrohter Tiere zu finden sind.

Kein Unterschlupf

Häuser mit Flachdächern, stark isolierte Gebäude, an denen Schlitze und Mauerspalten fehlen oder auch Kirchtürme, die mit Gittern zum Schutz vor Tauben umspannt sind: „Fledermäusen geht die Lebensgrundlage verloren“, warnt Manfred Kohlstadt. Den Tieren, die sich in Nischen, Gewölben oder Mauerwerk wohlfühlen, fehle zunehmend ein Unterschlupf. „Auch alte Gehöfte verschwinden immer mehr. Und selbst eine Autobahnbrücke, die abgerissen wird, kann ein Lebensraum für die Tiere gewesen sein“, erklärt der Hobby-Jäger, der seit mehr als zehn Jahren Fledermausführungen im EN-Kreis und seit rund drei Jahren in der Harkortstadt anbietet. Auch die Lebensweise der wendigen Flugakrobaten sorgt in seinen Augen dafür, dass sie unter dem Radar vieler Menschen durchfliegen. „Die Tiere werden aktiv, wenn wir schlafen gehen“, so Kohlstadt. Das mache die Nachtschwärmer für viele unsichtbar.

Mit Ultraschalldetektor unterwegs

Keine Frage also, dass die Führungen zu den insektenfressenden Jägern starten, wenn die Dämmerung einsetzt. Wenn es dunkel wird, macht Naturführer Kohlstadt die gefährdeten Flugkünstler sichtbar. Mit einem Ultraschalldetektor erfasst er die Schallwellen, die Fledermäuse aussenden – und die für das menschliche Ohr sonst lautlos sind. „Anhand der gemessenen Dezibel lässt sich oftmals festmachen, was für eine Fledermaus gerade unterwegs ist“, weiß der Fachmann. Bei Jungfledermäusen seien die erfassten Geräusche zum Beispiel heller. Hält Manfred Kohlstadt dann noch einen Scheinwerfer in den Himmel, flitzen die Tiere durch den Lichtkegel im Abendhimmel. In Wetter kann dann laut Kohlstadt in der Regel ein schneller Blick auf Wasser-, Wald- oder Zwergfledermäuse erhascht werden. Drei von insgesamt 25 Fledermausarten die, so schreibt der NABU auf seiner Internetseite, in ganz Deutschland vorkommen. „Etwa 14 Arten sind im Ennepe-Ruhr-Kreis präsent“, erklärt Naturführer Kohlstadt.

Wenn es dämmert, kommen die Fledermäuse aus ihrem Unterschlupf. Die insektenfressenden Tiere sind nachtaktiv.
Wenn es dämmert, kommen die Fledermäuse aus ihrem Unterschlupf. Die insektenfressenden Tiere sind nachtaktiv. © dpa | Frank Rumpenhorst

Fledermauskästen anbringen

Die rund zweistündigen Touren führen den gelernten Reparaturschlosser und seine Gruppe in der Regel auch zum Ruhrtalradweg, verrät Kohlstadt. Dort hängen so genannte Fledermauskästen. „Wenn der Lebensraum nicht mehr vorhanden ist, müssen sich die Tiere etwas anderes suchen“, betont der Rentner, der die Führungen „als Hobby“ macht. Er betreut die Kästen nahe der Ruhr und hat sie auch mitangebracht. „Damals haben wir die noch mit einem Steiger der Stadtbetriebe oben an den Bäumen angebracht“, erinnert er sich. Durch die Kästen seien die Fledermäuse in der Gegend schon etwas präsenter. In den 40 Zentimeter breiten „Unterkünften“ könnten „25 bis 30 Tiere Platz finden“, schildert Manfred Kohlstadt. „Die Flügel falten sich dann wie ein Mantel zusammen, und die Fledermäuse hängen mit dem Kopf nach unten an der Wand.“

Gut gegen Mücken

Wer helfen möchte, den tierischen Fliegern Unterschlupf zu bieten, kann auch selbst Fledermauskästen aufhängen, empfiehlt Kohlstadt, der selbst ein selbstgebautes Exemplar bei sich zu Hause hängen hat. „Im Sommer fliegen immer viele Fledermäuse ums Haus“, sagt er. Ein großer Vorteil in lauen Sommernächten: „Wer die Tiere im Garten hat, hat auch weniger Mücken.“ Angebracht werden die Kästen möglichst nicht auf der Südseite und am besten in vier Metern Höhe. Denn für ihren Flug in den Nachthimmel brauchen die Tiere etwas Platz: „Die Fledermaus lässt sich erst fallen, entfaltet die Flügel und startet dann los“, erzählt Manfred Kohlstadt und nutzt das Bild von einem Fallschirmspringer, der seinen Schirm auch nicht direkt öffnet.

Führungen in Wetter

Die Fledermausführungen werden vom Stadtmarketing Wetter veranstaltet und von Manfred Kohlstadt geleitet. Für die Teilnahme ist eine Anmeldung unter 02335/802092 oder kontakt@stadtmarketing-wetter.de unbedingt erforderlich.

Die Führungen finden monatlich statt. Die Freitags-Termine werden wie folgt auf der Stadtmarketing-Website angekündigt: 12. Mai, Start um 21 Uhr; 23. Juni, 21.30 Uhr; 21. Juli, 21.30 Uhr; 25. August, 21 Uhr; 15. September, 20 Uhr; 6. Oktober, 19 Uhr.

Die Kosten betragen fünf Euro für Kinder und acht Euro für Erwachsene.

Monatliche Führungen

An diesem Freitag, 19. April, soll die erste Fledermausführung des Jahres 2024 starten. Geplant ist, um 20 Uhr am Parkplatz Naturfreibad in der Gustav-Vorsteher-Straße loszugehen. Allerdings muss das Wetter dafür mitspielen. „Bei Regen findet die Führung leider nicht statt“, erklärt Manfred Kohlstadt. Dann blieben die Tiere in ihrem Unterschlupf – und damit unsichtbar. Alle Teilnehmenden, die sich für den Ausflug in die Welt der Fledermäuse angemeldet haben, würden in diesem Fall rechtzeitig informiert, so der Naturführer, der sich aber auch in den folgenden Monaten mit Interessierten auf den Weg zu den Fledermäusen macht. Weitere Informationen zu den Fledermausführungen gibt es unter www.stadtmarketing-wetter.de