Herdecke. Dieter Kempka hat die Linke hinter sich gelassen. Er ist nicht der Einzige, der sich für eine Wagenknecht-Partei stark machen würde, sagt er.

Da waren die Herdecker mal ganz weit vorn: Die Ausflaggung der früheren Linksfraktion als „Sahra Wagenknecht - Linke Fraktion Herdecke“ hat Dieter Kempka und Vladimir Munk bundesweite Aufmerksamkeit beschwert. Der Parteiaustritt von Sahra Wagenknecht und die Ankündigung einer Parteigründung wirkt da wie eine Bestätigung für den Kurs vor Ort.

Im August war Dieter Kempka aus der Partei „Die Linke“ ausgetreten. Knapp 20 Jahre hat er für sie Politik gemacht, zuletzt als Ratsmitglied und Vorsitzender der Fraktion. Ratsherr Vladimir Munk dagegen ist weiter Mitglied der Partei. Es gibt viel Übereinstimmung für die Politik in Herdecke, sagen sie. „Ich sehe die Fraktion nicht gefährdet“, so Munk, der sie jetzt anführt.

Lange schon hat Dieter Kempka mit der Politik der Bundespartei gehadert. „Am Ende war die Linke politisch nicht mehr auf meiner Wellenlänge“, sagt Kempka und stellt fest: Von einer Arbeiterpartei sei die Linke mittlerweile weit entfernt. Gestört hat ihn auch der „Umgang der Linken mit anderen Meinungen.“ Hier denkt er namentlich an Sahra Wagenknecht, die frühere Co-Fraktionschefin im Bundestag. Die Partei habe sie aus dem politischen Betrieb heraus drängen wollen. Entscheidend für Dieter Kempka allerdings: „Eine Friedenspolitik findet nicht mehr statt.“ Für ihn als erklärten Antifaschisten sei es unerträglich gewesen, dass plötzlich auch die Unterstützung der Ukraine mit Waffen nicht mehr ausgeschlossen wurde. Nach einem entsprechenden Fernsehbericht hat er direkt der Partei seinen Austritt erklärt.

Herdecke bundesweit Vorreiter

Viel Zustimmung habe er seitdem erfahren, berichtet Dieter Kempka. Das gelte auch für Gespräche mit politischen Weggefährten. Mit seinem Bekenntnis zur politischen Ausrichtung von Sahra Wagenknecht habe er sich nicht ins Aus geschossen. Kempka wörtlich: „Ich stehe mittendrin in der Basis in Herdecke und im Kreis.“ Nun bereitet in Berlin der Verein „Bündnis Sahra Wagenknecht“ die Gründung einer Partei und die Teilnahme an Wahlen vor. Sollte es dahin kommen, wird es im Ennepe-Ruhr-Kreis schnell eine Kreisgruppe geben, die für die neue Partei aktiv wird. „Ich habe Leute, die mitmachen“, erklärt Dieter Kempka.

Drei Mal schon hat Dieter Kempka Sahra Wagenknecht bei Veranstaltungen gesehen, zumindest einmal hat dabei ein paar Worte mit ihr wechseln können. Überzeugend fand er ihr Buch „Die Selbstgerechten“. In ihrem laut Untertitel „Gegenprogramm - für Gemeinsinn und Zusammenhalt“ habe sie aufgezeigt, was schief geht im Land.

Seine örtliche Allianz mit Vladimir Munk als weiter Linkem und Dieter Kempka als ehemaligem Linke-Partei-Mitglied hat Herdecke eine Erwähnung in der linken Tageszeitung „taz“ beschert. Und auch die Heute Show hat Interesse gezeigt für die Sahra Wagenknecht - Linke Fraktion in Herdecke. Wie aber muss man sich die Zusammenarbeit vorstellen, wenn der eine eine Partei verlassen hat, an der der andere festhält? Er und Munk hätten lange geredet, wie die Kuh vom Eis zu bekommen sei, berichtet Dieter Kempka und dabei gemerkt, dass sie „immer auf einen gemeinsamen Nenner gekommen sind für die Probleme in Herdecke.“

Gemeinsamkeiten zählen

Vladimir Munk bestätigt, was die Umbenennung der Fraktion nicht geändert habe: „Wir sind uns einig, was Herdecke betrifft.“ Der Austritt von Sahra Wagenknecht und die Parteigründung waren zu erwarten, erklärt Munk, warum die Fraktion in Herdecke schon frühzeitig die Weichen gestellt hat und er jetzt von den Entwicklungen nicht überrascht ist. Wo sieht er seine politische Zukunft? Vorerst bei der Linken, gibt er zur Auskunft. Anfang November gebe es eine Kreisdelegiertenversammlung. Dann werde sich zeigen, ob die Linke noch mit ihm wolle und er mit ihr.