Wetter. Drei Lehrkräfte sollen kurzfristig die Bergschule verlassen. Das Schulamt und die Schule schweigen - die Eltern sind besorgt, aber auch wütend.

„Die Klassenlehrerin unserer Kinder soll versetzt werden.“ Das ist an sich kein ungewöhnlicher Umstand, aber an der Bergschule in Alt-Wetter verhält es sich etwas anders. Dort sollen drei Lehrkräfte, die gleichzeitig auch Klassenlehrerinnen und -lehrer sind, zum 1. Februar die Schule verlassen. Betroffen seien die erste, dritte und vierte Klasse – bei einer Klasse sei es damit schon der achte Klassenlehrerwechsel. Zumindest sind das die Informationen, die Andrea Schötz und Katrin Bildheim, deren Kinder die dritte Klasse an der Bergschule besuchen, „zwischen Tür und Angel“ durch den Elternchat bei WhatsApp erfahren haben.

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„Ich verstehe das nicht“, sagt Andrea Schötz, „mitten im Schuljahr soll die Klassenlehrerin meiner Kinder die Schule verlassen. Wir wohnen inzwischen in Herdecke, haben die Kinder aber trotzdem in Wetter auf der Schule gelassen, weil wir so begeistert von der Klassenlehrerin sind.“ Genauso sieht es bei Katrin Bildheim aus. Auch sie wohnt mit ihrem Sohn inzwischen in Herdecke: „Sie ist eine tolle und engagierte Lehrerin. Das ist auch der Grund, dass wir zwar vor einem Jahr nach Herdecke gezogen sind, aber keinen Schulwechsel veranlasst haben“, sagt Katrin Bildheim. Am meisten stört sie die fehlende Kommunikation seitens der Schule gegenüber den Eltern: „Wir haben nur durch Zufall erfahren, dass die Klassenlehrerin unserer Kinder, genau wie zwei andere Lehrer mitten im Schuljahr die Schule verlassen sollen. Für die Kinder kommt das alles komplett ohne Vorbereitung auf die anstehende Veränderung, dass ihre Vertrauensperson bald weg ist.“

Kontaktaufnahme erfolglos

Warum die Lehrkräfte versetzt werden sollen, wissen die Eltern nicht. „Es ist schon merkwürdig, dass da gar nichts zu gesagt wird. Auch die Schulleiterin geht jedem Gespräch aus dem Weg“, empört sich Katrin Bildheim. Auch Andrea Schötz hat versucht, Kontakt zur Schulleitung aufzunehmen – ohne Erfolg. „Ich wollte einen Termin machen, aber meine Anfrage wird bisher ignoriert. Dabei habe ich gesagt, dass es im Gespräch um meine Kinder gehen soll.“ Als ihr Mann die Rektorin an einem Morgen in der Schule angetroffen habe, hätte er versucht, mit ihr über den Sachverhalt zu sprechen, jedoch auch ohne Erfolg. „Sie hat ihm gesagt, dass sie sich dazu nicht äußert“, sagt Andrea Schötz. Inzwischen sei den Eltern mitgeteilt worden, von E-Mails an die Schulleiterin abzusehen. Auch mehrfache Versuche der Kontaktaufnahme dieser Zeitung scheitern und es gibt keinen Rückruf. Zur Thematik will man sich seitens der Schule dem Anschein nach nicht äußern.

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Die Bergschule Alt-Wetter ist eine städtische Gemeinschaftsgrundschule. Auf eine Anfrage bei der Stadt Wetter hin erklärt deren Sprecher Jens Holsteg jedoch: „Dazu können und dürfen wir als Stadt nichts sagen, das liegt beim Schulamt.“ Bereits zuvor hatten die Eltern versucht, das Schulamt für den Ennepe-Ruhr-Kreis zu kontaktieren. „Das Schulamt hat mir gesagt, dass sie dazu nichts sagen können“, erklärt Andrea Schötz. „Daraufhin haben fast alle der Eltern der Klasse eine Mail ans Schulamt geschrieben.“ Auch auf Nachfrage dieser Zeitung heißt es beim Schulamt, man dürfe aus „dienstrechtlichen Gründen“ in dieser Sache keine Auskunft geben, da es „laufende Prozesse“ seien. „Die Entscheidung steht auch noch gar nicht fest“, sagt Angela Partner, Schulrätin und zuständig bei der Schulaufsicht der Grundschulen des Ennepe-Ruhr-Kreises. „Es finden noch Gespräche statt und die Entscheidung muss noch durch den Personalrat.“ Auch die Lehrkräfte werde man in dieser Sache anhören. Diese „bleiben auch so lange an der Schule, bis die Entscheidung getroffen ist“, erklärt Partner weiter. „Auch mit den Eltern werde ich noch Gespräche führen und versuchen, die Unsicherheiten zu nehmen.“

Eigentlich hatten die Eltern eine Demonstration vor der Bergschule in Wetter geplant, die aber kurzfristig abgesagt wurde. Man wolle nun doch erst den Termin mit dem Schulamt am 17. Januar abwarten. Dieser Termin wurde jedoch vom Schulamt am Tag vorher „aufgrund der Wetterlage“ auf die kommende Woche verschoben. „Ob das wirklich der Grund ist, wissen wir natürlich nicht“, sagt Katrin Bildheim. „Die anderen Eltern wurden ermutigt, nicht mit der Presse zu sprechen“, sagt Andrea Schötz. „Man befürchtet, dass das negative Konsequenzen seitens des Schulamts für die Lehrkräfte haben könnte. Aber Frau Bildheim und ich versuchen, realistisch damit umzugehen und finden, dass das Thema Öffentlichkeit verdient hat.“ Eigentlich wünschten sich die beiden Mütter nur einen offenen Umgang mit dem Thema. „Dass es keine Kommunikation und keine Informationen an die Eltern gibt, finde ich erschütternd. Das Ganze wäre wahrscheinlich nie kommuniziert worden, wäre es nicht zufällig bekannt geworden“, ist sich Katrin Bildheim sicher. „Für die Kinder ist das alles ja noch unverständlicher“, fügt Andrea Schötz hinzu. „Ich frage mich, was als nächstes passiert.“ Sie sind sich sicher: Das Ende ist in dieser Sache noch nicht erreicht.