Herdecke. Gesund und gemeinsam essen ist wichtig. Der GVS in Herdecke handelt danach. Alle Eltern werden zur Kasse gebeten - und notfalls unterstützt.

Wie wichtig ein gesundes und gemeinsames Mittagessen für Kindergartenkinder ist, muss Janet Maria Lach niemand erklären. Sie ist Leiterin der GVS-Kita Sonnenhaus an der Goethestraße. Und Ernährungsberaterin. Sie sagt: „Ohne gesunde Ernährung geht die ganze Gesundheit flöten.“ Im Kindergarten würden wichtige Grundsteine gelegt.

Für das Gesunde am Essen ist Lieferant Rebional zuständig. Die Großküche neben dem Krankenhaus in Ende setzt auf Biokost und möglichst regionale Herkunft. „Rebional ist ein sehr guter und sehr fairer Partner“, lobt Susanne Kipper. Sie ist Geschäftsführerin des GVS. Der Gemeinnützige Verein für Sozialeinrichtungen betreibt in Herdecke sieben Kindertagesstätten.

Essen in Gesellschaft macht viel mehr Spaß als Futtern so vor sich hin, weiß Janet Maria Lach. Die Kinder sehen beim Nachbarn, dass es schmeckt, und werden experimentierfreudiger. Und sie sind im Gespräch, was ihre Sprachfähigkeit fördert. Von den sozialen Kontakten über den Tellerrand hinaus ganz zu schweigen.

Eltern müssen unterschreiben

Wie bekommt der GVS alle Kinder an einen gemeinsamen Tisch, ohne dass der ein oder andere statt der Rebional-Kost sein „Hasenbrötchen“ auspackt? Man könnte sagen, durch Zwang. Seit zweieinhalb Jahren müssen alle Eltern unterschreiben, dass sie mit dem Mittagstisch für alle einverstanden sind. Ohne Ausnahme. Nur noch für eine Handvoll Kinder gelten Altverträge. Bald ist die Tischgemeinschaft komplett.

74€ müssen die Eltern für das Essen im Monat zahlen. Ein guter Preis, wie Susanne Kipper findet. Auch ein Nachtisch ist täglich drin. Zwei bis drei Mal in der Woche kommt auch Fleisch auf den Tisch. Vom Rind darf es sein, vom Hähnchen, und manchmal gibt es auch Fisch. Schwein scheidet aus. Das gäbe zu oft Probleme mit der Religion. Zunehmend wird auf Allergiker Rücksicht genommen. Aber die 74€ müssen erst einmal aufgebracht werden.

Jobcenter und Stadt springen bei den Kosten ein

Nicht alle Eltern haben das Geld, womöglich zum Kindergartenbeitrag auch noch ein verpflichtendes Essen zu bezahlen. Und doch ist Susanne Kipper froh, verkünden zu können: „Bei uns bleibt kein Kind ohne Essen.“ Wo es bei den Eltern nicht reicht, springt das Sozialamt ein oder das Jobcenter, auf jeden Fall am Ende aber die Allgemeinheit. In der Kita Sonnenhaus ist das etwa bei einem Drittel der Kinder der Fall.

GVS-Geschäftsführerin Susanne Kipper (links) und Kindergartenleiterin Janet Maria Lach am Convektomaten in der Kita Sonnenhaus in Herdecke.
GVS-Geschäftsführerin Susanne Kipper (links) und Kindergartenleiterin Janet Maria Lach am Convektomaten in der Kita Sonnenhaus in Herdecke. © Klaus Görzel | Klaus Görzel

Bei den Stadtverwaltungen gibt es Zahlen. Herdecke verzeichnet für Kita- und Schulkinder 84 Anträge, die zunächst mit dem Kreis abgerechnet werden. Dazu kommen zwölf Jungen und Mädchen von Asylsuchenden. Deren Essen gehen zu Lasten der Stadt. Wetter zählt 104 Empfänger zwischen drei und 17 Jahren. Die Kosten für Asylbewerberkinder beziffert Wetter auf 12.000 im Jahr.

Das Problem liegt nicht beim Geld

„Wir begrüßen den Vorschlag für ein gesundes und kostenloses Mittagsessen, dafür müssen dann aber auch entsprechende Mittel zur Verfügung stehen“, so Bürgermeister Frank Hasenberg. Der Vorschlag stammt vom Bürgerrat Gesundheit, den die Bundesregierung letztes Jahr einberufen hat. Zumindest bei kostenlosen Essen für alle will Susanne Kipper nicht gleich zustimmen. Das nehme den Eltern ein wenig von der Mitverantwortung für eine gesunde Ernährung, sagt sie.

Die GVS-Geschäftsführerin sieht ein drängenderes Problem als die Kosten. Bisher gibt es nur Empfehlungen an die Kindergartenbetreiber, beim gemeinsamen Mittagessen keine Ausnahmen zuzulassen. Der GVS ist dieser Empfehlung gefolgt. Eine Verpflichtung, so Susanne Kipper, wäre besser.