Herdecke. 2004 übernimmt in der Fußgängerzone ein Italiener (19) ein Café, der zuvor noch nie selbst Eis hergestellt hat. Heute kommen viele Stammgäste.
Das Wetter ist eigentlich etwas trist, um Kaffee und Eis unter freiem Himmel zu genießen. Die Tische vor dem Eiscafé Rizzuti sind dennoch gut besetzt. Auch dunkle Wolken und kühle Temperaturen können die Stammgäste der Eisdiele in der Herdecker Hauptstraße 28 nicht fernhalten. Fast jeden Tag nehmen einige von ihnen vor der Theke am Anfang der Fußgängerzone Platz. So wie Gerlinde Dirks. Die Herdeckerin kommt seit 20 Jahren hierher. Zwei Jahrzehnte, in denen Pasquale Rizzuti das aktuell „älteste Eiscafé in Herdecke“ führt, wie er sagt.
Start mit 19 Jahren
1997 wurde die Eisdiele an ihrem Platz in der Hauptstraße 28 eröffnet. Damals noch von Bruno Pelle, den vielen Menschen aus Wetter und Umgebung direkt mit dem Eiscafé Dolomiti in Alt-Wetter in Verbindung bringen dürften. 2004 übergab dieser sein Herdecker Geschäft an Paquale Rizzuti. Der gebürtige Italiener war zu dem Zeitpunkt gerade einmal 19 Jahre alt – und von jetzt auf gleich selbstständig. „Nach einer abgebrochenen Kfz-Lehre und einer Umschulung, die mir auch wenig Spaß gemacht hat, kam mir die Idee mit dem Eiscafé“, erinnert sich Pasquale Rizzuti an die Anfänge. Schon zu Schulzeiten hatte er im Eiscafé Battistuzzi gejobbt und gemerkt: „Man kann mit Eis Geld verdienen“, sagt er und schmunzelt.
Probeversuche für die richtige Rezeptur
In den Anfangsjahren sah das bei seinem eigenen Eiscafé allerdings noch anders aus: „Die ersten Jahre stand das Geschäft immer auf der Kippe“, so Pasquale Rizzuti. Er schüttelt leicht den Kopf und kann mit dem Abstand von 20 Jahren lachen: „Ich habe alles falsch gemacht, was man falsch machen konnte.“ Als junger Eiscafé-Besitzer habe er die Einkäufe schlecht kalkuliert, einen zu hohen Lagerbestand aufgebaut. Und dann war dann ja noch das Eis, das hergestellt werden musste.
„Gezeigt hat mir das niemand“, erklärt der Herdecker Geschäftsmann. Und seine Rezepte verrate auch kein Eismacher. Also probiert Pasquale Rizzuit Rezepte aus. „Das hat mich jede Menge Zutaten gekostet“, sagt er und erzählt von unzähligen Probeläufen. Mit seinem Vater fährt er nach Italien, spricht mit vielen Eismachern vor Ort und entwickelt aus den vielen Grundrezepten und Tipps seine eigenen. Mittlerweile hat Pasquale Rizzuti seine eigenen Rezepturen für die Eissorten und stellt diese „aus dem Effeff her.“
Dauerbrenner Limoncello
Limoncello ist eine davon. Ein „Dauerbrenner“, den er selbst kreiert hat. Genauso wie „Rocher“, ein nussiges Eis, das Pasquale Rizzuti mit Nougatcreme herstellt. Sie zählen neben Klassikern wie Vanille, Schokolade oder auch Blauer Engel zu den zwölf Eissorten, die aktuell in der Eistheke Platz haben. Nach einem Wasserschaden im Februar 2023 haben Pasquale Rizzuti und seine Frau Daniela die Eisdiele erst einmal „provisorisch“ wieder geöffnet. Noch seien versicherungstechnische Fragen zu klären, stellt Rizutti klar. Doch in Zukunft planen er und seine Frau, die mit ihm im Geschäft arbeitet, das Eiscafé zu modernisieren. „Wir machen so lange weiter, wie wir Lust haben und es noch können“, sagt Pasquale Rizzuti. Die elfjährige Tochter stünde auch schon in den Startlöchern. „An den Ostertagen hat sie uns unterstützt und gekellnert.“ Darüber hinaus gehören drei Mitarbeitende zum Team, Sarah Buse ist seit zwölf Jahren und damit am längsten dabei.
Luxusgut Eis?
1,50 Euro kostet aktuell eine Kugel Eis aus der eigenen Herstellung. 1,80 Euro, wenn sie am Platz serviert wird. „Als ich angefangen habe, waren es noch 80 Cent“, erinnert sich Rizzuti und versucht, „die Preise im Rahmen zu halten.“ Einfach sei das nicht. Die Kosten für Zutaten wie Milch, Sahne und Zucker seien deutlich gestiegen, Lieferanten schlügen Logistikpauschalen auf, für die Herstellung von Eis seien Strom und Frischwasser notwendig. Da koste die Produktion von fünf bis sechs Kilogramm Eis schnell zwischen 15 und 20 Euro. „Eis ist schon ein Luxusgut geworden“, findet Rizzuti, der anders als andere Eisdielenbesitzer nicht auf Selbstbedienung setzen will, um Kosten zu sparen. „Das kommt nicht infrage“, betont der Café-Besitzer. Der Kontakt zu den Kunden, die Gespräche, eine familiäre Atmosphäre: Das ist ihm und seiner Frau Daniela wichtig. Und das spüren auch die Menschen, die an den Tischen Platz nehmen.
Familiäre Atmosphäre
„Es ist so schön familiär hier“, sagt auch Gerlinde Dirks, die sich immer gegen kurz nach 12 Uhr mit Tochter Ilka auf einen Latte Macchiato und einen Cappucino bei Pasquale Rizzuti trifft. Darf es dann denn auch mal ein Eis sein? „Ab und zu ist es auch ein Eis“, erzählt Ilka Dirks. Und noch bevor sie ihre Lieblingssorte nennen kann, sagt Pasquale Rizzuti im Vorbeigehen: „Limoncello für die Mutter, Tiramisu für die Tochter.“ Er lacht. Er weiß, was seine Stammgäste mögen. Und die wissen, was sie seit 20 Jahren an dem Eiscafé haben: „Für mich ist es die beste Eisdiele in Herdecke“, sagt Gerlinde Dirks voller Überzeugung.