Wetter. Warum beim Stadtbetrieb in Wetter vor Starkregen die Dienstpläne umgeschmissen und aktuell 3000 Fangkörbe von Laub und Dreck befreit werden.

Hebehilfe verriegelt. Gitter weggehoben. Fangkorb an den Hakengenommen und ausgeleert. Karl-Hermann Zerzau vom Stadtbetrieb in Wetter macht das mehr als 50 mal am Tag - damit bei Starkregen die Fahrbahn nicht zur Rutsche wird für Autofahrer oder nicht etwa ein Keller unnötig voll läuft.

Das Fahrzeug mit dem Aggregat zum Anheben und der Ladefläche für den ausgekippten Inhalt der Körbe steht an der Ecke von Theodor-Heuss-Straße und Märkischer Straße. Viel Laub liegt am Straßenrand, aber nicht direkt am Einlauf. Auch das nächste parkende Auto hält Abstand. Doppeltes Glück für den Mann vom Stadtbetrieb.

Neuerdings erfasst eine App, welche Sinkkästen im Stadtgebiet von Wetter bereits gereinigt sind und wo Aufgaben für den Stadtbetrieb bleiben.
Neuerdings erfasst eine App, welche Sinkkästen im Stadtgebiet von Wetter bereits gereinigt sind und wo Aufgaben für den Stadtbetrieb bleiben. © Klaus Görzel

Sein Fahrzeug hat GPS. Die Eingaben macht er neuerdings in eine App. Hier muss er also keine Nachricht fürs Nacharbeiten an einem anderen Tag hinterlassen. Punktgenau hat er den Wagen so abgestellt, dass der Haken über dem Einlauf baumelt. Das Gitter ist weggezogen. Mit der Hand säubert Karl-Hermann Zerzau den Rand. Die Winde zieht den Eimer hoch und lässt ihn ausgeleert hinab.

Steile Straßen gehen vor

3000 Sinkkästen gibt es in Wetter. Sie sind in die Fahrbahn eingelassen, damit sich feste Stoffe absetzten können, die das Wasser mit sich führt. Zweimal im Jahr werden sie geleert. „Das geht schon über ein paar Wochen“, überschlägt Adnan Kurbasevic, Disponent beim Stadtbetrieb. Nach dem Winterdienst dreht die Stadtreinigung die erste Runde und sorgt dafür, dass die Wassermassen am Straßenrand tatsächlich unter der Fahrbahn verschwinden und nicht einfach über die Gitter schießen. Gerade hat die zweite Runde begonnen, zunächst einmal da, wo ein funktionierender Regenablauf besonders wichtig ist: an den steilen Straßen der Stadt.

Auf der Hegestraße und der Bachstraße hat Karl-Hermann Zerzau also den Anfang gemacht. Und da war er nicht allein. An steilen und gefährlichen Stellen wird im Zweierteam gearbeitet, sonst reicht nur ein Mensch, und der muss nicht einmal sonderlich viel Kraft aufwenden. Herkömmliche Sinkkastenreinigung ist harte körperliche Arbeit. Die spezielle Technik des Stadtbetriebes macht den Job sogar schwerbehindertentauglich, weiß Adnan Kurbasevic.

Autos steht oft über Einlässen

Fähnchen markieren in der Handy-App, welche Sinkkästen schon angesteuert worden sind. Und im Kommentarfeld lassen sich Bemerkungen unterbringen. Etwa der Ersatz eines durchgerosteten Korbes durch einen neuen. Vier Grundtypen gibt es, von denen Zerzau immer genügend Exemplare mit auf der Ladefläche dabei hat. Große und kleine. Runde und ovale. So spart er sich zeitraubende Fahrten zum Lager in Voßhöfen.

Das Reinigungsteam kündigt sich im Normalfall nicht an. Und oftmals liegen Sinkkästen und Parkmöglichkeiten auf der gleichen Seite der Straße wie an diesem Morgen an der Theodor-Heuss-Straße in Alt-Wetter. Sollten auch beim Nachholtermin zu viele Gitterroste zugestellt sein, gibt es auch schon mal ein befristetes Parkverbot, damit der Stadtbetrieb seine Arbeit machen kann. Bei plötzlich angekündigtem Starkregen gibt es diese Möglichkeit nicht.

Bürger könnten helfen

Immer mal wieder werden Extra-Touren gemacht, wenn mit heftigen Regengüssen zu rechnen ist. Steile Straßen und gefährliche Ecken sind dann das Ziel. Viele Bürger wissen allerdings nicht, dass sie es den Reinigungsteams unnötig schwer machen. Und dabei denkt Adnan Kurbasevic nicht an eine Parkplatzwahl über einem der Einläufe.

Ein Vorrat von Körben liegt immer auf der Ladepritsche: Stadtbetrieb-Disponent Adnan Kurbasevic bei der Auswahl.
Ein Vorrat von Körben liegt immer auf der Ladepritsche: Stadtbetrieb-Disponent Adnan Kurbasevic bei der Auswahl. © Klaus Görzel

Die Bürger haben in vielen Straßen eine Pflicht, das Laub aus dem Rinnstein und vom Bürgersteig zu fegen, und der Stadtbetrieb bietet ja auch Termine zur kostenlosen Laubabgabe an. Dennoch halten es viele Anrainer mit den Blättern wie mit dem Schnee: Sie befördern das lästige Gut achtlos auf die Fahrbahn. Nicht überall müssen die Bürger das Laub beispielsweise von städtischen Alleebäumen beseitigen. Schön wäre es, wenn wenigstens die Satzungsregelungen beachtet würden, findet Karl-Hermann Zerzau.

Ölreste und Beutel voller Hundekot

Ärgerlicher als Blätter in den Auffangkörben sind allerdings Beutel voller Hundekot. Auf der einen Seite freut sich der Stadtbetrieb, wenn sich Hundehalterinnen und Halter die Beutel beispielsweise im Servicebüro des Stadtbetriebs abholen. Wenn sie dann allerdings gefüllt durch die Ritzen der Gitter gedrückt werden und den Wasserabfluss behindern, hört für Adnan Kurbasevic der Spaß auf. Zunehmend lasse sich diese Unsitte beobachten, so der Disponent.

Nicht nur wegen der Plastikanteile wird der Inhalt der Fangkörbe nicht einfach kompostiert. Zigarettenstummel finden sich in der Masse ebenso wie Reste von Öl, das die Autos an Straßenrand unmerklich verloren haben und das mit in den Sinkkasten geflossen ist. „Das ist kein normaler Grünabfall, sondern Straßenkehricht“, sagt Adnan Kurbasevic. Entsprechend wird das verrottete Zeug aus den Sinkkästen nach Herdecke zum Entsorger Vorberg gebracht.

Laubannahme

Nur sortenreines Laub kann beim Stadtbetrieb kostenlos abgegeben werden.

Nächste Gelegenheit: Der kostenlose Grünschnitttag Samstag, 28.10., 8 bis 14 Uhr auf dem Betriebsgelände, Wasserstraße 18.

Weitere Termine sind witterungsabhängig voraussichtlich ab November samstags zwischen 8 und 14 Uhr.