Wetter. Die Partnersuche bei den Rehen bedeutet eine Gefahr für Autofahrer. Die Redaktion hat mit Jäger Ralph Näscher ein Interview dazu geführt.

Die Rehe sind momentan in der Blattzeit. Das bedeutet, sie sind auf der Suche nach einem Partner. Das führt dazu, dass sie ab von ihrem eigentlichen Revier und den Tageszeiten Straßen und Wege überqueren. Das wiederum birgt Gefahren für Passanten und Autofahrer. Ralph Näscher ist Jäger aus Wetter und kennt die Gefahren. Wir haben nachgefragt, wie die Gefahren, die sich in dieser Zeit ergeben, eingedämmt werden können.

Als Jäger sind Sie jedes Jahr mit dem Thema konfrontiert. Was unternimmt die Jägerschaft, um beispielsweise Rehe in der Brunft von Straßen fernzuhalten?

Ralph Näscher: „Wir haben in
der Vergangenheit schon einige Präventionsmaßnahmen unternommen, um die Zahl der Unfälle zu reduzieren. Beispielsweise haben wir blaue Blinker an der Esborner und Voßhöfener Straße angebracht. Zusätzlich haben wir CDs in die Bäume gehängt.“

Wie sollen die Reflektoren und CDs wirken?

Die Reflektoren sollen die Autofahrer zu einer vorsichtigeren Fahrweise anregen, und die Lichtreflexe führen beim Wild zu einem Verhoffen (Abwarten) am Straßenrand.

Welche Möglichkeiten gibt es noch, um Rehe von der Querung der Straße abzuhalten?

„Wir haben auch mal Duftstoffe eingesetzt, das hat hier aber nicht richtig funktioniert. Darin ist eigentlich ein Duft enthalten, den Rehe nicht mögen und vor dem sie sich fernhalten.“

Was empfehlen Sie Autofahrern, die unterwegs sind und plötzlich ein Reh auf der Straße bemerken?

„Zunächst sollten die Autofahrer möglichst vorsichtig und umsichtig fahren. Außerdem gilt es, auf keinen Fall in Panik zu verfallen und zu
versuchen den Rehen auszuweichen.“

Das bedeutet, wenn ein Reh plötzlich vor mir auftaucht, soll ich einfach weiter darauf zu fahren?

„Ja. Das Steuer festhalten und natürlich abbremsen. Denn oft ist das Reh schon weg, wenn ich wirklich an dieser Stelle angekommen bin. Viele unterschätzen die Geschwindigkeit, die die Tiere haben können.“

Wenn es doch zu einem Unfall kommt, was muss ich tun?

„Auf jeden Fall die Polizei benachrichtigen. Die verständigt dann den zuständigen Jäger des Gebiets. Der Jäger kümmert sich dann um das Tier.“

Gilt das auch, wenn es zur Kollision kam, das Reh aber weiter gerannt ist?

Wenn es dabei zum Schaden am PKW gekommen ist, liegt es im Interesse des Fahrers, um für seine Versicherung einen Nachweis zu haben. Als Jäger sehe ich die Fürsorgepflicht dem verletzten Tier gegenüber. Wichtig ist, den Unfallort zu kennzeichnen. Von dort wird ein Jäger mit seinem Hund eine Nachsuche nach dem Wild beginnen. Dies kann auch noch Stunden später erfolgreich sein.

Sie kümmern sich nicht nur als Jäger um den Umwelt- und Naturschutz. Sie haben auch auf verschiedenen Gartenflächen Blumenmischungen für Insekten ausgesät. Warum ist Ihnen das so wichtig?

Im Frühjahr 2018 hatte ich einen sehr motivierenden Vortrag eines Imkers gehört, der mir nochmal die Notwendigkeit von geeigneten Biotopen für die Insekten vor Augen geführt hat. Daraufhin hatte ich meine Mutter gefragt, ob sie bereit sei, einen Teil der Rasenfläche in eine Blumenwiese zu tauschen. Sie war anfangs skeptisch, insbesondere als ich mit einer schweren Fräse den Boden aufgewühlt hatte. Nach drei bis vier Wochen wuchsen die ersten grünen Stengel. Im zweiten Monat wurde es dann schließlich spannend. Nun wurden die ersten der ca. 40 verschiedenen Blumenarten sichtbar. Bis in den Oktober konnte sie sich an ständig neuen Blüten erfreuen.

Wird die Wiese denn angenommen?

Die Wiese wird von den unterschiedlichsten Insekten besucht, und es ist wunderbar, dem Summen und Brummen zuzuhören. Ich habe das empfohlene Saatgut eines deutschen Unternehmens mit heimischen Pflanzen ausgesät und verschiedene einjährige Mischungen probiert. Mein Sohn hat im Rotarctclub Insektenhotels gebaut. Diese werden wir zusätzlich aushängen.