Herdecke. Ganztagsbetreuung für jedes Kind: Bis die Schrabergschule in Herdecke dafür gerüstet ist, muss noch viel passieren. In Mensa und Lehrerzimmer.
Über ein Jahr schon laufen die pädagogischen Bedarfsplanungen, um die Grundschule Schraberg fit für die Zukunft zu machen – die sogenannte Phase Null. Denn ab 2026 hat jedes Kind einen Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung. Genau dafür muss ein Raumkonzept her, das diesem Anspruch sowie weiteren veränderten Rahmenbedingungen (mehr Mitarbeiter, etc.) gerecht wird. Raimund Patt vom Entwicklungsbüro Schulhorizonte hat überprüft, wie weit die vorhandene Fläche der Schule dafür reicht. Ebenfalls in den Blick genommen hat der Experte den Raumbedarf der Realschule am Bleichstein. In einer gemeinsamen Sitzung des Ausschusses für Schulen, Kultur und Sport und des Jugendhilfeausschusses stellte Raimund Patt die Ergebnisse seiner bisherigen Untersuchungen vor.
Noch traditionell organisiert
Aktuell ist die Schrabergschule als Ganztagsschule noch traditionell organisiert, Unterrichts- und Ganztagsbereiche sowie Ganztags- und Halbtagsräume sind getrennt. Von den 246 Schülerinnen und Schülern sind 76 im Offenen Ganztag. 72 Kinder nutzen das Angebot des Halbtags. Derzeit besteht eine Warteliste für ca. 25 Kinder. Zum neuen Schuljahr soll eine weitere OGS-Gruppe eröffnet werden, wenn das Personal dafür gefunden wird. Die verfügbare Nutzfläche von 1710 Quadratmetern sei hinreichend für eine zweizügige Grundschule im Gemeinsamen Lernen, wenn das Ganztagsangebot voll belegt sei. Soweit zu den Zahlen.
Problem Mensa
Als problematisch bezeichnete Raimund Patt die Mensa der Grundschule. „Die Kinder müssen in vier Schichten essen, die Küche ist jetzt schon überfordert. Da muss was passieren“, mahnte er. Sein Appell: „Die Rahmenbedingungen müssen sofort verbessert werden.“ Die Situation müsse durch einen weiteren Bereich so entspannt werden, dass das Essen auf drei Schichten zurückgefahren werden könne. „Sonst essen die Kinder in vier Schichten in jeweils zehn oder 15 Minuten. Dann könnten wir auch Tröge auf den Flur stellen. Das geht nicht“, wurde Patt sehr deutlich.
Brandschutz schafft weitere Flächennot
Weitere Platzprobleme kamen wegen Brandschutzauflagen auf, alle Lernzonen und Nischen auf den Fluren mussten aufgelöst werden. An einer brandschutzgerechten Lösung wird gearbeitet. Platznot machte Patt auch für das Lehr- und Betreuungspersonal aus: Das Lehrerzimmer ist zu klein; es soll durch einen daneben liegenden Raum erweitert werden: „Denn wenn man von einem Team spricht, braucht es einen gemeinsamen Treffpunkt.“
Zwei Bezugspersonen
Traditionell habe es für Grundschulkinder mit dem Lehrer eine Bezugsperson und einen Klassenraum gegeben – dieser pädagogische Ansatz verändere sich dahingehend, dass es mit Lehrer und OGS-Mitarbeiter künftig zwei Bezugsperson und einen Tagesraum geben werde: „Tagesräume sind ehemalige Klassenräume mit multifunktionaler Nutzung für den ganzen Tag. Sie sind im Kern aber Unterrichtsräume, die eine geplante und begrenzte Nutzung im Nachmittagsbereich ermöglichen. Das heißt nicht, dass nachmittags alle Räume offen sind. Die sind nur offen, wenn da Erwachsene drin sind. Es braucht eine gute Planung für Angebote wie AGs“, machte Raimund Patt deutlich. Und ergänzte: „Es kann nicht sein, dass nach einer Schach-AG nachmittags am nächsten Morgen der Unterricht nicht wie gewohnt stattfinden kann.“ Generell gelte es, Bezugsorte und Abläufe für die Kinder neu zu organisieren. Und weil Hausaufgaben im OGS ein kritischer Bereich seien, gelte es, sogenannte Lernzeiten einzuführen. „Hausaufgaben heißt: trainieren, wiederholen, stärken, anwenden. Und das soll als Lernzeit im Unterricht mit Lehrern und OGS-Mitarbeitern stattfinden“, so Raimund Patt.
Frage nach der Umsetzung
In der anschließenden Diskussion fragte Gustav Müller (SPD) nach dem Stand des neuen Brandschutzkonzeptes. Schulamtsleiterin Jessica Rausch erläuterte, dass sie nach einer Begehung der Flurflächen gelernt habe, dass Flur nicht gleich Flur sei und schwer entflammbar etwas anderes als nicht brennbar: „Der Teufel steckt im Detail.“ Aber das Projekt sei in Arbeit. Von Müller auf die Lernzeiten angesprochen, sagte Schulleiterin Sabine Jessinghaus: „Wir starten im kommenden Schuljahr an drei Tagen die Woche. Hausaufgaben nach 16 Uhr sind oft nicht mehr möglich. Aber Lernzeiten heißt nicht, dass zuhause nichts mehr getan werden muss. Dafür gibt es dann andere Zeiträume.“
Wege der kleinen Schritte
Die Baustellen seien alle benannt, meinte Christian Brandt (CDU), nun wolle er von der Verwaltung wissen: „Wie schaffen sie es, das in zehn bis elf Wochen umzusetzen? Denn die Erstklässler starten am 8. August.“ Bettina Bothe, die für Schulen zuständige Beigeordnete, gab darauf, wie sie selbst betonte, eine „salomonische Antwort“: „Wir werden alles versuchen, aber wir sind in der Haushaltssperre und können nur rechtlich verpflichtende Ausgaben tätigen. Wir können nicht alles umsetzen zum Schulstart.“ Es müsse eine Entlastung in der Raumsituation geschaffen werden, „aber davon haben wir noch keine Küche“. Für die Bonnermann-Schule sei auch nur eine statt zwei Küchen gekauft worden, „weil die Preise so exorbitant gestiegen sind“. Man müsse Wege der kleinen Schritte gehen, aber immerhin zeichne sich eine Entschärfung der personellen Situation ab. Leute hätten sich beworben, „und wir sind guten Mutes, dass sie auch kommen“.