Wetter. Ab 2026 haben alle Erstklässler einen Anspruch auf einen OGS-Platz. Die Zeit drängt, doch eine Partei will die Pläne nochmal überdenken.

Seit Oktober 2021 ist klar, dass alle Kinder, die im Schuljahr 2026/27 eingeschult werden, einen Rechtsanspruch auf die Förderung in einer Tageseinrichtung haben (Ganztagsförderungsgesetz, kurz GaFög). Dieser Anspruch muss nicht zwingend am Schulstandort realisiert werden. Und spätestens 2029/30 wird das GaFög dann für alle Grundschulkinder in Kraft treten. So weit, so gut.

Ausführungsgesetz fehlt noch

Das Land NRW ist dafür zuständig, ein Ausführungsgesetz zu verabschieden, um die Rahmenbedingungen festzulegen. Das ist bisher nicht geschehen und so hat sich die Stadt Wetter vorbehaltlich der dann kommenden gesetzlichen Ausführungen dran gemacht und in einem Qualitätszirkel, bestehend aus Schulleiterin, Verwaltung, Maßnahmenträgern und pädagogischen Leitungen ein Konzept erarbeitet, das sich beispielsweise mit dem Raum- und Personalbedarf beschäftigt. Die Zeit drängt, denn noch bis Ende März können Fördergelder in Anspruch genommen werden. Das würde für Wetter eine Unterstützung von einer Million Euro bedeuten.

Schule platzt aus allen Nähten

Unter diesen Vorzeichen stellte Eva Hannemann vom Architekturbüro Sebralla aus Witten die ersten Planungen für die OGS Bergschule vor. Stand heute seien 53 Kinder im Ganztagsangebot an der Schule. Bei einer angenommenen Quote von 80 Prozent der Schüler, die bis zum Schuljahr 2029/30 das Angebot in Anspruch nehmen würden, rechnet die Verwaltung mit 135 Kindern. Damit würde die Schule im jetzigen Zustand aus allen Nähten platzen.

Umbaumaßnahmen

Die Architektin stellte vor, wie durch die Umnutzung einiger Räume, einem kleinen Aufbau und einem Aufzug, die Schule nicht nur für den Offenen Ganztag, sondern auch barrierefrei aufstellen könnte. Dabei optimierte sie beispielsweise die Zugänge zu den Toiletten, legte Klassenräume zu Lernclustern zusammen, fand eine Möglichkeit, Verwaltung und Lehrerzimmer miteinander in einem Teil des Gebäudes zusammenzubringen, schaffte Platz für eine größere Mensa und brachte in den Plänen noch eine bisher fehlende Garderobe für die Kinder unter. Geschätzte Kosten bis 2026 inklusive Planung: rund 4,36 Millionen Euro. Noch nicht darin enthalten sind die Kosten für eine zwischenzeitliche Umsiedlung der Schüler, die während der Baumaßnahme nicht dort unterrichtet werden könnten.

Große Zustimmung, ein Einwand

Die Pläne fanden große Zustimmung, doch bevor es im Schulausschuss zur Abstimmung kommen konnte, gab es einen Einwand von Sigrid Haag (Grüne). Da die katholische Grundschule St. Raphael keine Ausbaukapazitäten habe und dort auch kein Offener Ganztag vor Ort angeboten werden könne, solle überlegt werden, ob nicht durch einen Schulneubau beispielsweise am Ringplatz, in dem sowohl die Bergschule als auch die katholische Grundschule untergebracht werden könnten, das Problem behoben werden könnte. Zudem fragten sich die Grünen, ob mit der Ertüchtigung der Bergschule auch zukünftig genug Kapazität über das Jahr 2029/2030 bestünde.

Unverständnis bei anderen Parteien

Mit dieser Anregung entfachte Haag einen Sturm der Entrüstung. Von „hanebüchener Unsinn“ (Karen Buchholz, Bürger für Wetter) bis hin zu „können uns das Fördergeld nicht durch die Lappen gehen lassen“ (Christa Zinn, SPD) reichten die Kommentare des Unverständnisses. Es sei „fünf vor Zwölf“ betonte Wolfgang Cornelsen (SPD). Der darauffolgende Antrag der Grünen, die Diskussion darüber auf den Hauptausschuss zu verlagern, wurde dementsprechend mit elf Gegenstimmen von CDU, SPD und Bürger für Wetter abgelehnt. Dafür sprachen sich lediglich Grüne und FDP aus. Im Anschluss stimmten die Ausschussmitglieder dem städtischen Ganztagskonzept zur Umsetzung des Rechtsanspruchs zu, bei zwei Enthaltungen der FDP sowie vier Gegenstimmen von den Grünen.