Herdecke. Bald starten Hobby-Winzer Elias Sturm und sein Team wieder mit Hangarbeiten am Hengsteysee in Herdecke. Sie hoffen auf zweierlei Unterstützung.

Anfang Januar ist stets ein guter Zeitpunkt für einen Rück- und Ausblick. Das zeigt sich auch im Gespräch mit Elias Sturm. Den Herdecker kennen mittlerweile viele durch das Project Vino. Der Hobby-Winzer und seine Helferschar haben oberhalb des Koepchenwerks bekanntlich einen Hang in einen Weinberg verwandelt. Seit 2021 arbeitet die Truppe auf der steilen Fläche neben den markanten Rohren und verfolgt weiter das Ziel, 2026 erstmals eine Ernte einzufahren und ein edles Tröpfchen aus Trauben vom Hengsteysee anbieten zu können. (

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© WP | Ronja Rohen
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Rebschnitt steht an

Dafür haben die jungen Leute, die meist Anfang 20 oder etwas älter sind und sich teilweise seit Herdecker Kindheitstagen kennen, im vergangenen Jahr rund 1300 Reben gesetzt. Und die machen Arbeit. „Je nach Wetter wollen wir voraussichtlich Anfang Februar mit dem Zurückschneiden der Pflanzen beginnen“, erklärt Elias Sturm. Mit dem Rebschnitt will der Hobby-Winzer auch wieder Struktur in den Hang bringen. Davor stehen weitere Tätigkeiten an. „Wir müssen Kalk aufbringen, um den pH-Wert anzupassen“, erläutert der Anführer der fleißigen Truppe. Außerdem: Von 250 Holzpfählen fehlen noch 30 im Hang. Auch das „Reinkloppen“ dieser restlichen Pfeiler soll am Jahresanfang erfolgen. Gleiches gelte für das Spannen der Drahtanlage, an der die Rebstöcke entlang in die Höhe wachsen.

Elias Sturm bietet für das Project Vino auch 2024 am Hengsteysee wieder Führungen oberhalb der Maschinenhalle an.
Elias Sturm bietet für das Project Vino auch 2024 am Hengsteysee wieder Führungen oberhalb der Maschinenhalle an. © WP | Nina Welz

„Wer uns dabei unterstützen möchte, ist herzlich willkommen und kann sich gerne per Mail oder über unsere Internetseite melden“, sagt Elias Sturm und blickt auf einige anstehende Termine mit dieser besonderen Gartenarbeit. „Beim Rebschnitt wollen wir uns, so wie es auch andernorts üblich ist, nach den Mondphasen richten.“

Patenschaften fast komplett vergeben

Noch bleibt etwas Zeit, ehe die Freundinnen und Freunde sowie neue Interessierte loslegen. Auch der Termin für das Rebpaten-Fest in der ersten Jahreshälfte steht noch nicht fest, die entsprechenden Personen bekommen aber rechtzeitig Bescheid. Wobei sich diese Idee als Erfolgsgeschichte entwickelt hat. Fast alle Patenschaften für die Rebstöcke mit einem dann frei zu wählenden Namen sind vergeben, nur noch etwas weniger als zehn stehen zur Verfügung. „Wir sind überwältigt von der ganzen positiven Resonanz“, teilt Project Vino mit. Oder kürzer: „Wow!“

Weinberg-Führungen und Kontakt

Auch in diesem Jahr können Interessierte wieder den bepflanzten Hang am Koepchenwerk besichtigen. Eine Tour durch den laut Project Vino „steilsten und größten Weinberg im Ruhrpott“ inklusive Verkostung von ausgewählten Getränken dauert meist etwas mehr als zwei Stunden. Los geht es mit einer Führung in der Maschinenhalle am Ufer des Hengsteysees, ehe es viele Treppen hinauf in Richtung RWE-Schriftzug geht. Die Aussicht in Richtung Sauerland, Hohensyburg und Hagen entschädigt für die Strapazen.

