Herdecke/Hagen. Nach der Schule, am Wochenende und in den Ferien: Emily Borrasch aus Herdecke sorgt selbst dafür, dass ihr Suzuki wieder auf die Straße darf

Manche müssen sich ihr Auto erst noch verdienen. Emily Borrasch muss es erst mal zusammenbauen. Aus zwei Geländewagen zu einem. Gefahren ist sie ihr Schätzchen aber schon. Für ein paar Meter auf dem Hof des väterlichen Betriebs in Vorhalle. Hier wird auch sonst viel geflext und geschweißt. Guter Rat ist also nicht weit.

Meist kommt Emily Borrasch allein gut klar. Beim Bemalen der Reifen, beispielsweise. Der Schriftzug des Reifenherstellers leuchtet neuerdings pink. Nicht zu Mädchenhaft soll das Ganze werden, sagt die 18-Jährige aus Herdecke. Aber schon mit einem besonderen Akzent. Ansonsten wird ihre „Susi“ schwarz. Der Kosename lag nahe: „Suzuki SJ 13“ steht als Typenschild auf dem Armaturenbrett.

Ein Sonntagsauto wird wieder fit gemacht

22.378 Kilometer ist der Geländewagen bisher bewegt worden. Nicht viel für ein Auto, das Ende der Achtziger Jahre gebaut worden ist. „Vermutlich ein Sonntagsauto“, sagt Vater Nico Fischer. Der Zahn der Zeit hat dem Fahrwerk und den Aufbauten allerdings mächtig zugesetzt. Deshalb hat Emily Borrasch den Rost mit Zitronensäure bestrichen und dann den Dampfstrahler hervorgeholt. „Das war viel Rost und lange, harte Arbeit“, sagt sie.

„Susi“ soll am Ende schwarz lakciert sein - mit pinken Einsprengseln wie bei der Reifenaufschrift.
„Susi“ soll am Ende schwarz lakciert sein - mit pinken Einsprengseln wie bei der Reifenaufschrift. © Klaus Görzel | Klaus Görzel

Die hinteren Aufbauten aber waren nicht mehr zu retten. Deshalb hat Nico Fischer einen zweiten Suzuki SG 413 organisiert. Hier war der Motor hinüber, aber es gab noch eine brauchbare Sitzbank und Türen, die sich gut in dem vereinten Geländewagen machen werden. Emily Borrasch hat mit geflext, damit sich die Teile der beiden Oldtimer passgenau zusammen fügen lassen.

Vor dem Abi wird‘s wohl nichts

Eigentlich sollte Susi schon zu Emilys 18. Geburtstag fertig sein. Doch dann haben sich die Arbeiten immer wieder verzögert. Mit der Ersatzteilbeschaffung läuft es eben nicht so schnell wie bei einem Neuwagen. Samstags ist Emily Borrasch in die Werkstatt in Vorhalle gegangen, und in den Ferien hat sie an ihrem offenen Geländewagen geschraubt und geschweißt. Aber so ein Auto ist ja nicht alles.

Der Motor ist bereits überholt: Vater Nico Fischer prüft den Ölstand beim Auto seiner Tochter Emily. 
Der Motor ist bereits überholt: Vater Nico Fischer prüft den Ölstand beim Auto seiner Tochter Emily.  © Klaus Görzel | Klaus Görzel

Im Moment macht Emily Borrasch an der Friedrich-Harkort-Schule ihr Abitur. Die kommenden Osterferien sind nicht die einzigen, in denen das Lernen Vorrang hatte. Und da ist ja auch noch ihr Job im Roadstopp an der Hohensyburg. Es sieht also nicht danach aus, dass nach dem Abi eine Fahrt ins Gelände mit einer frisch heraus geputzten Susi ansteht. Höchstens zum Ausgleich wird es die 18-Jährige mal in die Werkstatt ziehen.

„Die Begeisterung war schon immer da“

Wer hat das Auto bezahlt, und wo kommt das Geld für die Ersatzteile her? Der Deal war einfach. Vater Nico Fischer hat ihr die rollende Autoruine hingestellt. Fertigmachen ist ihre Sache. Der Satz Reifen, für jede Jahreszeit und das Gelände bestens geeignet, war ein Weihnachtsgeschenk. Ansonsten wird vor allem Zeit investiert, auch schon mal von einem Mitarbeiter aus dem Betrieb, der Wohnaufbauten vor allem für LKW macht.

War es ein Deal mit Hintergedanken? Soll seine Tochter merken, wie viel Spaß es macht, Stück für Stück ein Fahrzeug fertig zu machen für eine aufregende Verwendung? Das hieße in diesem Fall eine Eule nach Athen zu tragen. „Die Begeisterung war schon immer da“, sagt die 18-Jährige über die Faszination, die Lastwagen auf sie ausüben. Gerne hat sie in der Werkstatt geholfen, wenn es darum ging, in einem Fahrzeugaufbau eine Küche einzurichten oder Stauraum für eine ausgedehnte Reise.

Hobby ja, Beruf nein

Nicht nur ihr hat es gefallen, was sich über vier Rädern unterbringen lässt. Wenn sie mit der Familie unterwegs war, stand immer wieder das Fahrzeug im Mittelpunkt, mit dem die Geländesport-Begeisterten angerollt waren. Da hat sie aber auch gemerkt: Für den Urlaub ist das ganz schön, mehr als hobbymäßig will sie aber nicht mit dem Werkzeug in einer Fahrzeughalle stehen und einem Spezialfahrzeug den letzten Schliff geben.

Der Fahrersitz fehlt noch: Emily Borrasch in der Werkstatt.
Der Fahrersitz fehlt noch: Emily Borrasch in der Werkstatt. © Klaus Görzel | Klaus Görzel

Was für Pläne hat sie stattdessen? Inneneinrichtung möchte sie studieren und Möbeldesign. Zunächst einmal ohne Räder darunter. Gleich neben ihrer von Türen und Heckaufbauten aktuell befreiten Susi stehen Fahrzeuge, die zu einem rollenden Zuhause für Weltenbummler werden sollen. Das Interieur darf bei manchem Auftraggeber chic sein. Eine echte Aufgabe für eine Innenarchitektin. Nico Fischer darf sich also noch Hoffnung machen.