Wetter/Herdecke. Welche Geschäfte oder Gastronomien in den Ruhrstädten bieten eine Kartenzahlung an? Manche fühlen sich verpflichtet, andere beklagen die Kosten.

Im vergangenen Jahr wurde in Deutschland noch nie so oft die Girocard für bargeldlose Zahlungen genutzt wie jetzt. Die Frankfurter Euro Kartensysteme GmbH, ein Gemeinschaftsunternehmen der deutschen Banken und Sparkassen, verzeichnete 7,48 Milliarden Transaktionen. Das entspricht einem Anstieg von 11,5 Prozent im Vergleich zum bisherigen Rekordjahr 2022. Doch wo ist in Wetterund Herdecke bargeldloses Bezahlen möglich? Die Lokalredaktion hat sich umgehört und festgestellt, dass Bargeld bei einigen Geschäften und Gastronomien noch hoch im Kurs ist.

Bargeldlos zahlen in Wetter

Kartenzahlung ist im Kolping Store in der Kaiserstraße in Wetter nicht möglich. „Es ist für uns einfach zu teuer“, so Inhaberin Beate Löhr. Ein Umrüsten der Kasse würde sie rund 1500 Euro kosten, dazu ist sie derzeit nicht bereit. „Wenn die Kasse irgendwann kaputt ist, dann werde ich mit Sicherheit umrüsten, aber bis dahin geht es auch ohne“, so Löhr. Denn in ihrem Laden wird vor allem Ware für Kleinstbeträge gekauft, und selbst wenn doch größere Artikel gekauft werden, gibt es immer noch die Sparkasse ein paar Häuser weiter.

Die Kartenzahlung wird gut von den Kunden angenommen.
Hans-Günter Draht - Bücherstube Draht

Auch in der Gastronomie ist die Kartenzahlung nicht überall selbstverständlich. Im Eiscafé Sagui wechselt zum Beispiel noch Bargeld den Besitzer. „Es wurde bis jetzt noch nie danach verlangt, daher haben wir es noch nicht für nötig gehalten“, so Inhaber Angelo Visentin zur Zahlung per Karte. Auch beim Asia Panda Imbiss, im Sanitätshaus Kania, beim Friseur Coiffeur Nazar oder auch im Second-Hand-Kleiderladen des Kinderschutzbunds kann unter anderem in Wetter nicht die Karte gezückt und bezahlt werden. Überall hört man die gleichen Beweggründe: Die Beträge sind zu klein, der Bedarf ist nicht entsprechend oder die Umrüstung zu teuer. Denn mit der Umstellung auf Kartenzahlung entstehen für die Händler und Gastronomen Kosten. Bei jeder bargeldlosen Bezahlung müssen sie Abgaben zahlen.

Mit Karte zum neuen Lesestoff

Wer sich jedoch in der Bücherstube Draht mit neuem Lesestoff eindeckt, kann auch bargeldlos bezahlen. Ein Service, den seine Kunden schätzen, weiß Inhaber Hans-Günter Draht. Rund zwei Drittel zahlen laut ihm mit Karte. „Die Kartenzahlung wird gut von den Kunden angenommen“, so Draht. Seit einigen Monaten ist auch in der Kneipe Zur Quelle bargeldloses Bezahlen möglich. Allerdings erst ab einem Wert von zehn Euro. Ansonsten seien die Gebühren einfach zu hoch, betont auch Inhaberin Denise Tovarovic. Die Umstellung war dennoch ein wichtiger Schritt: „Wir hatten das Problem, dass die Sparkasse abends irgendwann schließt und wir Gäste hatten, die ihre Rechnungen nicht zahlen konnten“, erzählt Denise Tovarovic. „Daher haben wir uns entschieden, umzurüsten.“

Immer mehr Menschen zahlen ohne Bargeld. Doch wo ist das in Wetter und Herdecke möglich? Die Lokalredaktion war in beiden Städten unterwegs und hat festgestellt, dass auch Bargeld manchmal noch hoch im Kurs ist.
Immer mehr Menschen zahlen ohne Bargeld. Doch wo ist das in Wetter und Herdecke möglich? Die Lokalredaktion war in beiden Städten unterwegs und hat festgestellt, dass auch Bargeld manchmal noch hoch im Kurs ist. © picture alliance / Daniel Karmann/dpa | Daniel Karmann

Kartenzahlung in Herdecke weit verbreitet

In Herdecke sieht es schon ganz anders aus, dort ist fast überall bargeldloses Bezahlen möglich, sei es bei der Metzgerei und Fleischerimbiss Schmitz, dem Wollhaus Herdecke, dem Cake Decoration Shop, dem Sanitätshaus Schulz, Adelweiss oder auch dem Eiscafé Rizzuti. „Ohne Kartenzahlung geht gar nichts mehr“, sagt zum Beispiel die Inhaberin des Geschenkeladens feinissimo aus Herdecke, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Im La Donna Exclusive Second Hand Store sieht das noch anders aus. Ähnlich wie bei einigen Wetteraner Geschäftsinhabern wurde bargeldloses Bezahlen dort noch nicht nachgefragt: „Bis jetzt gab es für mich noch nie den Anlass, dass ein Kunde auf mich zukam und danach gefragt hat“, so die Inhaberin, die ebenfalls namentlich nicht genannt werden möchte.

Im Shakespeare Pub in Herdecke ist bargeldloses Bezahlen schon lange möglich. Für Inhaber Nathaniel Stott ist es nur von Vorteil: „Wir haben auffallend viel Kartenzahlung, an vielen Abenden bis zu 60 Prozent“, so Stott. Zu Beginn lag die Prozentanzahl laut Pub-Besitzer bei gerade mal zehn Prozent Kartenzahlung. Zudem sind die Gebühren mittlerweile akzeptabel. „Es ist so einfach wie noch nie, daher ist Kartenzahlung eigentlich ein Muss“, findet der Betreiber.