Wetter/Herdecke/Ennepe-Ruhr. Die Kreispolizei hat die neuen Zahlen zur Unfallstatistik im Ennepe-Ruhr-Kreis vorgestellt. Dabei gibt es eine große Überraschung.

Radfahrer absteigen: Groß und breit prangt das Schild an der Brücke im Schiffswinkel. Immer wieder hat die Polizei dort informiert, hingewiesen, sogar Schulungen durchgeführt. Und immer wieder taucht bei den Unfällen mit Zweirädern genau diese Brücke am Koepchenwerk nach Hagen auf. „Diese Stelle am Schiffswinkel ist austherapiert. Die Radfahrer sind einfach unbelehrbar“, meint Mario Klein von der Direktion Verkehr resigniert.

In Sachen Verkehrssicherheit an zweiter Stelle

Abgesehen von dieser Stelle, können die Verkehrsteilnehmer in Wetter und Herdecke, aber auch im gesamten EN-Kreis ganz zufrieden sein. „Wir stehen in puncto Verkehrssicherheit an zweiter Stelle in NRW. Vor uns ist nur Siegen-Wittgenstein“, erklärt Landrat Olaf Schade eingangs der Pressekonferenz zur Vorstellung der Verkehrsunfallstatistik ein wenig stolz. Und dennoch: Im vergangenen Jahr hat es 6938 Verkehrsunfälle im gesamten Kreis gegeben, bei denen 643 Menschen verletzt wurden und fünf Verkehrsteilnehmer verstarben. Die tödlichen Unfälle ereigneten sich in Gevelsberg (2), Sprockhövel (2) und Breckerfeld.

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Trotzdem: Die Statistik des Ennepe-Ruhr-Kreises kann sich sehen lassen. Zwar gibt es einen leichten Zuwachs um 0,22 Prozent also insgesamt 15 Unfälle im Vergleich zum Vorjahr, doch bezogen auf die Vor-Coronazeit 2019 ist die Zahl der Verkehrsunfälle sogar um 360 gesunken. Dass bei der Betrachtung die Pandemiejahre nicht voll gezählt werden, ergibt sich, wie bereits im vergangenen Jahre daraus, dass viele Menschen während Corona im Homeoffice gearbeitet haben und im Lockdown auch gar nicht unterwegs gewesen sind. Daher der Vergleich mit 2019.

Die Statistik gibt auch Aufschluss darüber, warum es kracht. Mit 45 Prozent ist der Spitzenreiter bei den Hauptunfallursachen das Abbiegen und Wenden, dicht gefolgt von missachteter Vorfahrt mit 26 Prozent und dann erst wird die Geschwindigkeit mit 13 Prozent angegeben. Alkohol und Drogen spielen nur bei acht Prozent der Unfälle eine Rolle.

Mehr Ablenkung am Steuer

Und das Handy am Steuer? Ablenkung durchs Tippen auf dem Smartphone? Das lasse sich als Unfallursache nur sehr schwer nachweisen, heißt es seitens der Kreispolizei. Handyverstöße gibt es wahrscheinlich noch wesentlich mehr. „Die Ablenkung hat zugenommen, aber das ist sehr schwer zu ahnden“, meint Klein.

Einen weiteren großen Punkt machen die Verkehrsunfallfluchten aus. Insgesamt ist es im vergangenen Jahr zu 55 Fluchten mit Personenschaden gekommen „Es gibt einige Menschen, die leicht verletzt worden sind und erst zwei oder drei Tage später auf der Wache auftauchen und dann ein rotes Fahrzeug melden, von dem sie angefahren wurden. Da können wir dann nicht mehr viel machen“, weiß Mario Klein. Insgesamt sind 1402 Fälle erfasst worden. Die meisten davon waren sogenannte Parkplatzfluchten, erklärt Polizeihauptkommissar Mario Klein. „Generell kann zum vorliegenden Straftatbestand gesagt werden, dass die Geschädigten oftmals auf ihrem entstandenen Schaden sitzen bleiben. Daher bitten wir alle Menschen, die eine Unfallflucht beobachten, sich Kennzeichen, Autotyp, Fahrer und den Unfallhergang einzuprägen und unverzüglich die Polizei zu verständigen“, so die Kreispolizei.

Doch unabhängig von der Bitte, kann sich die Aufklärungsquote bei den Unfallfluchten durchaus sehen lassen. Bei Fluchten mit Personenschaden liegt diese bei immerhin 58,2 Prozent und damit deutlich höher als bei Fluchten mit reinem Sachschaden mit 36,7 Prozent.

Präventionsarbeit

Doch auf den Zahlen will sich die Polizei nicht ausruhen. Zwar können die Straßen „nicht komplett ausgepolstert werden“ und die Verkehrsteilnehmer haben „auch eine Eigenverantwortung“, wie Landrat Olaf Schade erklärt, doch die Polizei will in Sachen Prävention weiter tätig sein. Hierzu gehören neben der Radfahrausbildung und Puppenbühne auch der Crash Kurs NRW. Das landesweite Projekt ist seit Jahren fester Bestandteil der Verkehrsunfallprävention im Ennepe-Ruhr-Kreis und im Jahr 2023 konnten drei Veranstaltungen in diesem Rahmen stattfinden. Das Crash-Kurs-NRW-Programm der Polizei NRW richtet sich insbesondere an junge Erwachsene zwischen 18 und 24 Jahren und bringt den Teilnehmern medienunterstützt Verkehrsunfälle, ihre Ursachen und Folgen nahe.

Schwerpunkt Pedelec und Fahrrad

Zudem veranstaltet die Kreispolizeibehörde Ennepe-Ruhr-Kreis jährlich einen Auftakt zur Kradsaison im Frühjahr. Gemeinsam mit den Kooperationspartnern der Kreisverkehrswacht Ennepe-Ruhr, sowie der Johanniter-Unfallhilfe Hagen/Ennepe-Ruhr wird jeweils ein spannendes und vielseitiges Programm geboten. Informiert wird unter anderem über die unterschiedlichen Möglichkeiten von Geschwindigkeitsmessungen, aber auch über Erste-Hilfe-Maßnahmen an Unfallorten mit Bikern. Auch bei vielen weiteren regelmäßigen Präventionsveranstaltungen mit dem Schwerpunkt Pedelec und Fahrrad werden zahlreiche Beratungsgespräche geführt, Fahrräder und Pedelecs kontrolliert und Mängel, soweit vorhanden, beanstandet.