Herdecke. Die Zahl der Stellplätze an der Vorhaller Straße soll verdreifacht werden. Zunächst aber nur für zwei Jahre. Kritik gibt es schon vorab.

Nachhaltige Ablehnung und mehrheitliche Zustimmung: Der Wohnmobil-Stellplatz am Vorhaller Weg wird für zwei Jahre testweise von derzeit drei auf neun Plätze ausgeweitet. Grüne und Linke konnten sich mit ihren Bedenken nicht durchsetzen: Der Bauausschuss hat jetzt grünes Licht gegeben für eine Vervielfachung der Stellplätze. 5000 Euro dürfen die Maßnahmen dafür kosten. Wird nach dem Probebetrieb eine positive Bilanz gezogen, könnten noch mal 40.000 Euro für bessere Anschlüsse für die Camper hinzu kommen.

Größer, attraktiver und sicherer

Mit einfachen Mitteln will die Stadt den Stellplatz für die Fans von Wohnmobilen größer, attraktivere und sicherer machen, so Dennis Osberg, Kämmerer der Stadt und erster Beigeordneter. Konkret heißt das: Aufmalungen, mehr Mülleimer, mehr Kontrolle. Hinweisschilder für die Benutzung der Stellplätze, Hinweisschilder auf die nahegelegene Innenstadt von Herdecke. Das alles zunächst auf zwei Jahre befristet.

Das sind Gäste unserer Stadt, und die brauchen wir.
Gerd Tebben - Ausschussmitglied der SPD zur Bedeutung der Camper für die Wirtschaftsförderung

Gerd Tebben, für die SPD im Fachausschuss, outete sich selbst als langjährigen Camper. Für ihn ist angesichts von Wohnmobilisten auf Herdecker Grund klar: „Das sind Gäste unserer Stadt, und die brauchen wir.“ Immer wieder sei überlegt worden, wie dem Handel oder der Gastronomie in der Stadt aufgeholfen werden könne. Hier liege eine Lösung. So sah es auch Dr. Georg Torwesten (CDU). Er begrüßte den Versuch, Camper in die Stadt zu holen und mit einem Probebetrieb zu starten. Aufgeschlossen zeigte sich auch Christopher Huck von der FDP.

Es riecht wie in einer Unterführung
Matthias Gebehenne - Vorsitzender des benachbarten Sportfischerei-Vereins

Eine völlig andere Sicht der Dinge hatte Matthias Gebehenne, Vorsitzender des benachbarten Sportfischerei-Vereins. Vor der Entscheidung konnte er noch einmal wiederholen, was er zuvor schon öffentlich erklärt hatte: Mehr Stellplätze für Wohnmobile bedeuteten weniger Platz für Autos von Besuchern beispielsweise von Schulungsveranstaltungen des Vereins. Schon jetzt würden die Camper teilweise den Streifen zur Ruhr hin als Klo nutzen. „Es riecht wie in einer Unterführung“, so Gebehenne. Dass der Vereinsnachwuchs „zwischen Exkrementen in der Natur sein muss, ist nicht hinnehmbar.“ Auch fürchtete der Vereinsvorsitzende noch mehr horizontales Gewerbe an der Vorhaller Straße. Seine eindringliche Bitte: keine Ausweitung.

Platz war sich selbst überlassen

Den Befürchtungen der Sportfischer hielt Osberg entgegen: „Es wird nicht besser, wenn wir nichts tun.“ Der Parkplatz bleibe für den Verein auch nutzbar, wenn sechs weitere Stellflächen für Wohnmobile ausgewiesen würden. Bisher sei der Platz mehr oder weniger sich selbst überlassen gewesen. Das solle sich jetzt ändern. Auch Christopher Huck konnte die Befürchtungen nicht teilen. Bei der Suche nach Flächen für ein ausgeweitetes Angebot für die Camper-Szene sei nur das Gelände am Vorhaller Weg übrig geblieben. Huck: „Wenn man das will, dann ist das der Ort.“

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Axel Störzner von den Grünen sah keine Wichtigkeit, das Thema Stellplätze derzeit weiter zu verfolgen. Weder mit der Anfangsfinanzierung noch mit der Gesamtsumme von 45.000 Euro für „Durchgangstourismus“ konnte er sich anfreunden. Außerdem stellte er die positiven Effekte für die Stadt in Frage und stattdessen die „unerfreulichen Begleiterscheinungen“ in den Vordergrund. Für Störzner steht fest: „Mit der Vergrößerung des Stellplatzes vergrößern wir nur die Probleme.“

Geld für Bücherei statt für Auswärtige

Ablehnung kam auch von Vladimir Munk (Die Linke). Er fragte, warum Geld für Auswärtige ausgegeben würde, wenn es den Herdeckern selbst beispielsweise für den Erhalt der Bücherei fehle. Zudem wollte Munk wissen, wann die Kosten für die Stellplatzvermehrung wieder reinkommen. Genau konnte ihm das Dennis Osberg zwar nicht beantworten. Er zeigte sich aber sicher, dass der Startbetrag von 5000 Euro „zur Wirtschaftsförderung gut investiert ist - auch ohne genaue Rechnung.“