Wetter/Herdecke. Proteste gegen Rechtsextremismus auch in der Region. Herdecker Grüne rufen zur Teilnahme an Wittener Protest auf.

Es sind Bilder, die beeindrucken: Am Samstagnachmittag setzten rund 30.000 Menschen in der Dortmunder Innenstadt ein Zeichen des Widerstands. Der Dortmunder Arbeitskreis gegen Rechtsextremismus hatte unter dem Motto „Das neue Braun ist Blau“ zu der Kundgebung gegen die AfD aufgerufen – unter anderem waren auch Bürgerinnen und Bürger aus Wetter vor Ort. In dieser Woche gehen die Proteste in der hiesigen Region weiter. Am 24. Januar wird in Witten gegen eine Veranstaltung der AfD demonstriert, einen Tag später findet in der Hagener Innenstadt eine Versammlung „Für Demokratie und gegen Rechtsextremismus“ statt.

Für die Demokratie einstehen

Der Platz vor der Alten Steinwache in Dortmund füllte sich am Samstagnachmittag schnell. Von dort aus setzte sich der Zug der Demonstranten Richtung Abschlusskundgebung am Hauptbahnhof in Bewegung. „Schon da ware es viele“, erzählt Susanne Schlenga. „Aber die Menge vor dem Bahnhof war imposant. Und selbst zum Ende der Veranstaltung kamen immer noch Leute dazu.“ Die Wetteranerin war mit ihrem Mann und Freunden mit dem Zug zu dem Protest gefahren – ohne Pappschilder, ohne Trillerpfeifen. Aber mit dem Gefühl: „Wir müssen dahin“, sagt sie. Es sei ihnen wichtig gewesen zu zeigen, „dass man für die Demokratie einsteht und gegen Rechts aufsteht.“

Demonstration gegen Rechts in Dortmund, zu der auch Bürgerinnen und Bürger aus Wetter gereist waren: Teilnehmer präsentieren Schilder mit der Aufschrift „Lieber solidarisch als solide arisch“ oder „AfD wählen ist sooo 1933!“.
Demonstration gegen Rechts in Dortmund, zu der auch Bürgerinnen und Bürger aus Wetter gereist waren: Teilnehmer präsentieren Schilder mit der Aufschrift „Lieber solidarisch als solide arisch“ oder „AfD wählen ist sooo 1933!“. © dpa | Roberto Pfeil

„Die Zeit ist jetzt“

Auch Tina Pfaff war bei der Demonstration in Dortmund dabei. Auch ihr war es persönlich sehr wichtig, ihre Meinung zu äußern, „nicht im Schweigen zu verharren“, wie sie sagt. Als frühere Schülerin des Geschwister-Scholl-Gymnasiums in Wetter habe sie sich zu Schulzeiten bereits vorgenommen: Wenn noch einmal so eine Zeit kommen sollte, werde sie ihre Stimme erheben. „Und diese Zeit ist jetzt“, betont die Wetteranerin. Das möchte sie auch ihren Kindern – sieben, elf und 15 Jahre alt – vermitteln, mit denen sie zusammen zum Dortmunder Hauptbahnhof gereist war. „EkelhAFD“ und „Wenn die AfD die Antwort ist, wie dumm war dann die Frage?“ stand auf den selbstgebastelten Plakaten, die ihre Tochter und deren Freundin in die Höhe hielten. „Mir war es wichtig, meinen Kindern das Gefühl zu geben: Wir lassen nicht zu, dass so etwas noch einmal passiert. Wir helfen und unterstützen uns gegenseitig.“

Mir war es wichtig, meinen Kindern das Gefühl zu geben: Wir lassen nicht zu, dass so etwas noch einmal passiert.
Tina Pfaff - Aus Wetter zur Demo nach Dortmund gereist

Menschenkette in Herdecke angedacht

Ein Zeichen setzen: Das möchte auch Katja Strauss-Köster. Nur wie dieses Zeichen aussehen kann – dazu sammelt die Herdecker Bürgermeisterin auf Facebook Ideen, Meinungen und Mitstreiter. „Nein zu jeder Form von Antisemitismus und Rassismus“ steht mit großen weißen Buchstaben auf schwarzem Hintergrund in dem Posting, mit dem die Bürgermeisterin eine Menschenkette in der Fußgängerzone ins Gespräch bringt und dazu auffordert, sich „zur Vorbereitung“ zu treffen und „kreativ zu werden“. Ein Vorschlag, der anzukommen scheint. Mehr als 100 Menschen haben den Beitrag mit einem Daumen-hoch-Zeichen versehen, mehr als 30 mit „Bin dabei“ kommentiert.

Witten: Protest gegen AfD-Bürgerdialog

Die Herdecker Grünen rufen dazu auf, an diesem Mittwoch an der Demonstration gegen den „sogenannten Bürgerdialog“ der AfD in Witten (24. Januar, ab 17.30 Uhr, vor dem Saalbau an der Bergerstraße 23) teilzunehmen, zu dem auch Mitglieder der AfD-Bundestagsfraktion anreisen sollen. „Die letzten Wochen haben einmal mehr gezeigt, was wir von dieser Form des Rechtsextremismus tatsächlich zu erwarten haben, den die AfD immer unverhohlener vertritt“, erklärt die hiesige Ortsvorsitzende Kirsten Deggim in einer Pressemitteilung der Partei.

In Herdecke habe eine starke Zivilgesellschaft zuletzt die Geflüchteten aus der Ukraine nachbarschaftlich aufgenommen. Viele von ihnen seien Fachkräfte, die dringend gebraucht werden. Ginge es nach Plänen aus der AfD, würden sie und andere Menschen mit Migrationshintergrund zusammen mit den Engagierten in der Flüchtlingsarbeit ausgewiesen, so die Grünen. „Wir müssen diese Äußerungen und Pläne der AFD ernst nehmen und die fatalen Folgen für unsere Gesellschaft, für unser Sozial- und Wirtschaftssystem beschreiben. Es ist zudem die Aufgabe aller demokratischen Kräfte, gemeinsam Lösungen für die komplexen Herausforderungen zu verhandeln und zu verabreden“. Auch in Herdecke sollte gemeinsam mit allen demokratisch denkenden Bürgern ein Zeichen für Toleranz und gegen Fremdenfeindlichkeit und Ausgrenzung gesetzt werden.

Hagen: „Bündnis offen bunt“ ruft zur Demonstration auf

Das Hagener „Bündnis offen bunt“ (BOB), ein breites gesellschaftliches Bündnis aus Gewerkschaften, Parteien, Jugendverbänden und anderen zivilgesellschaftlichen Gruppen, hat für Donnerstag, 25. Januar, eine Demonstration „gegen Rechtsextremismus und Antisemitismus sowie gegen die Zerstörung unserer Demokratie“ organisiert. Start ist um 18 Uhr auf dem Friedrich-Ebert-Platz. Es soll einen Demonstrationszug durch die Innenstadt geben, der mit einer Kundgebung an der Muschel im Volkspark endet.