Der 4. Mai ist der erste Termin in 2024 für dieses „Erlebnis zwischen Industriekultur, Weingenuss und Landwirtschaft“. Weitere folgen, Elias Sturm und Ehrenamtler der AG Koepchenwerk führen die Gruppen immer am ersten Samstag im Monat über das Gelände. Kosten: 25 Euro pro Person. Uhrzeit: 15 und 17 Uhr. Erste Anmeldungen liegen vor.

Wer Interesse an den Touren hat, den jungen Leuten bei der Arbeit in Kürze helfen möchte oder den Herdecker Hobby-Winzern einen Acker für eine zweite Weinanbau-Fläche zur Verfügung stellen kann, erhält weitere Auskünfte im Internet unter www.projectvino.de oder schreibt eine Mail (info@projectvino.de).

Das Weihnachtsfest bot in diesem Zusammenhang kürzlich gleich zwei Möglichkeiten: Manche verschenkten eine Rebpatenschaft, andere eine Führung durch den Weinberg am Herdecker Hengsteysee. Auch diese Touren, die ab Mai beginnen und einen anstrengenden Aufstieg über 340 Treppenstufen beinhalten, stehen wieder im Kalender für 2024. Im Hintergrund laufen in den nächsten Monaten weitere Vorbereitungen, um eines Tages erstmals aus den geernteten Trauben ein alkoholisches Getränk herstellen zu können.

Weitere Weinlinie an anderem Standort

Überraschend kommt hingegen diese Mitteilung von Project Vino. „Wir können mit den 0,3 Hektar am Koepchenwerk gerade so die Nachfrage bedienen. Wie wäre es also mit einer zweiten Weinlinie an einem zusätzlichen Standort? Wir finden die Idee super. Deshalb freuen wir uns, wenn jemand ein Stückchen Ackerland zwischen 0,3 und 1,0 Hektar zu verpachten hat.“

Die letzten Holzpfähle müssen nun auch noch am Hang platziert werden.
Die letzten Holzpfähle müssen nun auch noch am Hang platziert werden. © WP | Steffen Gerber

Elias Sturm konkretisiert das. Die neue Fläche sollte möglichst nicht so steil sein wie der Hang am Hengsteysee mit 56 Prozent Neigung. Das Gelände oberhalb der denkmalgeschützten Maschinenhalle sei in vielerlei Hinsicht eine Herausforderung, auch bezüglich Wirtschaftlichkeit und Aufwand.

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Die jungen Leute von Project Vino hoffen auf Hinweise, dass jemand in Herdecke oder naher Umgebung ein Areal zur Verfügung stellt. „Wir hoffen, dass wir dort vielleicht mal was ausprobieren können. Klar ist, dass es dort auch eine Zeit dauern würde, ehe dort der Weinanbau beginnen könnte“, so Elias Sturm.

Architektur-Abschlussarbeit

Der Architektur-Student muss sich momentan ohnehin noch einer anderen Aufgaben widmen: Er schreibt gerade seine Bachelor-Arbeit und hat „noch einige Nachtschichten“ vor sich. Thema dieses Abschlusstextes: Gestaltungsmöglichkeiten am Koepchenwerk. „Doch das ist rein fiktiv angelegt“, sagt der Herdecker, der anschließend weitere berufliche Schritte in Sachen Baukunst plant. Sein Lieblings-Projekt am Hengsteysee will der Hobby-Winzer hingegen mit unveränderter Leidenschaft weiter vorantreiben.

Wer eine Kombi-Führung am Koepchenwerk bucht, muss den steilen Anstieg neben den Druckrohrleitungen in Kauf nehmen.
Wer eine Kombi-Führung am Koepchenwerk bucht, muss den steilen Anstieg neben den Druckrohrleitungen in Kauf nehmen. © WP | Steffen Gerber